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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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einer auf Figur gearbeiteten Jacke sowie einem Oberrock mit Hüftbahnen. So, hoffte diese, würde sie Fridolin von Trettin gewiss gefallen. Auch hatte sie in der kurzen Zeit die verräterischen Tränenspuren beseitigt und ihren Wangen mit ein wenig Rouge jugendlichen Glanz verliehen.
    Ihr Vater musterte die gefällige Erscheinung seiner Tochter und sagte sich, dass jeder Mann, der Augen im Kopf hatte, nicht umhinkam, Wilhelmine hübsch zu finden. Obwohl die Damen länger gebraucht hatten als die genannten fünf Minuten, reichte er seiner Frau lächelnd den Arm und schritt auf die Tür zu, die ein Diener eilfertig aufriss. Ihre Tochter folgte ihnen mit trippelnden Schritten und nahm noch rasch die Gelegenheit wahr, sich in dem großen Spiegel im Flur zu bewundern.

VIII.
    Z usammen mit dem Befehl, Fridolin von Trettin umgehend auf freien Fuß zu setzen, schrieb von Bucher auch einen kurzen Brief an Lore, in dem er ihr die bevorstehende Freilassung ihres Mannes mitteilte. Noch zur selben Stunde machte sich ein Postbote auf den Weg in die Turmstraße und gab den Brief dort ab.
    Da Lore zunächst nur auf das Papier starrte, ohne ein Wort hervorzubringen, zupfte Nathalia sie am Ärmel. »Was gibt es? Schlechte Nachrichten?« Dabei reckte sie den Hals, um selbst etwas lesen zu können.
    Lore schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht! Fridolins Unschuld ist erwiesen, und er wird noch zu dieser Stunde freigelassen.«
    »Dann sollten wir losfahren und ihn abholen. Oder willst du warten, bis er mit einer Droschke kommt?« Anders als Lore war Nathalia nicht bereit, die Flinte so einfach ins Korn zu werfen. Sie wusste, dass ihre Freundin ihren Mann liebte, und wollte ihr helfen, den Kampf gegen Wilhelmine Grünfelder und deren Geld zu gewinnen.
    Einen Augenblick lang zögerte Lore, dann nickte sie. »Holen wir ihn ab! Jutta, besorg bitte einen Wagen. Ich ziehe mich nur rasch um.«
    Nathalia blickte ihr nach und sah dann an sich herunter. Zwar trug sie kein Ausgehkleid, doch das ließ sich durch eine Pelerine aus leichtem Stoff kaschieren. Daher wartete sie, bis Lore zurückkam, und nickte zufrieden. Ihre Freundin trug ein modisches Kostüm, das ihre schlanke Figur betonte, sowie einen schicken, mit künstlichen Blüten verzierten Hut. Wie es aussah, hatte Lore doch noch den Willen, ihren Mann zurückzuerobern.
    »Komm! Die Droschke wartet schon«, erklärte Nathalia aufgeregt, packte die Hand ihrer Freundin und zerrte sie hinter sich her.
    Lore amüsierte sich ein wenig über Nathalias Eifer, der durchaus ansteckend wirkte. »Ich freue mich, dass du bei mir bist«, sagte sie lächelnd.
    »Leider werde ich trotzdem bald nach Bremen weiterfahren müssen. Eigentlich hatten Tante Dorothea und Onkel Thomas mich bereits letzte Woche erwartet.«
    Nathalia hätte sich über Lores Begleitung gefreut, war aber bereit, opfermütig darauf zu verzichten, wenn dafür zwischen ihrer Freundin und Fridolin alles wieder in Ordnung kam.
    Als Lore mit Nathalia herankam, öffnete Jutta den Schlag einer Droschke und nickte ihrer Herrin aufmunternd zu. »Viel Glück, gnädige Frau!«
    »Danke! Ich kann es brauchen.« Lore setzte sich und knüllte, als der Wagen anfuhr, ihre Handschuhe zusammen. Gerne wäre sie voller Zuversicht und dem Wissen aufgebrochen, dass Fridolin zu ihr zurückkehren werde. Doch immer wieder schob sich Wilhelmine Grünfelders Gesicht in ihre Überlegungen.
    Das Mädchen war hübsch genug, um einen Mann zufriedenstellen zu können, und würde einmal Millionen erben. Fridolins Wunsch, weiter aufzusteigen und einen möglichst hohen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, mochte ihn dazu bewegen, sich um die Erbtochter zu bewerben. Geld, um sie als überflüssig gewordene Ehefrau auszahlen zu können, besaß er in dem Fall genug.
    Nathalia ahnte, mit welchen Zweifeln sich Lore quälte, und versuchte, ihrer Freundin Mut zu machen. Tatsächlich hatte sich Lores Miene ein wenig aufgehellt, als die Droschke in die Straße rollte, in der sich das Gefängnis befand. Doch in diesem Moment sahen beide Grünfelders Wagen losfahren. Neben dem Bankier, dessen Frau und seiner Tochter saß Fridolin in dem offenen Landauer.
    Lore schluckte. Eines weiteren Beweises bedurfte es nicht. Ohne ihren Mann noch eines zweiten Blickes zu würdigen, wandte sie sich an den Droschkenkutscher. »Fahren Sie uns zurück in die Turmstraße!«
    »Wie Sie meinen!« Der Mann zuckte mit den Achseln und sagte sich, dass es ihm gleichgültig sein konnte, wenn die Frau

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