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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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den Fleischgenuss zu verbieten. Ja, er war schon ein politisch Korrekter, der Hubi.
    »Ich nehme einen Salat«, sagte sie kurz entschlossen.
    »Diesmal kein schönes saftiges Steak dazu?«, fragte er lächelnd.
    »Ich muss ein bisschen auf die Linie achten«, meinte sie ausweichend.
    »Wozu das denn? Du hast dich doch ganz gut gehalten.«
    »Ja, weil ich die Speckröllchen um den Bauch immer gut verdecke.« Trotz des Widerspruchs freute sie sich über sein Kompliment.
    »Ich kenne Fünfzigjährige, die sind solche Maschinen« – er malte mit beiden Händen eine große Wölbung vor seinem Bauch.
    Ihr Lächeln erstarb. »Musst du mich dauernd an mein Alter erinnern? Noch bin ich keine fünfzig.« Ihr runder Geburtstag war erst in ein paar Wochen. Aber seit geraumer Zeit meinten die lieben Kollegen, sie ständig darauf hinweisen zu müssen, dass der fünfzigste Geburtstag das »Bergfest« sei. Von da an ginge es nur noch bergab. Obwohl sie stets pflichtschuldig grinste, war ihr diese Zahl ein wenig unheimlich.
    »Du hast doch immer so groß getönt, du hättest damit keine Probleme.« Hinterhuber sah sie mit lauerndem Grinsen an.
    »Hab ich auch nicht«, entgegnete sie. »Aber ich muss auch nicht ständig davon reden.«
    »Okay. Bier oder Wein?«, wechselte Hinterhuber galant das Thema. Auch das mochte sie an ihm: Dass er ein Gespür dafür hatte, wann ein Witz ausgereizt war.
    »Keinen Alkohol um diese Zeit«, sagte sie. Wieder kam ihr das unsägliche Gerichtsurteil in den Sinn. Man hatte einen Verbrecher laufen lassen, weil er eine gute Figur machte und so schön unschuldig gucken konnte. »Höchstens einen ordentlichen Schnaps.«
    »Willst du wirklich einen Schnaps?« Hinterhuber legte den Kopf schief. Ein Sonnenstrahl verfing sich in seinen Brillengläsern.
    »Kleiner Scherz.«
    Er trommelte auf den Tisch. Schon oft war ihr aufgefallen, was für schöne Hände Hinterhuber hatte. Feingliedrige, lange Finger. Die Nägel stets poliert. Der schmale goldene Ring an seinem rechten Finger wollte da nicht so richtig dazu passen.
    »Nicht nur dir ist dieses Urteil auf den Magen geschlagen.« Er rückte die Brille gerade. Eine Geste, die sie sehr gut kannte. Und auch, was er jetzt sagte, klang vertraut: »Wir jedenfalls haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben getan, was wir konnten.« Das war seine sanfte Umschreibung von: »Es gibt Zeiten, da arbeitet man wie blöde und trotzdem ist alles für’n Arsch.«
    Sie betrachtete ihn. Eigentlich war er ein lieber Mensch, kein typischer Polizist. Oder jedenfalls nicht so, wie man sich den typisch deutschen Polizisten vorstellte. Er war ziemlich schmalbrüstig. Und es klang nett, wenn manchmal sein bayrischer Dialekt durchschlug.
    »Schau mal, wer da kommt.« Mit einer leichten Kopfdrehung wies er in Richtung Eingangstür.
    Diskret wandte sie sich um. Seit sie hier saßen, hatte sich das Lokal merklich gefüllt. »Nein!«, rief sie aus und hielt sich sofort die Hand vor den Mund. An einem der entfernteren Tische nahmen Julius Melzer und eine sehr junge Frau Platz, die den Mann an ihrer Seite unverhohlen anschmachtete.
    »Diesem Melzer könnte ich den Hals umdrehen«, zischte sie. »Der hat doch tatsächlich schon das nächste Opfer im Schlepptau.«
    »Sie war bei der Verhandlung dabei. Wahrscheinlich ist er jetzt für sie der große Held.«
    »Manche Frauen kann ich einfach nicht verstehen.« Franca seufzte aus tiefem Herzen.
    »Ach, du auch nicht?«, grinste er unverhohlen.
    Die Bedienung brachte ihren Salat.
    »Da kommt dein Drachenfutter«, sagte er. »Du kannst ruhig schon anfangen zu essen. Mit meinem wird’s noch ein Weilchen dauern.«
    »Drachenfutter?« Sie grinste. »Du meinst, das sei genau richtig für mich?«
    »Das hast du gesagt.«
    »Als ob nur Frauen Drachen sein könnten. Dabei geht von den Männern ein viel größeres Gefahrenpotential aus.« Mit der Gabel wies sie wenig diskret in Richtung des Tisches, an dem Julius Melzer mit seiner jungen Flamme turtelte.
    »Kommt jetzt wieder dieses Lied: Männer mit ihren Reptilienhirnen sind alle Verbrecher und Frauen die armen Opfer?«
    »Kann man das denn anders sehen?« Sie schnaubte. Meine Güte, jetzt küssten die beiden sich auch noch in aller Öffentlichkeit.
    »Du hältst also immer noch Frauen für die besseren Menschen?«, fragte Hinterhuber lauernd wie eine Katze, die einen Kanarienvogel im Visier hat.
    »Ich halte sie nicht für die besseren Menschen, sondern für die friedfertigeren«, sagte sie und wandte den

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