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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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für Fridolin gefasst hat, war er ihnen im Weg.«
    »Meinem Bruder würde ich das durchaus zutrauen!« Von den beiden Frauen unbemerkt hatte Caroline den Raum betreten und sah in ihrem schwarzen Kleid, mit dem bleichen Gesicht und den vor Hass glühenden Augen wie die Verkörperung einer Rachegöttin aus.
    Lore nickte nachdenklich. »Ich auch! Doch wie sollen wir es beweisen?«
    Auf diese Frage wusste keine von ihnen eine Antwort.

II.
    N un hielt Lore nichts mehr in der Wohnung. Sie zog sich um, befahl Jutta, sie zu begleiten, und machte sich auf den Weg zum
     Kammergericht. Nach stundenlangen Verhandlungen mit nachrangigen Chargen wurde sie endlich zu Staatsanwalt von Bucher vorgelassen.
    Dieser begrüßte sie freundlich und bedauerte die unangenehme Situation, in der sie sich befand. »Leider blieb mir keine andere Wahl, als Ihren Gatten festnehmen zu lassen, gnädige Frau. Die Indizien sind eindeutig!«
    »Sie werden verstehen, dass ich nicht an die Schuld meines Ehemanns glauben kann«, erklärte Lore so beherrscht, wie sie es vermochte. »Immerhin sind wir seit mehr als fünf Jahren verheiratet, und ich kenne ihn bereits seit meiner Kindheit. Fridolin war immer ein Ehrenmann.«
    So ganz teilte von Bucher diese Meinung nicht, denn es gab einige Sachen aus Fridolins Jugend, die ein aufrechter junger Mann besser unterlassen hätte. Doch dieses Wissen wollte er nicht vor dessen Ehefrau ausbreiten.
    »Ich achte Ihr Vertrauen in Ihren Mann, gebe aber zu bedenken, dass ich selbst Zeuge dieses Vorfalls geworden bin!«
    Lore hob überrascht die Augenbrauen. »Sie haben gesehen, wie mein Mann diese beiden Personen getötet hat?«
    »Nein, das natürlich nicht! Doch die Tatwaffe wurde bei Ihrem Mann gefunden, und Frau Pfefferkorn, wie die Besitzerin dieses üblen Etablissements heißt, sagte aus, während der Tatzeit geschlafen zu haben. Daher konnte Ihr Gatte leicht das Zimmer verlassen und die Tat vollbringen.«
    »Genauso gut kann jemand anderer die Waffe an sich gebracht und sie meinem Mann wieder zugesteckt haben«, konterte Lore.
    Um die Lippen des Staatsanwalts spielte ein nachsichtiges Lächeln. »Gnädige Frau, das scheint mir doch an den Haaren herbeigezogen.«
    »Wissen Sie einen Grund, weshalb Fridolin diesen russischen Großfürsten …«
    »Fürsten«, korrigierte von Bucher sie.
    »… meinetwegen auch Fürsten! Welchen Grund hätte mein Mann, diesen Russen und jene … äh, jenes Mädchen zu töten? Hingegen aber gibt es mehrere Männer, denen mein Gatte im Weg war. Ich sage es ungern, aber er wollte sich von mir scheiden lassen, um Fräulein Grünfelder heiraten zu können. Doch diese hat in den Offizieren von Campe und von Trepkow hartnäckige Verehrer, denen ich solch ein Schurkenstück zutraue.«
    Von Bucher konnte ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken. »Gnädige Frau, ich bitte Sie! Die beiden Herren sind Offiziere Seiner Majestät und damit über solche – wie Sie es nannten – Schurkenstücke erhaben.«
    Es lag so viel Überheblichkeit in seiner Stimme, dass Lore ihn am liebsten geohrfeigt hätte. »Auch Offiziere sind nur Menschen«, antwortete sie stattdessen.
    »Sie sind Edelleute«, klang es kühl zurück.
    »Auch die sind nur Männer! Falls ich Sie erinnern darf: Mein Mann stammt aus einer alten Freiherrenfamilie, und sein Vater hat für Preußen sein Leben gelassen.« Als auch das nicht verfing, begriff Lore, dass es keinen Sinn hatte, länger mit von Bucher zu reden. Der Staatsanwalt hatte sich eine feste Meinung gebildet und würde sie ohne einen durchschlagenden Beweis nicht mehr ändern.
    »Sie können gerne die Pistole sehen, die Ihr Mann benützt hat. Es handelt sich um ein amerikanisches Erzeugnis, das man hierzulande selten findet!«
    Lore nickte nachdenklich. »Gerne!«
    Von Bucher hatte nicht damit gerechnet, dass Lore dieses Angebot tatsächlich annehmen würde, und gab einem seiner Untergebenen verärgert den Befehl, die Waffe zu holen. Als dies geschehen war, legte er sie vor Lore auf den Tisch. »Hier ist sie. Ihr Mann hat zugegeben, dass sie ihm gehört.«
    Lore wollte dies bereits bejahen, da zuckte sie auf einmal zusammen und ergriff die Pistole. »Aber das ist nicht die Waffe meines Mannes, nur das gleiche Fabrikat! Bei seiner eigenen ist hier sein Name eingraviert! F. v.Trettin steht da.« Erregt zeigte sie auf den unteren Teil des Schlosses, an dem bei dieser Waffe nur blankes Metall zu sehen war.
    Doch von Bucher interessierte sich nicht für ihre Erklärung,

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