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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dann: «Kannst dich ja auch mal melden. Bist ja nie da. Also. Bye, Mammi.«
    Bist ja nie da . Wie vertraut das klang. Und wie vorwurfsvoll. Mammi hatte Georgina sie nie genannt. Immer nur Mama. Na ja, so ein Auslands-Aufenthalt färbte ab. Sie musste lachen, als sie daran dachte, welches Kauderwelsch sie damals in Seattle gesprochen hatte. Weil David darauf bestand, besser Deutsch lernen zu wollen, unterhielten sie sich hauptsächlich in ihrer Sprache. Aber es blieb nicht aus, dass ab und zu amerikanische Brocken dazwischen rutschten. Sie seufzte. Was war sie verliebt gewesen in den gut aussehenden schwarzhäutigen Medizinstudenten! Wieso gingen solche Dinge nur immer vor der Zeit zu Ende? Ohne dass man genau erklären konnte, weshalb.
    Auf einmal war ihr Bedürfnis übergroß, mit ihrer Tochter zu sprechen. Ihre Nähe zu spüren, zumindest ihre Stimme zu hören. Sie sah auf die Uhr. In Seattle war es jetzt elf Uhr morgens. Da müsste sie Glück haben, sie zu erwischen. Sie wählte Debbies Nummer. Kylie war dran. »Wait a moment, Auntie«, sagte sie. Im Hintergrund war Georginas Stimme zu hören. Dann klang sie ganz nah. »Hallo, Mammi!«
    »Schön, deine Stimme zu hören. Du klingst, als ob du hier nebenan wärst.«
    Georgina sagte nichts, Franca hörte nur ihren Atem. »Geht’s dir auch wirklich gut, meine Kleine?«
    »Klar«, antwortete ihre Tochter knapp. Sonst begann sie immer sofort loszusprudeln. »Moment.« Schritte zeigten an, dass sie sich beim Sprechen bewegte. Eine Tür schnappte zu. »So, jetzt bin ich in meinem Zimmer und wir können reden. Also, was willst du wissen?«
    »Wie kommst du zurecht?«
    »Gut.«
    »Ich meine, mit Kylie und Debbie.«
    »Kylie ist okay. Wir haben viel Spaß. Gestern haben wir Marshmellows gebraten. Hast du so was schon mal gegessen?«
    »Gebratene Marshmellows?« Sofort hatte Franca den bitteren Geschmack von verbranntem Zuckerzeug auf der Zunge. Gleichzeitig sah sie junge, lachende Menschen um ein Lagerfeuer sitzen, die Stöckchen mit aufgespießten Marshmellows ins Feuer hielten. »Na ja. Nicht ganz mein Fall.« Sie hatte nie verstanden, wie so etwas auch nur irgendjemand schmecken konnte.
    »Debbie mag sie auch nicht.« Es klang so wie: Erwachsene leben eben in einer anderen Welt.
    »Was sagt Tante Debbie denn so? Hat sie euch euren Ausflug sehr übel genommen?«
    Georgina lachte verhalten. »Na ja. Wie man’s nimmt. Anfangs war sie stocksauer. Jetzt hat sie sich wieder einigermaßen eingekriegt. Ich hab ihr klar gemacht, dass ich mir von ihr nicht alles gefallen lasse. Vielleicht hat sie ja was kapiert.«
    Franca konnte sich lebhaft vorstellen, wie Georgina gegen ihre Schwägerin angeredet hatte. Im Argumentieren war ihre Tochter schon immer ein Ass gewesen. Auf alles fiel ihr eine Ausrede ein. In Nullkommanichts konnte sie ihr Gegenüber mundtot machen. Diese Fähigkeit hatte nicht nur Franca des Öfteren zur Verzweiflung gebracht, sondern auch so manchen Lehrer.
    »Inwiefern sollte sie was kapiert haben?«, wollte Franca wissen.
    »Na, die hätte uns beide doch am liebsten ständig mit dem Babyphon überwacht. Kylie hat nie dagegen aufgemuckt. Jetzt erlaubt uns Debbie schon mal, bis halb zehn Uhr wegzugehen. Ist zwar auch nicht die Welt. Aber wenn man bedenkt, dass wir vorher immer um Acht auf der Matte stehen mussten ... Und wehe, wir kamen eine Sekunde später.«
    Franca mochte dies nicht kommentieren.
    »Mama?« Auf einmal kicherte Georgina. So wie früher. Wenn sie etwas beichten wollte.
    »Ja?«
    »Ich hab mir ein Tattoo machen lassen.«
    Franca spürte die Provokation, die von diesen Worten ausging. Ruhig bleiben, mahnte sie sich. »Was ist es denn?«, fragte sie sachlich.
    »Eine rote Rose. Dort, wo niemand sie sieht. Nur besondere Menschen.« Die Provokation ging weiter. Sie konnte den Widerhall ihrer eigenen Worte hören. Schließlich hatte Franca ihrer Tochter oft genug erzählt, dass die tätowierte Schlange an ihrem Busen nur besondere Menschen sehen dürften.
    »Und Kylie? Hat die auch eins?«, lenkte sie ab. Wenn, dann würde sie von Debbie aber was zu hören bekommen.
    »Die hat sich nicht getraut.«
    »Aber du hast dich getraut?«
    »Ja. Klar.« Trotzig.
    »Und. Was sagt Debbie zu deinem Tattoo?«
    »Ich hab doch gesagt, nur besondere Menschen können die Rose sehen.«
    »Sie weiß es also nicht?«
    »Nein.«
    »Na, dann ist doch alles okay.«
    »Alles okay?« Das erklang nun ziemlich erstaunt. »Du schimpfst überhaupt nicht?«
    »Sollte ich

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