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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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den Macho in sich zu tarnen. Den Vogel abgeschossen hatte Hinterhubers Vorgänger. Mit derbem Sprachgebrauch und unangebrachten Witzen hatte er ihr unverhohlen demonstriert, dass er lieber unter seinesgleichen war und sowieso die Frauen mit ihrer Gefühlsduselei für reine Störfaktoren hielt.
    »Die Polizei ist ein eingefleischter Männerbund, da haben Weiber nichts zu suchen.« Er war nicht der einzige, der dies nicht nur dachte, sondern offen aussprach. Und sich dann wunderte, dass ihm solch ein »Kinderkram« als Diskriminierung angelastet werden sollte.
    Als dieser Oberkommissar mit Namen Hähnlein merkte, dass Franca keineswegs zu der Sorte leicht zu irritierender Heulsusen gehörte, mit denen er offenbar sonst im Dienst verkehrte, hatte er nach einem Jahr die Segel wegen unzumutbarer Bedingungen am Arbeitsplatz gestrichen. Sie hatte es ihm nicht leicht gemacht. Sein Name – Hähnlein – war geradezu prädestiniert, die ansonsten kursierenden frauenfeindlichen Bemerkungen einmal umzukehren, wovon sie reichlich Gebrauch machte. Vielleicht hatte sie es tatsächlich ein wenig übertrieben, aber das tat ihrer Genugtuung keinen Abbruch. Als sein Platz wieder leer war, hatte Franca siegessicher triumphiert. Normalerweise streckten Frauen nach solchen zermürbenden Kleinkriegen wesentlich früher die Waffen und überließen den Männern mehr oder weniger freiwillig den besseren Posten. Darauf hatte dieser Oberkommissar Hähnlein wohl auch spekuliert. Denn er wollte partout nicht akzeptieren, dass Franca diejenige war, die das Sagen hatte. Ständig hatte er sich in den Vordergrund gedrängt, versucht, sie beim Chef anzuschwärzen, und als alle Mobbingversuche nicht fruchteten, hatte er beleidigt das Handtuch geschmissen und um Versetzung gebeten.
    Bei Hinterhubers Einstellung fürchtete sie nichts weniger als eine Wiederholung dieses Vorfalls.
    »Ist das nicht Rosina Wachtmeister?«, bemerkte er als erstes, während er auf die beiden Poster an der Wand gegenüber seines Schreibtisches deutete. Das eine war in Blau und Silber gehalten und zeigte eine Katze auf einem Fensterbrett. Darüber schien eine strahlende Sonne. Das andere zeigte Musikalienfragmente und Noten. Zwischen den gemalten und den geahnten Tönen schwebte ein Schmetterling. Auf beiden Bildern sah sie die Poesie und Lebensfreude des Südens gespiegelt. Eine Welt, die ihr als Kind sehr vertraut war. Hähnlein hatte damals nach einer kurzen Musterung süffisant gefragt, ob das Ganze Katzenmusik darstellen solle.
    »Sie kennen Rosina Wachtmeister?«, fragte sie Hinterhuber verwundert.
    »Meine Frau mag ihre Bilder und Skulpturen.«
    Ach so, seine Frau. Ja, dann.
    Sie beäugte ihn weiterhin argwöhnisch. Nach einer Woche dachte sie, dass sie seine Anwesenheit keinen Tag länger aushalten würde. Nicht gemeinsam in einem Büro und an gegenüberliegenden Schreibtischen. Davon bekam sie Erstickungsanfälle. Es war zwar nichts Gravierendes vorgefallen, aber sie konnte einfach seine Nähe nicht ertragen. Ein Besuch beim Chef schlug fehl. Ob man nicht doch noch umstrukturieren könne, wollte sie wissen.
    Anton Osterkorn hatte sie aufmerksam aus den getönten Gläsern seiner Hornbrille gemustert und sich geduldig ihr Anliegen angehört. Der Chef der Kriminaldirektion Koblenz war ein schlanker, drahtiger Mann und stammte aus Köln. Einerseits war er eine typisch rheinische Frohnatur, andererseits schätzte ihn Franca als kompetente und vor allem weitblickende Führungspersönlichkeit. Ein Mann, der viel Verständnis für die zwischenmenschlichen Probleme seiner Mitarbeiter aufbrachte. »Wo Menschen sind, da menschelt es«, war einer seiner berühmten Sprüche.
    »Was haben Sie denn konkret gegen den Kollegen Hinterhuber vorzubringen, Frau Mazzari?«, fragte er, nachdem er sich eine Weile geduldig ihre Bedenken, Einwände und Wünsche angehört hatte.
    »Nun ja ...«, setzte sie an. Sie konnte ja schlecht mit dem Argument kommen, das es am ehesten getroffen hätte: »Weil er ein Mann ist.«
    »Sehen Sie, Herr Hinterhuber ist ein hervorragender Polizist mit ausgezeichneten Zeugnissen«, sagte Osterkorn und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. »Sie werden gut miteinander klarkommen. Da bin ich mir ganz sicher.« Er nahm seine Brille ab. Franca war irritiert, weil Osterkorns Gesicht plötzlich ganz anders aussah. Irgendwie nackt. »Die Grabenkämpfe hinter den Kulissen sind mir nicht verborgen geblieben«, sagte er mit ernster Miene, wobei er mit der Brille

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