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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Leitungen und einem Lötkolben umgeht. Er arbeitete langsam, aber sehr sorgfältig und sehr sauber.“ Mehrere Wochen lang verbrachten sie ihre Abende und Wochenenden damit, den Computer zu bauen. Dabei tranken sie jede Menge Cragmont Cream Soda. Fernandez radelte mit dem Leergut zum örtlichen Safeway und verwendete das Pfand, um die wenigen Teile zu kaufen, die sie noch brauchten. Der Cream-Soda-Computer war eine kleine Version der Minicomputer, die Wozniak so faszinierten – „das war das absolute Minimum an Hardware“ –, und die Konstruktion wurde von den Serienbauteilen in den Umschlägen diktiert. Das Kernstück der Maschine bildeten zwei 4-Bit-Rechenwerke, die Wozniak in Reihe schaltete, damit sich ein Computer mit 8 Bit Breite ergab. Der fertige Computer wurde dann auf einen Metallrahmen montiert. Auf einer Platine befanden sich die Chips und eine kleinere enthielt die Zeitgeberschaltungen – einen Quarz-Oszillator und eine Frequenzteilerschaltung, die sie nach einem Signetics-Handbuch gebaut hatten. Fernandez befestigte acht Schalter in Löchern, die er in ein Stück Bakelit gebohrt hatte.
    Als der Cream-Soda-Computer fertig war, begann Wozniak seine Herrschaft über ihn auszuüben, indem er ein paar Programme schrieb. Die Programme beruhten auf den Angaben in den Datenblättern zu den Halbleiterbauteilen, aus denen hervorging, welche Anweisungen erforderlich waren, damit die Chips Funktionen wie Addition und Subtraktion ausführten. Er listete die Bits auf, fand den Arbeitscode heraus und notierte ihn. Alle Befehle wurden in vier Schritten ausgeführt und folgten einer vertrauten Sequenz, die Wozniak vor sich hin murmelte: „Laden; das nächste Bit des Befehls in das Speicher-Adressregister laden; es durch das Rechenwerk in das Ausgaberegister des Rechenwerks schicken; den Inhalt des Rechenwerk-Ausgaberegisters am nächsten Speicherort ablegen.“
    Die Zeitgeberschaltung, die Fernandez entworfen hatte, sorgte dafür, dass zu jedem Befehl fünf Signale in der richtigen Reihenfolge erzeugt wurden. Die Programme multiplizierten beispielsweise die Werte, die über vier Schalter eingegeben worden waren, mit den Werten, die über die vier anderen Schalter eingegeben worden waren, und zeigte die Lösung mit den Lampen an. Wozniak dachte über die Bedeutung der Ergebnisse nach: „Ich kann nicht erklären, wieso mir das so viel bedeutet. Zwei 4-Bit-Zahlen miteinander zu multiplizieren, das hört sich nach nicht viel an. Aber wenn man etwas tun kann, das man ohne Computer nicht hätte tun können, dann ist das schon etwas wert.“
    Als der Computer fast fertig war, lud Fernandez seinen Freund Steven Jobs ein, einmal in der Garage vorbeizuschauen, einen Blick auf den Computer zu werfen und dessen Konstrukteur kennenzulernen. Jobs war auf seine besondere Weise von der Maschine und von Wozniak beeindruckt: „Er war der erste Mensch, den ich traf, der mehr über Elektronik wusste als ich.“
    Wozniak beschloss, seinen Computer der Welt zu präsentieren, und rief einen Reporter des San Jose Mercury an, den seine Mutter kannte. Der Reporter erschien in Begleitung eines Fotografen für eine Vorführung in Wozniaks Zimmer. Als Wozniak ein paar Feinheiten der hässlichen Apparatur erklärte, die auf dem Boden lag, begann Rauch aus dem Netzteil aufzusteigen, das Fernandez gebaut hatte. Der Computer hauchte sein Leben aus, als ein starker Stromstoß aus dem Netzteil alle integrierten Schaltungen auf der Platine durchbrennen ließ. Fernandez überprüfte das Netzteil und fand, dass die Fehlerquelle ein nicht gekennzeichneter Chip war, den er bekommen hatte, als er für einen Nachbarn Gartenarbeiten erledigte. Er war sauer: „Von uns gab es keine Bilder in der Zeitung und wir wurden keine jugendlichen Helden.“
    „Er verkauft Goldfische.“
    – MAURICE GOLDMAN
    In einem roten Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert zwischen Antiquitätenläden, Restaurants und Anwaltskanzleien der Barbary Coast von San Francisco versammelten sich vier Männer, um die Apple-Werbung für das nächste Jahr zu planen. Es war ein Nachmittag im Altweibersommer und das fensterlose Besprechungszimmer war stickig. Der Raum gehörte zu der mittelgroßen Werbeagentur Chiat-Day, über die ständig Gerüchte umliefen, sie stehe kurz davor, ihren größten Kunden Apple Computer zu verlieren. Ein paar Topfpflanzen ließen vor Hitze ihre langen Blätter hängen, hinter einer Rauchglasscheibe war ein Filmprojektor versteckt und neben einem Tresen

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