Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
Vom Netzwerk:
Falsches tat. Zwar hatte Nathalia Elsie nur wenige Wochen erlebt, sie aber damals schon heftig verabscheut. Sie hätte einen Groschen gegen ein weiteres Jahr im Schweizer Internat gewettet, dass das, was Elsie gesagt hatte, von A bis Z erlogen war, und sie konnte nur hoffen, dass Lore die Sache genauso sah.

XVI.
    D ie Falle ist gestellt, dachte Major von Palkow, als nach Fürst Tirassow auch Fridolin von Trettin das
Le Plaisir
betrat. Allerdings sah der Fähnrich nicht so aus, als freue er sich auf eine zärtliche Stunde mit einer Hure, sondern wirkte eher abweisend. Doch das störte von Palkow nicht. Für ihn zählte nur, dass Trettin zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Er hatte Friedrich von Trepkow in seinen Plan eingeweiht, Trettin zu vernichten, und es so hingestellt, als tue er es, um dem Leutnant zu helfen, seinen Rivalen um Wilhelmine Grünfelders Gunst aus dem Weg zu räumen. Von Trepkow war die Aufgabe zugefallen, die Offiziere des Regiments, die an der Parade teilgenommen hatten, zu einem Besuch im
Le Plaisir
zu überreden. Da diese vollzählig der Aufforderung gefolgt waren, hatte Trettin sich nicht ausklinken können.
    Von Palkow zwinkerte Elsie zu. An diesem Abend hatte er sie sanfter behandelt als sonst und ihr zudem hoch und heilig versprochen,
     ihr zu ihrer Rache an Hanna und Lenka zu verhelfen.
    »Du weißt, was du zu tun hast?«, fragte er sie nun und sah die Hure verbissen nicken.
    »Gut! Ich werde jetzt gehen. Sorge du dafür, dass Tirassow und Trettin von dem Wein trinken, den ich dir mitgebracht habe.« Da von Palkow Elsie nicht zutraute, die richtige Dosis Betäubungsmittel in eine Flasche aus Hede Pfefferkorns Beständen zu geben, hatte er ihr zwei bereits präparierte hingestellt. Sie musste diese nur noch entkorken und einschenken, dann war die Sache so gut wie gelaufen.
    Während der Major sich trotz aller Anspannung beinahe euphorisch fühlte, bebte Elsie innerlich vor Angst. Doch in dem Bewusstsein, dass dies ihre einzige Chance war, dem Leben im Bordell entfliehen zu können, verabschiedete sie sich von dem Major und verließ das Separee, um ja nicht den Augenblick zu verpassen, in dem Tirassow und Trettin etwas zu trinken verlangten.
    Heinrich von Palkow folgte ihr, bezahlte bei Hede die Zeit, die er mit Elsie verbracht hatte, warf dieser noch eine Münze als Trinkgeld zu und verließ pfeifend das
Le Plaisir
.
    »Wie es aussieht, hast du in dem Major einen Stammkunden gefunden. Ich hoffe, er bleibt dir eine Weile erhalten!« Hede hoffte, Elsie würde angesichts dieses regelmäßigen Verdienstes endlich ihre missmutige Miene ablegen, die viele Kunden abschreckte.
    Lores einstiges Dienstmädchen verzog spöttisch den Mund. Auf einen Freier wie von Palkow konnte sie leicht verzichten. Jedes Mal, wenn der Mann bei ihr gewesen war, hatte sie hinterher etliche neue blaue Flecke an sich entdeckt.
    Da sie keine Antwort erhielt, stupste Hede Elsie an. »Steh nicht so herum! Bring eine Flasche Wein in mein Büro. Herr von Trettin hat sicher Durst.«
    Elsie durchlief es heiß und kalt, wurde ihr doch die Gelegenheit für den ersten Schritt förmlich auf dem Silbertablett serviert. »Ich bin schon unterwegs«, sagte sie mit vor Erregung rauer Stimme und eilte davon.
    Im Keller musste sie sich zur Ruhe zwingen, um die erste der beiden Flaschen, die sicher versteckt gewesen waren, nicht fallen zu lassen. Als sie den Korkenzieher ansetzte, zitterten ihre Hände so, dass sie ihn und die Flasche kaum halten konnte, doch als sie die Gläser aus dem Schrank nahm und auf das Tablett stellte, hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    Sie trug den Wein in Hedes Büro, schenkte beide Gläser voll und ging wortlos hinaus.
    Fridolin blickte ihr nachdenklich hinterher. Der Lebensweg dieser Frau war stetig nach unten verlaufen, und sie würde sich wohl bald in der Gosse wiederfinden. Doch dies war nicht sein Problem. Er griff nach einem der vollen Gläser, aber bevor er trinken konnte, kam Hede herein.
    »Ah, du hast gleich für mich mit einschenken lassen. Das ist gut. Ich verdurste nämlich.« Sie nahm ihm das andere Glas aus der Hand und stieß mit ihm an. »Auf dein Wohl, Fridolin!«
    »Und auf das deine!«
    Sein Unterton ließ Hede aufhorchen. »Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen, mein Lieber?«
    »Ach, es ist wegen Lore! Ich hatte gedacht, sie würde wenigstens beim ersten Mal zur Parade kommen.«
    »Sie war doch da. Ich habe sie gesehen«, rief Hede verwundert aus. »Eine

Weitere Kostenlose Bücher