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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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eigene Peitsche und ließ sie knallen. »Das ist mein Wagen und niemand, selbst der Kaiser nicht, befiehlt mir, wie ich fahren muss! Und jetzt raus, ihr Weiber!«
    Das ließ Elsie sich nicht zwei Mal sagen. Sie stieg aus, hob ihren Koffer vom Wagen und drehte sich dann zu Lenka um, die keine Anstalten machte, ihr zu folgen. »Kommst du jetzt oder brauchst du eine Extraeinladung?«
    Lenka packte ihre Tasche und verließ die Droschke mit einer Miene, als würde sie am liebsten gleich wieder nach Berlin zurückfahren. Da von Trepkow keine Anstalten machte, Trinkgeld zu geben, und der Fahrpreis bereits bezahlt war, wendete der Droschkenkutscher sein Gefährt und ließ seine Mähre antraben.
    Nun löste sich Lenkas Erstarrung, und sie folgte dem Leutnant und ihrer Kollegin, die bereits mit strammen Schritten den Waldweg entlangmarschierten. Die Tatsache, dass Elsie weitaus schwerer zu tragen hatte als sie selbst, versöhnte Lenka nicht mit der ihr unheimlichen Umgebung.
    Als sie nach einer guten Viertelstunde das Haus erreichten, musste selbst von Trepkow zugeben, dass es eine Ruine war. Weder sein Vater noch er hatten je einen Pfennig hineingesteckt, und so war es immer mehr verfallen. Auf dem Dach fehlten etliche Ziegel, und einige Fensterscheiben waren so beschädigt, dass sie dem Wind und den Wildtieren Einlass gewährten. Die Tür hing schief in den Angeln und quietschte erbärmlich, als von Trepkow sie öffnete.
    Auch im Innern herrschte Verfall. Hereingewehter Dreck bedeckte Boden und Möbel wie ein dickes Polster. Elsie schüttelte es bei dem Gedanken, tagelang in diesem Schmutz hausen zu müssen, und Lenka wähnte sich wie in einem schlechten Traum gefangen.
    Major von Palkow erwartete sie bereits, und seine missmutige Miene sprach Bände. »Mein Gott, Trepkow. Konnten Sie nicht ein paar Dienstboten schicken, um die Kate bewohnbar zu machen?«
    Der Leutnant grinste verlegen. »Tut mir leid. Dienstboten wären meinen Freunden im Weg gewesen. Die Kerle wollten auf die Hütte achtgeben. Aber das haben sie augenscheinlich nicht getan.« Nachdem er die Verantwortung für den Verfall des Hauses von sich geschoben hatte, wandte er sich an die beiden Frauen.
    »Was steht ihr hier herum? Räumt ein wenig auf! Hier sieht es ja aus wie in einem Schweinestall!«
    Angesichts des Schmutzes ergriff Lenka bereitwillig einen alten Reisigbesen und begann zu kehren. Elsie half mit, während die beiden Herren sich vor das Haus stellten, Zigarren rauchten und aus einer Weinflasche die mitgebrachten Gläser nachfüllten.
    Nach einer Stunde hatten die beiden Frauen die Küche und zwei Schlafzimmer vom ärgsten Dreck befreit. Während Elsie vier Stühlen und dem Tisch mit Natronlauge zu Leibe rückte, die sie in der Vorratskammer gefunden hatte, begann Lenka aus mitgebrachten Lebensmitteln die erste Mahlzeit zuzubereiten. Dabei sagte sie sich, dass sie es in der kanadischen Wildnis wohl kaum schlechter treffen würde als an diesem Ort.
    Nach einer Weile kehrten die beiden Offiziere ins Haus zurück und nickten zufrieden, als sie in der halbwegs sauberen Küche standen.
    »Ich habe Hunger«, erklärte von Trepkow mit schleppender Stimme. Er hatte dem Wein in stärkerem Maße zugesprochen als der Major. Dabei griff er Lenka, die mit dem Suppentopf an den Tisch trat, zwischen die Beine.
    »Vorsicht, Herr Leutnant, die Suppe ist kochend heiß! Wenn ich vor Schreck den Topf fallen lasse, könnte es übel ausgehen«, warnte Lenka ihn, doch von Trepkow lachte nur.
    »Du wärst die erste Hure, die erschrickt, wenn man an ihr Betriebskapital langt. Stell den Topf ab, damit wir essen können. Danach steht mir der Sinn nach etwas anderem!« Von Trepkow grinste und fasste sich dabei in den Schritt.
    Lenka sagte sich, dass sie und Elsie zu diesem Zweck geholt worden waren, und zuckte mit den Achseln. Allerdings hätte sie sich eine anheimelndere Umgebung gewünscht als dieses vermodernde Haus. Sie füllte die Teller, die sie in einem Schrank gefunden und gesäubert hatte, und setzte sich zu den drei anderen. Während des Essens unterhielten sich von Palkow und der Leutnant über die Heldentaten, die sie bereits im Bett vollbracht haben wollten, und auch Elsie warf die eine oder andere Zote ein. Lenka hingegen löffelte schweigend ihre Suppe und räumte, als alle mit dem Essen fertig waren, den Tisch ab.
    »Willst du mir nicht beim Spülen helfen?«, fragte sie Elsie, die bei den Männern sitzen geblieben war und sich gerade ein Glas Wein

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