Apple - Die Geburt eines Kults
Menschen, der ich je begegnet bin.“
Während sich Kamradt besorgt fragte, ob er das Terminal jemals zum Laufen bringen würde, arbeitete Wozniak, angeregt durch die Versammlungen von Homebrew, an seinem eigenen Computer. Er unterzog ein paar der neuen Mikroprozessoren einer peniblen Prüfung und fand schnell heraus, dass sie das Prinzip des Computers nicht verändert hatten. „Ich war überrascht, dass sie wie die Minicomputer waren, die ich gewohnt war.“ Die Mikroprozessoren hatten zwar die Natur des Unterfangens nicht verändert, aber die Unentwegten blickten immer noch zu den frühen Mainframes aus der Zeit auf, als Computerdesign noch von großen Teams angepackt wurde, und lobten sie als die gute alte Zeit, als Männer noch echte Männer waren. Aber sogar schon in den 1940er- und den 1950er-Jahren hatte die Herausforderung der Ingenieure in einem möglichst kleinen Design bestanden – auch wenn sie damals nur versuchten, die Größe eines Computers auf einen Raum zu beschränken.
Für Mikrocomputer-Konstrukteure wie Wozniak bestand die Herausforderung immer noch darin, aus möglichst wenigen Teilen möglichst viel Leistung herauszuholen. Ein kompaktes Gerät hielt nicht nur die Kosten niedrig, sondern es war auch die Quelle erheblichen Stolzes. Die Größe der neuen Bauteile und die Tatsache, dass man einen Computer in ein Gehäuse von der Größe eines Brotkastens quetschen anstatt mit Möbelpackern in ein Bürogebäude verfrachten konnte, ermöglichte es außerdem, dass eine einzelne Person die Kontrolle über eine komplette Maschine ausübte. „Durch die Konstruktion von Mikrocomputern“, bemerkte ein regelmäßiger Homebrew-Gast, „konnte man sich auf eine Art und Weise ausdrücken, die in der gesamten bisherigen Geschichte der elektronischen Computer nicht möglich gewesen war.“
Die Mikroprozessoren brachten allerdings eine Verschiebung des Schwerpunkts mit sich. Wozniak und Baum merkten, dass sich durch die Reduktion der zentralen Recheneinheit eines Computers auf einen Chip einige grundsätzliche Probleme der Computerkonstruktion in Luft aufgelöst hatten. Nun waren sie stattdessen gezwungen, sich auf die besten Möglichkeiten zu konzentrieren, den auf einem Chip befindlichen Computer mit einer Platine mit Speicherchips zu verbinden, mit einem Fernsehbildschirm oder einem Drucker und mit einer Tastatur. Die Datenblätter zu den Mikroprozessoren schrieben die Regeln vor, die den Mikrocomputer-Designer einschränkten, und einige Puristen fühlten sich dadurch behindert. Allen Baum beschwerte sich: „Man sitzt auf dem fest, was man hat, und man muss es zum Funktionieren bringen. Wenn etwas nicht richtig funktioniert, kann man es nicht umgestalten. Das macht viel weniger Spaß.“
Auch wenn die Größenprobleme gelöst waren, so waren die Kosten für abgebrannte Ingenieure trotzdem noch ein Thema. Im Jahr 1975 wurden Mikroprozessoren wie der Intel 8080 für 179 Dollar verkauft und Wozniak konnte sie sich nicht leisten. Baum erfuhr, dass die Hewlett-Packard-Abteilung in Colorado mit dem Motorola 6800 experimentierte, einem Mikroprozessor, der etwa ein Jahr nach dem Intel 8080 eingeführt worden war und den Angestellte des Unternehmens neben ein paar zusätzlichen Chips mit einem kräftigen Rabatt bekamen. Wozniak gab seine Bestellung auf, während sein Arbeitskollege Myron Tuttle losflitzte, um eine technische Beschreibung zu kaufen, in der die Komplexitäten des Chips erklärt wurden. Die Wahl des Mikroprozessors war die wichtigste Entscheidung, die ein Computerbastler treffen musste. Sie wurde zur Ursache von Frustration und Enttäuschung, zur Quelle von Freude und Befriedigung, und sie bestimmte auch den Charakter des gesamten Geräts. Wozniaks Mikroprozessor seiner Wahl war im Sommer 1975 nicht gerade in Mode. Im Homebrew Club bildete in jenem Sommer der Intel 8080 den Mittelpunkt des Universums. Der Altair war auf dem 8080 aufgebaut und seine frühe Popularität rief eine Heimindustrie ins Leben, die entweder Geräte baute, auf denen für den Altair geschriebene Programme liefen, oder Hardware, die man an den Computer anschließen konnte. Die individuellen Eigenarten der Mikroprozessoren hatten zur Folge, dass ein Programm oder ein Gerät, das für den einen konstruiert worden war, mit dem anderen nicht funktionierte. Beim Altair nannte man den Anschluss für solche Peripheriegeräte S-100, weil er 100 Signalwege benutzte. Die Anhänger des 8080 entwickelten eine religiöse Bindung an den
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