Aprilgewitter
installiert zu haben. Diese sollte er auf Anweisung seines Auftraggebers in Gegenwart des Prinzen Wilhelm und anderer hoher Herren zünden, unter denen sich möglichst auch der Kaiser und der Reichskanzler befinden sollten.
»Welche Schritte sind jetzt vonnöten?«, fragte Bismarck sich selbst.
Eine Möglichkeit wäre, die übrigen Mitglieder der Gruppe, die von Palkow dazu bewegt hatte, die Yacht für den Prinzen zu bestellen, als mögliche Mittäter verhaften zu lassen. Der Reichskanzler war sich jedoch sicher, dass die meisten von den Absichten des Majors nichts gewusst hatten. Für sein Gefühl waren nur noch von Trepkow und vielleicht auch Rittmeister von Campe mit darin verwickelt. Doch ohne einen handfesten Beweis würde es schwer werden, dem Letzteren etwas am Zeug zu flicken.
Mit einer abschätzigen Handbewegung nahm der Kanzler ein Blatt Papier und schrieb ein paar Zeilen. Diese wiesen den zuständigen General der Kavallerie an, Rittmeister von Campe in die hinterste Provinz zu versetzen. Die Sache mit von Palkow und von Trepkow aber musste auf andere Weise gelöst werden, und bis jetzt wusste Bismarck nicht, wie das zu schaffen war.
VII.
S taatsanwalt von Bucher kehrte mit widersprüchlichen Überlegungen zum Kammergericht zurück. Er hätte seinen rechten Arm darauf verwettet, dass Bismarck ihm nur einen Bruchteil dessen mitgeteilt hatte, was tatsächlich hinter dieser Sache steckte. Für einige Augenblicke erwog er, seine Kontakte spielen zu lassen, um mehr herauszufinden. Doch wenn diese Affäre wirklich so heiß war, wie er annahm, und der Reichskanzler von seinen Nachfragen erfuhr, konnte dies ein rasches Ende seiner Karriere bedeuten. Von Bucher hatte wenig Lust, nach Landsberg an der Warthe oder noch tiefer in die Provinz versetzt zu werden, um dort den Rest seines Lebens zu versauern. Also beschloss er, Bismarcks Anweisungen peinlichst genau zu befolgen und nicht weiter zu hinterfragen.
Kurz vor der Hollmannstraße kam ihm Grünfelders Wagen entgegen. Froh, jemandem zu begegnen, dem er eine gute Nachricht überbringen konnte, befahl er seinem Kutscher anzuhalten und winkte dem Bankier, ebenfalls stehen zu bleiben. »Einen schönen guten Tag, Herr Grünfelder. Ich freue mich, Sie hier zu treffen. So kann ich Ihnen gleich mitteilen, dass sich die vollkommene Unschuld des Herrn von Trettin herausgestellt hat. Ich bin gerade auf dem Weg ins Gericht, um seine umgehende Freilassung anzuordnen.«
August Grünfelder starrte von Bucher verwirrt an, dann schluckte er und atmete auf. »Das ist wahrlich eine angenehme Botschaft, Herr Staatsanwalt, nicht nur für mich als Bankier, sondern auch als Vater einer Tochter! Ich danke Ihnen. Wann kann Herr von Trettin das Gefängnis verlassen?«
»Die entsprechende Verfügung wird in weniger als einer Stunde ausgestellt sein!« Von Bucher wunderte sich ein wenig über Grünfelders Reaktion, denn er hatte sowohl dessen Tochter wie auch Lore von Trettin kennengelernt und sich über beide seine Meinung gebildet. In seinen Augen reichte Wilhelmine Grünfelder bei weitem nicht an Fridolins Gattin heran. Doch wenn diesem daran lag, Geld zu erheiraten, war das nicht seine Sache. Die mutige, entschlossene Frau des Mannes bedauerte er, denn in seinen Augen hatte sie einen besseren Gatten verdient.
Er winkte Grünfelder noch einmal zu und befahl dem Kutscher weiterzufahren.
Der Bankier saß noch einige Augenblicke wie erstarrt, während seine Gedanken sich überschlugen. Wenn Fridolin von Trettin unschuldig war, stand dessen Heirat mit seiner Tochter nichts mehr im Wege. In dem Augenblick hatte er ganz vergessen, dass sowohl er wie auch seine Frau Fridolin nach dessen Verhaftung verdammt und Wilhelmine zugeredet hatten, sich einem ihrer anderen adeligen Verehrer zuzuwenden.
»Mach kehrt! Wir fahren nach Hause!« Grünfelder tippte seinen Kutscher mit dem Knauf seines Spazierstocks an. Diese Nachricht musste er so rasch wie möglich seiner Frau und seiner Tochter mitteilen. Während der Fahrt dachte er darüber nach, wie lange von Bucher brauchen würde, um den Freilassungsbefehl für Fridolin auszustellen.
»Schneller!«, herrschte er seinen Kutscher an, erntete aber nur ein unwilliges Brummen.
»Ich kann nicht durch die anderen Wagen hindurchfahren, gnädiger Herr!«
»Der Magistrat hätte längst etwas gegen diese verstopften Straßen tun sollen«, schimpfte Grünfelder, der seinen Pferden an diesem Tag Flügel gewünscht hätte. Als er endlich seine Villa
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