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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sind nicht die dümmsten Kinder, die ständig Fragen stellen.« Sie hob ihr Weinglas und nippte daran.
    »Da haben Sie wohl recht«, stimmte er zu. Er wollte weiter über Hannah sprechen. Über sein Püppchen, das ihm inzwischen so vertraut geworden war. Doch alles, was ihm in den Sinn kam, schien ihm nicht als Gesprächsthema geeignet, das man mit einer Mutter führte.
    »Sie hatten einen schönen Abend?«, fragte er schließlich, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Ja, den hatte ich.« Das klang sehr zufrieden. »Den hatte ich allerdings. Und ich sage Ihnen, in Zukunft wird sich einiges hier ändern. Das haben bloß manche Leute noch nicht so richtig kapiert.«
    Er wartete, ob sie eine Erklärung nachschieben würde. Aber es kam keine mehr.
    »Ich glaube, ich sollte jetzt ins Bett gehen«, sagte sie und stand auf. »Morgen beginnt wieder ein harter Tag.«
     
     

8
    Sie folgte dem Hinweisschild »Winningen Flugplatz« und fuhr die schmale, gewundene Straße entlang, bis das weiße Restaurantgebäude auf der linken Seite auftauchte. Auf dem Winninger Flugplatz, einem kleinen Regionalflughafen, waren hauptsächlich zwei- bis achtsitzige Cessnas stationiert, die gern von wohlhabenden Geschäftsleuten gechartert wurden. Auf dem Gelände war auch die rheinland-pfälzische Polizeihubschrauberstaffel angesiedelt. Franca hatte mal eine kleine Liaison mit einem Hubschrauberpiloten, seitdem hatte sie sich in das Gebiet rund um Winningen verliebt. Die Liebe zur Landschaft war geblieben im Gegensatz zu der zu dem Hubschrauberkollegen.
    In letzter Zeit kam sie häufiger hierher zum Walken. Das Parken war kostenlos und der Weg mündete direkt in einen der asphaltierten Wanderwege hoch über der Mosel.
    Sie nahm die Carbonstöcke von der Rückbank ihres kleinen roten Alfa. Es war der Traum ihres Vaters gewesen, einmal einen Alfa Romeo zu besitzen. Er selbst hatte sich diesen Traum zeitlebens nicht erfüllen können, obwohl er lange dafür gespart hatte. Aber immer war etwas anderes wichtiger gewesen. Ihr roter Alfa war zwar nicht mehr ganz neu, doch sie war sicher, Papa hätte seine Freude daran gehabt.
    Sie pfropfte die Stöpsel auf die Carbonstöcke und marschierte los. Sie bemühte sich, konzentriert und zügig zu gehen, die Stöcke stets nah am Körper zu führen und sie diagonal aufzusetzen. So wie Karin Steinhardt ihr das beigebracht hatte. Karin war eine jüngere Kollegin aus der Prävention und leidenschaftliche Nordic Walkerin. Manchmal begleitete sie Franca nach Winningen, jedoch selten am Sonntag. Den verbrachte sie vornehmlich mit ihrer Familie.
    Franca war ordentlich ins Schwitzen gekommen. Nicht nur, weil sie schnell gelaufen war, auch, weil sie mit der schwarzen Stretchhose und dem langärmeligen T-Shirt viel zu warm angezogen war. Der Sommer war in diesem Jahr recht unbeständig. War es vorgestern kühl und mit Schauern durchsetzt, dass man meinte, der Wettergott habe sich in der Jahreszeit geirrt, war heute das Thermometer wieder auf angenehme achtundzwanzig Grad gestiegen.
    Sie musste lächeln, als ihr Blick die Aufschrift des T-Shirts streifte. Unter einem geöffneten Regenschirm standen die Worte: »Seattle Rain-Festival from May till October«. Das Shirt war schon ziemlich alt und sie trug es nur noch zum Sport. Zusammen mit David hatte sie es in Seattle gekauft, zu einem Zeitpunkt, als sie noch eine richtige Familie waren und sich auf ihr Kind freuten. Es war eine schöne Zeit gewesen. Sie war schrecklich in ihren gut aussehenden Mann verliebt, der seiner schwangeren Frau all die Ecken und Plätze zeigte, die ihm vertraut waren und wo er als Kind gespielt und als Jugendlicher seine ersten Zigaretten geraucht hatte. Mit unverhohlenem Stolz hatte er sie all seinen Verwandten und Freunden vorgeführt. »Seht her, das ist Frankie. My little big Frankie.« Von dem vielen Regen, der angeblich in Seattle fiel, hatte sie nichts bemerkt. In der Stadt im Nordwesten von Amerika regnete es auch nicht öfter als in Deutschland.
    Francas Nasenflügel bebten, als sie tief einatmete. Hier oben in den Weinbergen roch es völlig anders als unten in der Stadt. Durch die leicht geöffneten Lippen pustete sie die Luft wieder aus. Langsam fand sie zu ihrem Rhythmus. Bewegung in der Natur löst Verkrampfungen und tut Körper und Seele gut. Diese Erfahrung machte sie immer wieder. Nicht mehr lange und sie würde spüren, wie sich ihre Sorgen verflüchtigten und die Glückshormone ihren Körper durchfluteten.
    Die Sorge um

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