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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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eingeschlafen war, hatte er begonnen, sein Leben vor ihr auszubreiten und dabei auch seine sexuellen Vorlieben nicht verschwiegen. Nun wusste sie über jene Liebschaft Bescheid, die seiner steilen Karriere einen ebenso heftigen wie dauerhaften Knick verpasst hatte. Auch hörte sie sich seine Klagen über Malwine von Trettin an, die den Major mit einer Mischung aus Leidenschaft und Kühle beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte. Doch bei keiner dieser Frauen hatte er seine heimlichen Wünsche und Begierden ausleben können. Das war ihm erst bei ihr gelungen, und nun schien er ihr ebenso verfallen zu sein wie seinen früheren Geliebten.
    Elsie lächelte, als er davon sprach, ihr nach Amerika folgen und dort mit ihr ein neues Leben beginnen zu wollen.
    »Aber Sie sind doch ein Offizier des Königs und Kaisers!«, rief sie aus.
    Von Palkow antwortete mit einem heftigen Fluch. »Offizier eines Kaisers, der meinen Wert nicht erkennt! Darauf pfeife ich. Bald schon werde ich mir den Staub dieses Landes von den Füßen schütteln und nach Amerika fahren. Aber ich werde dort nicht als abgehalfterter Offizier eintreffen, sondern reich sein. Sehr reich sogar! Warte in New York auf mich, und du wirst in jedem erdenklichen Luxus leben! Vielleicht heirate ich dich sogar.«
    Zwar hätte Elsie liebend gern reich geheiratet. Aber sie war auch dafür nicht mehr bereit, jede Nacht mit einem Mann verbringen zu müssen, der seine höchste Befriedigung darin fand, der Frau, mit der er schlief, Schmerzen zuzufügen. Daher würde von Palkow, wenn er tatsächlich nach Amerika kam, vergebens nach ihr suchen. Das verriet sie ihm jedoch nicht, sondern tat so, als wünsche sie sich nichts mehr, als an seiner Seite zu leben.
    »Ich werde glücklich sein, Sie jenseits des großen Teiches in die Arme zu schließen. Wir werden ein wundervolles Leben dort führen, Herr Major. Aber wie wollen Sie an so viel Geld kommen, dass Sie in Amerika als reicher Mann auftreten können?«
    »Das ist ein Geheimnis, von dem niemand etwas wissen darf! Nicht einmal du. Also sei nicht so neugierig, sondern hol mir ein Glas Wein aus der Küche!«
    Die Lauscherin im Flur erschrak. Rasch tastete Lenka sich an der Wand entlang zu dem Zimmer, in dem sie eingeschlossen worden war, und zog gerade noch rechtzeitig die Tür hinter sich ins Schloss. Mit angespannten Sinnen lauschte sie, wie Elsie in der Küche hantierte und dann zu von Palkow zurückkehrte. Erst als es im Flur wieder dunkel wurde, schlich sie hinaus und horchte weiter.
    Elsie hatte nicht nur Wein, sondern auch ihre Handtasche mitgebracht und kramte nun darin herum.
    »Was machst du da?«, fragte der Major.
    Da zog Elsie Fridolins Pistole aus der Tasche. Im ersten Augenblick glaubte er, sie wolle auf ihn schießen, und erstarrte vor Schreck. Doch sie strich nur mit einer verliebten Geste über das kühle Metall und legte die Waffe auf den Tisch.
    »Das Gesicht von diesem dämlichen Trettin war zu köstlich, als von Bucher ihn verhaften ließ. Dabei war es ein Kinderspiel, die Waffe, mit der ich Tirassow und das Miststück Hanna erschossen habe, mit seiner zu vertauschen!«
    Elsie lachte höhnisch und übertönte Lenkas überraschtes Schnaufen. Diese glaubte im ersten Moment, etwas falsch verstanden zu haben. Doch da lobte der Major ihre Kollegin überschwenglich für die beiden Morde.
    »Du hast mir damit einen sehr großen Gefallen erwiesen. Beinahe hätte dieser verdammte Tirassow mich in elende Schwierigkeiten gebracht. Dabei wollte er im Grunde dasselbe wie ich.«
    »Was denn?«, fragte Elsie neugierig.
    Lenka hoffte nicht weniger als Elsie, der Major würde sich verleiten lassen, dieses Geheimnis preiszugeben, doch er schüttelte nur den Kopf. »Das erfährst du vielleicht einmal drüben in den USA , aber jetzt noch nicht. Lass uns lieber von dir reden. Du bist eine prachtvolle Frau und genau das Passende für mich. Die anderen Weiber sind immer so zimperlich. Dabei will ich doch nur ein richtiger Mann sein!«
    »Das bist du auch«, hauchte Elsie und sagte sich, dass sie den Major in dem Augenblick vergessen würde, in dem sie an Bord eines Ozeandampfers stieg. Was der Kerl brauchte, war keine Frau, sondern eine Stute, die er mit Reitpeitsche und Sporen traktieren konnte.
    »Hier ist deine Eisenbahnfahrkarte nach Hamburg, und hier sind die Unterlagen für deine Schiffspassage auf der
Hammonia
. Das Dampfschiff legt übermorgen ab. Morgen früh werde ich dich zum Lehrter Bahnhof bringen.«
    »Ich brauche auch

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