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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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im Lehm – fünf Zehen
und ein Fußballen. Er stand da und starrte ihn an, verblüfft und auf eine
unbestimmbare Art erschrocken. Freitag war eingetroffen, und allem
Anschein nach hatte er es eilig gehabt. Appleby kniete sich hin und musterte
den Abdruck genauer, und als er sich wieder erhob, schien er zu einem Schluß
gekommen. Er stand da, wog Möglichkeiten ab, wie sie sich nach Erkenntnissen
aus halb vergessenen Büchern deuten ließen. Dann ging er zur Feuerstelle,
kniete sich von neuem nieder, verletzlich wie in einem Traum, und blies
auf die Glut. Kleinholz war zur Hand, und binnen weniger Minuten loderte das
Feuer wie jeden Abend. Er machte sich an die Zubereitung des Abendessens. Ihm
war nach Pfeifen zumute, und er versuchte sich an der Ouvertüre zu Figaros Hochzeit , nichts als eine Folge von Lauten, und
doch galt es jedem als Inbegriff der guten Laune. Inzwischen war es
stockdunkel geworden.
    Sie hatten noch Dianas Taube vom Vormittag – die Taube, die Diana
und der Schwarze gefangen hatten – und konnten sie im Lehmmantel garen. Unumunu
war ein Schwarzer gewesen; vielleicht hatte das etwas zu bedeuten. Außerdem
hatte er sich für bestimmte Dinge interessiert; auch das konnte vielleicht noch
Aufschlüsse liefern. Appleby erstarrte – ein Geräusch kam aus dem Dunkel. Aber
es war ein Stolpern, und er entspannte sich wieder. Er lächelte ins Feuer, als – hörbar müde und jämmerlich entschuldigend – Hoppos Stimme erklang.
    »Glauben Sie mir, Glover, ich hatte keine Ahnung, daß Sie vor mir
stehen. Wie ich sehe, hat Appleby das Feuer schon im Gange. Ein schöner
Anblick. Was sollen wir es leugnen – unsere Bemühungen haben uns etwas
beschert, das man fast schon Appetit nennen könnte. Ich glaube, da brät schon
eine Taube. Wie entsetzlich das alles ist. Ein Alptraum! Wenn wir doch nur ein
wenig Tee hätten. Nichts erfrischt besser. Oh, pardon, Mrs.   Kittery. Ich hatte
Sie für einen Baum gehalten. Schrecklich! Schrecklich ist das alles.« Und Hoppo
trat leicht verwirrt und unsicheren Schrittes ins Licht des Feuers.
    »Es gibt schlechte Nachrichten?« Appleby schürte um so energischer
die Glut.
    »Miss Curricle haben wir nicht gefunden. Aber wir – oh, es ist
entsetzlich – wir haben« – Hoppo, am Feuer angelangt, warf Glover und Diana
einen flehenden Blick zu – »wir haben ihre Kleider gefunden.«
    »Was?«
    »Sachen, die sie anhatte.« Glover sprach heiser, abgehackt. »An den
Hügeln im Osten, auf halber Höhe. Häßliche Sache – egal wie man es deutet. Ihre sämtlichen Kleider.« Er räusperte sich umständlich.
»Mrs.   Kitterys Auskunft.«
    »Man kann hoffen«, sagte Hoppo, »daß es nur eine Verirrung ist.« Er
ließ sich nieder und hielt nach etwas Eßbarem Ausschau. »Unter uns gesagt – oder offen gesagt, das ist der bessere Ausdruck – ich
habe Grund zu der Annahme – das heißt ich neige zu der Ansicht – daß Miss
Curricles Gedanken in letzter Zeit – ähm – in bestimmten Bahnen verliefen – unerfreulichen Bahnen …«
    »Verstand verloren«, unterbrach ihn Glover abrupt. »Kein Grund,
darum herumzureden. Arme Frau hat allerhand durchmachen müssen. Nicht das
erstemal. Mrs.   Kittery hier – mit beiden Beinen im Leben – Tatsachen ins Auge …« Nun wußte auch Glover nicht mehr weiter.
    Diana packte das kleine Bündel aus. »Hier ist ihr Unterrock. Und da …«
    Appleby reichte ihr eilig etwas zu trinken. »Sicher, Miss Curricle
hat ihre eigenen Vorstellungen davon, wie man das Leben auf einer einsamen
Insel meistert. Da gehört vielleicht auch ein gewisses Maß an Freikörperkultur
dazu.« Er wartete. »Haben Sie auch andere Erklärungen erwogen?«
    »Natürlich haben wir das. Und gewisse Anzeichen gesehen.« Glover
nahm sich eine Süßkartoffel und hielt sie zwischen zwei Fingern, während er
sprach. »Wir sind weitergegangen bis oben auf den Hügelkamm. Und sahen in der
Ferne eine Rauchsäule aufsteigen. Wir hatten den Eindruck, daß sie von einem
recht großen Feuer stammt.«
    »Ein Feuer«, fügte Diana hinzu, »auf dem man sich einen – ja, einen sehr großen Kessel vorstellen könnte.« Sie griff nach einem
Stein und schlug geschickt die Lehmhülle der Taube auf. »Einen Topf – wenn wir den
Tatsachen ins Auge blicken wollen, wie der Colonel sagt – mit Miss Curricle drin.«
Einen Augenblick lang sah Diana tieftraurig aus. »Und was ist mit dir, John?«
    Zur Antwort nahm er eine Fackel aus dem Feuer und führte sie an den
Waschtrog. Einen Moment

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