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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schmales Silbernes im Gras. Das Handy. Franca hob es auf. Das Display zeigte einen Anruf in Abwesenheit auf. Von »Nick«. Sie drückte die Taste »anrufen«. Wartete einen Moment. Schließlich wurde abgenommen.
    »Hannah?«, fragte eine aufgeregte Jungenstimme. »Toll, dass du zurückrufst. Ich hab schon gedacht ...«
    »Nick?«, unterbrach ihn Franca.
    »Ja ...« Stutzen. »Hannah?«
    »Sagst du mir deinen Nachnamen, Nick?«
    »Ja, aber ... ist da nicht Hannah?« Es klang erschrocken.
    »Sie ist im Moment nicht zu sprechen.« Sie konnte schlecht einschätzen, wie alt dieser Nick war. »Würdest du mir bitte deinen vollständigen Namen sagen?«
    Der junge Mann am anderen Ende hatte bereits aufgelegt. Nun gut. Es würde nicht schwer sein, herauszufinden, wie Nick mit Nachnamen hieß. Wenigstens wusste sie jetzt, wie das tote Mädchen hieß. Hannah.
    Franca ging zurück auf den Weg. Die Polizistin in ihr war vollständig wach. Sie versuchte, sich alles einzuprägen. Sich einen Überblick zu verschaffen. Nun sah sie auch, dass ein paar Reben in der Nähe der Mauer abgebrochen waren und einer der Stützpfähle auf dem Boden lag. Die Mauer war knappe zwei Meter hoch. Vielleicht war alles nur ein Unfall und das Mädchen war lediglich unglücklich gestürzt.
    Ein Motorengeräusch erklang. Ein Passat mit einer Mayen-Koblenzer Nummer. Kein Polizei-Dienstwagen. Sie stellte sich dem Passat in den Weg und bedeutete dem Fahrer, anzuhalten. Eine Tür wurde geöffnet. Ein Hund sprang heraus. Bellte laut und umschnüffelte Franca. Ängstlich hielt sie die Arme an ihren Körper gepresst. Kurz darauf erschien sein Herrchen. Ein älterer Mann mit wirrem graumeliertem Haar. Er trug feste Schuhe und blaue Arbeitskleidung.
    »Der tut nix. Sie dürfen ihm nur nicht zeigen, dass Sie Angst vor ihm haben.«
    Ha ha, sehr witzig. Doch in der nächsten Sekunde war sie bereits uninteressant für den Hund geworden. Er sprang ins Gebüsch und bellte nun von dort aus laut und anhaltend. Umhechelte wie ein Verrückter den Busch, in dem das Mädchen lag.
    »Cora!«, rief der Mann mit Befehlsstimme. »Hierher! Sofort!« Die Hündin ließ nicht ab. Es sah aus, als wolle sie in den Busch kriechen, doch sie schreckte immer wieder vor den dornigen Zweigen zurück.
    Der Mann sah Franca mit fragendem Blick an. »Was ist denn dort?«, versuchte er das Bellen zu überschreien. Und dann wieder: »Cora!« Es dauerte eine geraume Weile, bis es ihm gelang, seine Hündin zum Schweigen zu bringen.
    »Haben Sie hier in den letzten Stunden etwas beobachtet?«, fragte Franca den Mann. »Etwas Verdächtiges?«
    »Wieso?« Er sah an ihr herunter. Da wurde ihr bewusst, wie sie auf ihn wirken musste. In der Gymnastikhose und dem zerrissenen Seattle-T-Shirt. Zudem vollkommen verschwitzt. »Ich bin Polizistin«, sagte sie schnell. »Und dort«, sie wies in die Hecke, »liegt ein totes Mädchen.« Es klang alles klar und logisch. Der Mann hörte nicht auf, sie anzustarren.
    »Ein totes Mädchen, so.« Er kratzte sich am Kopf.
    »Haben Sie nun etwas gesehen oder nicht?« Sie blickte an ihm vorbei. Hinter ihm konnte man die Hochhäuser des Koblenzer Stadtteils Karthause sehen.
    »Sie sind wirklich Polizistin?« Es klang wie: »Sie sind nicht zufällig aus der Rhein-Mosel-Fachklinik entlaufen?«
    Im selben Moment bemerkte sie Hinterhubers blauen Golf. Gefolgt von zwei Polizeifahrzeugen, die mächtig Staub aufwirbelten. Gott sei Dank.
    Der Mann hatte inzwischen seinen Hund am Halsband zu fassen bekommen und beobachtete interessiert die Kolonne, die kurz vor ihnen zum Stoppen kam. Hinterhuber stieg aus. Er war sommerlich gekleidet. Ein kurzärmeliges hellrosa Hemd, das seine Bräune betonte, und helle Hosen. Keine Krawatte. Sie dachte, dass sie ihn noch nie mit einem rosa Hemd gesehen hatte. Im Dienst trug er stets Farben, die an Bayern erinnerten.
    »Liegt sie dort drin?«, fragte er und zeigte auf das Gebüsch. Franca nickte. In diesem Moment dachte sie daran, wie er einmal hatte verlauten lassen, dass der Geruch von rohem Fleisch ihm Übelkeit verursachte. Aber einer Leiche, auch eine von jenen, die schon ein paar Tage in ihrem eigenen Saft schmorten, konnte er mit souveräner Gelassenheit entgegentreten. Das hätte sie auch gerne gekonnt. Aber sobald sie auch nur den geringsten Anflug von Leichengeruch witterte, reiherte sie gnadenlos in die Büsche.
    »Da müssen die wohl mit der Heckenschere ran«, sagte Hinterhuber, während er den Busch umrundete. Franca sah aus den

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