Aprilgewitter
von Trepkow und von Campe ihre nächste Rate für das Schiff vorstrecken.«
»Wenn Sie morgen Nachmittag in diese Wohnung kommen, wird alles bereit sein, Monsieur.
Au revoir!
«
Von Palkow starrte auf die Tür, durch die der Franzose verschwunden war, und kämpfte gegen das dumpfe Gefühl aufsteigender Furcht an. Delaroux mochte seinen Hinweis auf den nächtlichen Spaziergang an der Spree hinterher als Scherz abgetan haben, doch er begriff ihn als Warnung. Wenn er versagte, würde er ein rasches Ende finden.
Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab und erfreute sich an der Vorstellung, was er mit seiner Belohnung in den USA alles anfangen konnte. Er hatte es in seiner Phantasie gerade zum Multimillionär an der Wall Street gebracht, da klopfte es an der Tür, und Malwine schlüpfte herein.
»Da bin ich«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange.
Von Palkow zog sie an sich und spürte, dass die Faszination, die er für diese Frau empfunden hatte, im Schwinden begriffen war. Vor seinem geistigen Auge stieg Elsies Bild auf, und er wünschte sich, diese wäre an Malwines Stelle zu ihm gekommen. Am liebsten hätte er erklärt, er wäre jetzt nicht in der Stimmung für ein Gespräch, geschweige denn dafür, sich mit ihr im Bett zu tummeln. Aber die Angst, sich diese durchtriebene Frau kurz vor seinem endgültigen Triumph zur Feindin zu machen, war zu groß. Daher begann er ihr das, was im
Le Plaisir
geschehen war, haarklein zu erzählen.
Später gingen sie zusammen ins Bett, und obwohl Malwine so hingebungsvoll war wie selten, musste er an Elsie denken. Als er nach einem quälend langen Koitus endlich zur Erfüllung kam, stieß er voller Lust den Namen der Hure aus.
»Was sagst du?«, fragte Malwine verwirrt.
»Ach, ich musste nur wieder daran denken, dass deine frühere Zofe Elsie deinen Verwandten vernichtet hat und meinte, sie würde sich damit auch an dir rächen.«
»An mir?« Zunächst begriff Malwine nicht, was er meinte, lachte dann aber schallend auf. »Das gönne ich diesem Biest. Schließlich hat sie sich von meinem Mann zu jeder Tages- und Nachtzeit rammeln lassen – und das in meinem eigenen Haus! Was machst du jetzt übrigens mit ihr?«
»Ich werde sie außer Landes schaffen«, antwortete von Palkow mühsam beherrscht.
»Sehr gut! Soll sie doch woanders huren. Sie hier zu lassen wäre zu gefährlich.« Malwine räkelte sich und tippte das hängende Glied des Majors mit dem Zeigefinger an, um ihm zu zeigen, dass sie sich noch nicht völlig befriedigt fühlte. Von Palkow seufzte, schob sich dann auf sie, und während sein Penis wieder die nötige Härte bekam, dachte er an Elsie und daran, dass er sie im Gegensatz zu Malwine so hart herannehmen konnte, wie es ihm beliebte.
V.
I m Hause Grünfelder verschwieg der Bankier die Ereignisse der vergangenen Nacht, teils aus Scham, weil seine Frau und seine Tochter nicht erfahren sollten, dass er sich in einem übel beleumundeten Haus aufgehalten hatte, teils aber auch aus Enttäuschung über Fridolin von Trettin. Nie hätte er gedacht, dass dieser Mann ein heimtückischer Mörder sein könnte. Da Trettin mit dieser Tat auch sein Bankhaus besudelt hatte, ärgerte Grünfelder sich, ihn als Kompagnon aufgenommen zu haben. Statt des erhofften Aufstiegs würde er nun alles daransetzen müssen, den Niedergang seines Bankhauses zu verhindern.
Da mit der Verhaftung seines Vizedirektors auch Änderungen im Ranggefüge der Bank nötig waren, lud Grünfelder dessen Stellvertreter Emil Dohnke zum Abendessen ein. Dabei ignorierte er dessen Erstaunen ebenso wie die indignierten Blicke von Frau und Tochter. Wilhelmine machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über Fridolins Abwesenheit, und ihre Mutter unternahm ebenfalls nichts, um die frostige Stimmung bei Tisch zu mildern.
Nachdem auch der letzte Gang schweigend genossen worden war, legte Grünfelder Besteck und Serviette beiseite und sah von einem zum anderen. »Was ich jetzt zu verkünden habe, wird euch erschrecken! Doch ich habe heute erfahren, dass Fridolin von Trettin in der vergangenen Nacht in einem Etablissement, in dem ein Herr wirklich nichts zu suchen hat, einen Doppelmord begangen haben soll und daraufhin verhaftet wurde.«
»Nein!« Wilhelmine schlug die Hände vors Gesicht und kreischte, während ihre Mutter fassungslos den Kopf schüttelte.
Emil Dohnke holte tief Luft. »Das glaube ich nicht!«
»Sie werden es glauben müssen«, erklärte Grünfelder mit brüchiger Stimme. »Ich habe es
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