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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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viele von ihnen in zähem Morast, der sie nicht wieder hergeben wolle.
    Schließlich hatte sich der Großteil der himmlischen Heerscharen wieder zusammengefunden und begann, sich neu zu formieren. Plötzlich eines unmittelbaren Feindes beraubt, strebten die Dämonen nun ihrerseits den nicht direkt am Kampf beteiligten Angeliten entgegen. Auriel sah, wie ein Dämon auf sie zukam. Sein Körper war biegsam wie der einer Schlange, und seine kurzen Stummelflügel schlugen so heftig, dass sie für die Michaelitin nicht deutlich auszumachen waren. Die dolchartigen Zähne schienen den Versuch zu unternehmen, sich gegenseitig im Maul des viel zu großen Kopfes zu verdrängen, was es der Kreatur unmöglich machte, das Maul zu schließen. Zwei runde Glubschaugen verliehen dem Dämon etwas Lächerliches, doch ließ der Engel sich nicht von derartigen Merkmalen täuschen. Diese Kreatur wollte ihrem Leben auf Erden ein Ende setzen, und die Befehlshaberin der angelitischen Truppen war bereit, die gebrüllte Herausforderung anzunehmen.
    Doch trotz ihrer hoffnungslosen Unterlegenheit funktionierten die jahrhundertealten Ehrenkodizes der Engel auch in dieser Situation. Noch ehe Auriel sich in die Lüfte schwingen konnte, stürzte sich eine Schar Engel aus Richtung ihres Sammelpunktes von oben auf den Dämon, um ihn von ihrer Anführerin fernzuhalten. Der bereits stark angeschlagene Michaelit des Selbstmordkommandos donnerte beinahe ungebremst in die Flanke des Riesen und drängte die behäbige Kreatur so aus ihrer Flugbahn, ehe er benommen dem Boden entgegentrudelte. Auriel blieb wenig anderes übrig, als ihrem Bruder mit offenem Mund nachzustarren, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand. Die übrigen Mitglieder der Schar flogen immer wieder gefährlich nah an dem Dämon vorbei und versetzten ihm mit ihren scharfen Waffen tiefe Schnitte in die Weichteile, die von der starken Chitinpanzerung nicht abgedeckt wurden. Der Urielit feuerte ständig Pfeile in Richtung der Augen des Ungetüms und versenkte jeden einzelnen davon im Zentrum der riesenhaften Pupille, deren genaue Form zu bestimmen Auriel nicht gelingen wollte.
    Schließlich zeigten die Bemühungen der Engel Erfolg. Mit einem markerschütternden Brüllen verlor der Dämon an Höhe und wand sich in Todeszuckungen, wobei sein langer Schwanz die Luft um ihn herum in Streifen schnitt. Mit einem letzten Aufbäumen donnerte die Chitinpeitsche in den Bug der Plattform und warf den angelitischen Stahlkoloss aus seiner Flugbahn. Wild trudelnd wirbelte er in der Luft um die eigene Achse, ehe er sich langsam wieder stabilisierte. Der Gesang der Sarieliten am Heck der schwebenden Plattform erstarb und wandelte sich in panisches Geschrei. Zahllose sarielitische Engel, die sich nicht rechtzeitig hatten festhalten können, wurden über die Reling geschleudert und verschwanden binnen Sekunden außer Sichtweite. Andere versuchten, ihren flügellosen Geschwistern beizustehen und gerieten selbst in Lebensgefahr. Einige waghalsige Scharen verließen ihre Position, um dem Unglück nicht tatenlos zusehen zu müssen und versuchten, ihre Geschwister aus der Luft zu fangen. Nur den wenigsten jedoch gelang dieses Manöver.
    Auch Auriel wurde von den Beinen geholt, und die Michaelis-Lanze entglitt ihrer Hand und schlitterte unkontrolliert über das Deck des Gefährts, das sich allein durch den Willen des Herrn in der Luft zu halten schien. Einige Male sah es aus, als wolle der Schaft der Standarte über den Rand der Plattform stürzen, doch diesmal schien der Herr ein Einsehen mit den hoffnungslos unterlegenen Engeln zu haben. Als das bockige Gefährt sich wieder beruhigte, richtete sich die Michaelitin wieder auf und hielt Ausschau nach ihrer Lanze, die sich unweit mit dem Ende eines Votivbandes an einem hochstehenden Bolzen verheddert hatte und so dem sicheren Absturz entgangen war. Beiläufig und ohne ihr großes Glück recht zu schätzen zu wissen klaubte Auriel die Standarte auf und versuchte dann, sich neu zu orientieren. Sie ließ ihren Blick zunächst über das wimmelnde Knäuel von Dämonen vor ihr, dann über die zahlreichen kleineren Scharmützel um den Hauptpulk herum und schließlich ins Landesinnere schweifen. Dann erstarrte sie.
    Angestrengt kniff sie die Augen zusammen, als könne sie dadurch besser sehen, was, wie sie wusste, nicht stimmte. Dann traten ihre Augen fast aus den Höhlen, als sie sie weit aufriss. Was Auriel zuerst als Spiel von Licht und Wolken abgetan hatte, entpuppte sich

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