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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Ferien von ihm zu hören, dass er nun zu den besten Reitern zählt!«
    Malwine war weder erschüttert, noch fehlte es ihr an Zeit, ihren Sohn wiederzusehen. Allerdings hatte sie nach dieser Nachricht nicht mehr die Ruhe, sich anzuhören, weshalb er lieber zur Artillerie gehen wollte als zu den Gardereitern. Stattdessen würde sie in einem Restaurant zu Mittag essen und dann das Liebesnest in der Potsdamer Straße aufsuchen, um sich von ihrem Geliebten die genauen Umstände von Fridolins Fall berichten zu lassen.
    Von Palkow verabschiedete sie in aller Form, als habe er wirklich nur die ihm flüchtig bekannte Mutter eines Kadetten empfangen. Nachdem Malwine ihn verlassen hatte, widmete er sich eine Viertelstunde lang seinen Akten, stand dann auf und erklärte seinem Burschen, er werde einen Gasthof aufsuchen, um dort zu Mittag zu essen, und später einen Bekannten besuchen.
    »Du kannst inzwischen meine Stiefel putzen und meine beste Uniform ausbürsten. Danach besorgst du ein paar Flaschen Wein und eine Kiste Zigarren!«
    Der Bursche nickte grinsend. Auch wenn sein Herr ihn von einigen Dingen fernhalten wollte, so wusste er doch genau, wie es um den Major und Malwine von Trettin stand. Ihm selbst wäre die Frau zu alt gewesen und viel zu harsch. Aber die verwitwete Gutsbesitzergattin aus Ostpreußen war gewiss eine weniger gefährliche Geliebte als die Ehefrau jenes hohen Herrn am kaiserlichen Hof, die von Palkow jede Aussicht auf einen weiteren Aufstieg gekostet hatte.

IV.
    D er Major nahm in der Bahnhofsrestauration am Potsdamer Bahnhof eine Kleinigkeit zu sich und machte sich dann zu Fuß auf den Weg zu seiner Wohnung. Dabei achtete er scharf darauf, ob ihn jemand beobachtete. Ihm kamen aber nur ein paar Kindermädchen mit ihren Schützlingen entgegen, und weiter vorne ging eine Amme aus dem Spreewald, die schon von weitem an ihrer Tracht erkennbar war. Zwei Häuserblocks vor seiner Wohnung bemerkte er noch ein paar Arbeiter, die ein Klavier abluden und durch den Tordurchgang zum Hintereingang des Gebäudes schleppten, obwohl es über das Portal an der Straße einfacher gewesen wäre. Doch dieses war der Eingang für bessere Herrschaften und wurde von dem Portier des Hauses so gut bewacht wie die Goldvorräte in der Reichsbank am Hausvogteiplatz.
    Kurz darauf erreichte von Palkow das Haus, das sein Liebesnest beherbergte, ging an dem dortigen Portier vorbei, als wäre dieser nur ein Einrichtungsgegenstand, und schloss die Wohnungstür auf. Als er öffnete, quoll ihm Zigarrenrauch entgegen, der eindeutige Hinweis darauf, dass sein französischer Besucher wieder einmal auf ihn wartete.
    »Einen schönen guten Tag«, grüßte er, obwohl er noch niemanden sah.
    »Ebenfalls einen guten Tag«, scholl es aus dem kleinen, abgetrennten Teil zurück, der ihm als Vorratskammer diente. Gleich darauf trat Delaroux mit einer geöffneten Flasche Wein in der Hand heraus.
    Von Palkow kniff die Augen zusammen, denn der Franzose wirkte untersetzter als früher. Auch trug er einen dichten Schnurrbart und hatte eine rote Knollennase, die aussah, als habe er eine besondere Vorliebe für Schnaps entwickelt.
    »Na, wie sehe ich aus? Niemand würde mich so erkennen«, erklärte Delaroux voller Stolz.
    »Aber wird dem russischen Agenten, von dem Tirassow gesprochen hat, Ihre Tarnung nicht auffallen? Immerhin kommen nur wenige Besucher zu mir«, antwortete der Major besorgt.
    Der Franzose winkte lachend ab. »Der Spion ist abgezogen worden, und sein Nachfolger wird vergeblich nach einem schlanken Mann mittlerer Größe mit einem prachtvollen Backenbart Ausschau halten. Übrigens meine Gratulation! Es war ein brillanter Plan, Tirassow in einem Bordell erschießen zu lassen, und noch dazu von einem preußischen Fähnrich. Wenn der Kerl es überhaupt war …«
    Der Major fluchte leise. Wie es aussah, konnte sein Besucher ihm die Gedanken von der Stirn ablesen. Daher wandte er sich halb ab, nahm eine Zigarre aus der Kiste – die letzte, wie er bemerkte.
    Mit einem fröhlichen Lächeln trat Delaroux neben ihn. »Ich werde Ihnen als Ersatz für die von mir gerauchten eine Kiste guter französischer Zigarren zukommen lassen.«
    »Aber bitte erst, wenn ich mich auf dem Weg nach Amerika befinde«, gab von Palkow unwirsch zurück.
    »Selbstverständlich!« Der Franzose klappte die leere Schachtel zu und blickte den Major ernst an. »Tirassow ist keinen Augenblick zu früh gestorben. Wie ich feststellen musste, hatte er bereits auf eigene Faust

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