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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Luft.

Bildeinstellung

    Ich lief in die Kantine, um mir die Kehle anzufeuchten. Marc Covet saß schon dort.
    „Na?“ rief der Journalist mir entgegen. „Ist der Maskenbildner jetzt der Richtige? Hab gehört, daß Petit-Martin ihn so gut wie eingelocht hat. Doch ich wollte mich noch ein wenig im Hintergrund halten...“
    „Da haben Sie gut daran getan“, erwiderte ich. „Obwohl der Kommissar etwas weniger gereizt ist, jetzt, da er glaubt, den Schuldigen zu haben.“
    „Da er glaubt?“
    „Ja, er meint, daß Sascha das Gift in seine Schminke und sein Puder gemischt hat, und auch, daß er den Revolver geladen hat.“
    „Und Sie? Sie glauben das nicht? Immerhin haben Sie ihn auf die Idee gebracht!“
    „Was das Gift angeht, so habe ich meine Meinung nicht geändert. Sascha kommt durchaus als Täter in Betracht. Ich hoffe sogar, daß er’s war. Sonst kapiere ich nämlich überhaupt nichts mehr. Außerdem wäre es schlecht für meine Karriere. Zwei falsche Spuren hintereinander, ein fabelhafter Einstand für einen Privatflic! Aber ich hab noch einen Trumpf im Ärmel: Der Maskenbildner hat die Waffe nicht geladen! Und da er sie nicht geladen hat, ist meine Berufsehre wiederhergestellt.“
    „Sie sind sich ja sehr sicher“, bemerkte Covet, durch meinen bestimmten Tonfall beeindruckt. „Wissen Sie denn auch, wer das getan hat?“
    „Ich glaube schon. Hören Sie, mein Lieber. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen. Ich kann Ihnen zu einem sensationellen Artikel über diesen Fall verhelfen... Na ja, ich hoffe es... Muß nur noch zwei oder drei Fakten überprüfen, dann bin ich im Bilde... Doch eine Hand wäscht die andere, das wissen Sie ja. Ich liefere Ihnen das sensationelle Material für Ihren Artikel, und Sie sorgen dafür, daß mein Name erwähnt wird. So’ne Art Werbekampagne für einen Berufsanfänger...“
    „Hätte ihn sowieso im Crépu erwähnt. So was macht sich immer gut, und außerdem — ich hab’s Ihnen schon gesagt — sind Sie mir sympathisch. Obwohl... Eben in der Garderobe von Janine Baga haben Sie mich ganz schön herumkommandiert!“
    „Dafür entschuldige ich mich ja auch. Wissen Sie, ich bin ein dynamischer Typ. Jeder hat seine kleinen Schwächen... Man muß nur darüber reden.“
    „Wozu wir bisher kaum Zeit hatten.“
    „Jetzt haben wir Zeit. Nutzen wir sie! Welches waren die letzten Filme, die Favereau gedreht hat? Sie wissen das doch bestimmt.“
    „Sie können Fragen stellen! Ein Privatdetektiv wie aus dem Bilderbuch! Möchte wetten, daß das nicht reine Neugier ist. Irgend etwas haben Sie im Hinterkopf.“
    „Die Wette könnten Sie gewinnen. Also?“
    „Zuletzt hat er Das Lächeln Frankreichs gedreht, eine furchtbare Schnulze. Und davor Das Doppelte Alibi. Auch nicht umwerfend, aber man kann sich den Film ansehen. Wenigstens passiert da was. Action, wenn Sie verstehen...“
    „Ein Kriminalfilm?“
    „Mehr ‘ne Räuberpistole. Der Drehbuchautor hat sich kein Bein ausgerissen. Die fünfzig Francs Eintritt, die er für Scarface ausgegeben hat, waren eine gute Geldanlage. Aus der Erinnerung daran wurde dann Das Doppelte Alibi.“
    „Favereau hat den Gangster gespielt?“
    „Ja. Er war sehr gut, wie immer. Der alte Schürzenjäger hatte wirklich Talent. Und gewissenhaft war er auch, jedenfalls bei der Arbeit.“
    „Sie meinen, er hat seine Rolle bis ins kleinste durchgearbeitet? „
    „Er machte sich mit der Person, die er darstellen mußte, in allen Einzelheiten vertraut, wenn Sie das meinen.“
    „Genau das meine ich. Zum Beispiel für Das Doppelte Alibi...“
    „...hat er bestimmt alles gelesen, was je über Al Capone geschrieben wurde.“
    „Hervorragend! Und jetzt werde ich Ihnen demonstrieren, was für ein helles Köpfchen ich bin... wenn ich mir Mühe gebe. Ich muß nur lange genug schwimmen, um festen Boden unter die Füße zu kriegen... Aber Sie haben mir immer noch nicht verraten, wie Sie darauf gekommen sind, daß Favereaus Verhältnis zu der Baga ernsthafter war als seine üblichen Bettgeschichten. Nein, sagen Sie nichts“, fügte ich hinzu, „ich will Ihnen eine Kostprobe meiner Fähigkeiten geben.“
    „Ich höre“, sagte Covet halb amüsiert, halb erwartungsvoll.
    „Nicht hier. Ich möchte Sie in der Garderobe von Madame Baga von meinen Talenten überzeugen. Trinken wir aus.“

    * * *

    Es war mir vorherbestimmt, im Nebenberuf so etwas Ähnliches wie Fluchtverhinderer zu sein! Als wir die Garderobe von Janine Baga, verwitwete Favereau,

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