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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zwang sie sich, ihre Erregtheit, die sie trotz aller vernünftigen Gedanken nicht wegschieben konnte, zu verbergen.
    »Jetzt reg du dich nicht auch noch auf, es genügt, wenn Debbie ausflippt wie eine wildgewordene Furie. Sicher klärt sich alles bald auf und die Mädchen melden sich.«
    Sie atmete tief durch. Schluckte das, was ihr auf der Seele brannte, hinunter. »Du weißt also nicht, womit sie unterwegs sind? Etwa per Anhalter?« Zuzutrauen wäre es Georgina. Obwohl ihre Eltern ihr das tausendmal verboten und ihr die Gefahren in den schlimmsten Bildern ausgemalt hatten.
    »Debbie weiß ja noch nicht mal, ob sie tatsächlich zur Olympic Peninsula raus sind. Vielleicht sind sie ja auch ganz woanders hin.«
    »Und diese anderen Mädchen? Wissen denn die Eltern auch nichts?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Abwarten.«
    Das war immer schon Davids Devise gewesen. Ruhe bewahren. Abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Meist renkten sie sich bald wieder von selbst ein. Manchmal war es ihm gelungen, Franca mit dieser ruhigen Art anzustecken.
    Aber was, wenn vielleicht doch was passiert war?
    »Debbie hat versprochen, sofort anzurufen, wenn sie Genaueres weiß.«
    Wenn Georgina diejenige war, die alles ins Rollen gebracht hatte, dann durften Franca und David sich auf einiges gefasst machen. Ihre Schwägerin stellte Kylie immer als braves Mädchen hin, das keinen Schritt ohne das Wissen seiner Mutter tat. Wie oft hatte sie sich über Debbies Gluckenhaftigkeit schon lustig gemacht. In dieser Hinsicht waren sie und David vollkommen einer Meinung. Gleichzeitig vergaßen sie nicht, dass Debbie sich als alleinerziehende Mutter in besonderem Maße verantwortlich fühlte und diese Verantwortung auch auf die Kinder übertrug, die ihr anvertraut waren. Im Grunde genommen eine lobenswerte Einstellung.
    »Ich ruf dich später noch mal an«, sagte David. »Ich bin sicher, es wird sich alles aufklären.«
    Hoffentlich hast du recht, dachte sie, als sie den Hörer auflegte. Mit ihrer gemütlichen Wochenendstimmung war es vorbei. Aufs Lesen konnte sie sich nicht konzentrieren. Weil sich zwischen den Zeilen deutliche Bilder zu formen begannen. Bilder von lachenden, jungen Mädchen, die arglos in Autos einstiegen, zu Männern, die sie nicht kannten. Männer, die schlimme Dinge mit den Mädchen taten. Und sie selbst lag Tausende von Kilometern entfernt in ihrem Bett und konnte weder ihrer Tochter noch deren Cousine helfen.
    Das alte schlechte Gewissen meldete sich. Du bist eine Rabenmutter, warf es ihr vor. Eine Rabenmutter lässt ihre halbwüchsige Tochter nicht allein über den Ozean fliegen. In ein Land, wo tausend Gefahren lauern. Sie sah ihr kleines Mädchen vor sich. Mit seiner milchschokoladenbraunen Haut, den großen Kulleraugen und den Rastazöpfchen mit den bunten Glasperlen in den Enden. Wie sie mit verkniffenem Mund, der immer ein wenig so aussah, als würde sie eine Schnute ziehen, den Kopf schüttelte. So heftig, dass die Glasperlen aneinander klackten. Georgina hatte immer einen starken Willen gehabt. Sie war ein anstrengendes Kind. Wenn Franca ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihr die Erziehungspausen, wenn Georgina bei ihrem Vater wohnte, äußerst gelegen gekommen waren. Das war für sie jedes Mal eine Zeit des Luftholens und des Kräftesammelns. Danach konnte sie sich ihrer Tochter wieder viel besser widmen.
    Franca stand auf, lief ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Je stärker das Wasser auf sie niederprasselte, umso mehr verflüchtigten sich ihre Sorgen und sie konnte der Sache nüchterner begegnen.
    Georgina hatte sich eine kleine Freiheit erlaubt, die Freiheit, einen Wochenendtrip mit Freundinnen zu unternehmen. Das war ihr zwar von ihrer Tante verboten worden, hatte aber, wie alle Verbote, einen besonderen Reiz. Im Grunde genommen allzu verständlich und nachvollziehbar. Allerdings würde kein Weg daran vorbeigehen, dass die beiden Cousinen ihre angemessene Strafe bekamen. Dann, wenn sie wieder heil zurück waren.
    Schon wieder näherten sich Francas Gedanken diesen verbotenen Zonen. Wenn die Mädchen denn heil zurückkamen. Wenn sie nicht doch leichtfertig in irgendein Auto stiegen und von irgendwelchen Typen vergewaltigt wurden. Oder Schlimmeres. Zuviel hatte sie in dieser Hinsicht durch ihren Beruf mitbekommen.
    Komm, Franca, mahnte sie sich zur Räson. Du bist auch in deiner Jugend per Anhalter gefahren. Das war ganz harmlos. Erinnerst du dich nicht mehr, oder hast du alles

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