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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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zufrieden, dass ihm dieser Ausweg eingefallen war. In einer Gesellschaft, die so viel auf den Schein gab, würde eine solche Aussage Wilhelmines Ruf für immer ruinieren.
    Das wusste auch Emil Dohnke. Sein Gesicht wurde mit einem Mal hart, und der Lauf der Waffe zeigte genau auf von Trepkows Stirn. Doch bevor er abdrücken konnte, berührte Wilhelmine ihn am Arm. »Töten Sie ihn nicht. Lieber will ich das Gerede der Leute ertragen, als Sie als Mörder auf dem Schafott sehen!«
    »Wie edelmütig!«, höhnte der Leutnant, der seine Felle davonschwimmen sah. Mit einem überraschenden Satz war er an Emil vorbei und rannte auf den Flur hinaus. Jutta, die ihm im Weg stand, konnte er noch beiseitestoßen. Doch dann traf er auf Gregor Hilgemann, der gerade mit Konrad und zwei Gendarmen hereinkam.
    »Das ist der Entführer!«, erklärte Gregor und zeigte auf den Leutnant.
    Von Trepkow stieß einen Fluch aus, wandte sich dann aber mit hochmütiger Miene an die Schutzmänner. »Dieser Mann lügt. Die junge Dame ist freiwillig mitgekommen!«
    Seine Haltung machte Eindruck, doch dieser verlor sich rasch, als Wilhelmine aus dem Zimmer trat. Sie hatte rasch ihre Kleidung übergezogen und dabei ein paar Knöpfe abgerissen. Ihre Tränen flossen reichlich, und sie klammerte sich an Caroline, als wäre diese ihr einziger Halt.
    »Es war so schrecklich!«, jammerte sie. »Er hat mich geschlagen und bedroht! Dann wollte er mich mit Gewalt ausziehen.«
    »Verdammtes Biest!«, entfuhr es dem Leutnant.
    Die Gendarmen sahen jedoch das ruinierte Kleid und funkelten von Trepkow grimmig an. »Wir bitten den Herrn Leutnant, mit uns zur Wache zu kommen. Die junge Dame und die übrigen Zeugen müssen sich ebenfalls dort einfinden, um ihre Aussagen zu machen.«
    Von Trepkow nickte den Beamten hochmütig zu. »Sie haben mein Ehrenwort, dass ich morgen Vormittag auf der Wache vorsprechen werde.«
    Die beiden Gendarmen blickten ihn unglücklich an. »Herr Leutnant mögen verzeihen, aber wir müssen auf seiner Begleitung bestehen!«
    »Misstrauen Sie dem Ehrenwort eines preußischen Offiziers?«, fuhr von Trepkow auf.
    »Ich würde sagen, die beiden Herren misstrauen Ihrem Ehrenwort!« Nathalia hatte es in der Droschke nicht mehr ausgehalten und war nun ebenfalls zum Waldhaus gekommen.
    Die Mienen der beiden Gendarmen verrieten, dass diesen Worten nichts mehr hinzuzufügen war. Als einziges Entgegenkommen an den Leutnant verzichteten sie darauf, ihm den Säbel abzufordern und ihm Handschellen anzulegen. Sie nahmen ihn jedoch in die Mitte und führen ihn zu der Lichtung, auf der ihr Wagen stand. Lore, Caroline und die anderen folgten ihnen und sahen zu, wie das geschlossene Gefährt der Beamten abfuhr. Die vier Droschken, die noch bereitstanden, teilten sie rasch unter sich auf. Da Lore nicht mit Wilhelmine zusammen in einem Wagen fahren wollte, gesellte sich Caroline zu dem Mädchen, und Emil Dohnke nahm dort gegen die Fahrtrichtung Platz.
    Bevor sie anfuhren, blickte Wilhelmine noch einmal zu dem Waldweg zurück, der zu dem alten Haus führte. »Er ist nicht zum Ziel gekommen«, flüsterte sie leise und widerholte es noch einmal etwas lauter: »Er ist nicht zum Ziel gekommen!«
    Emil lächelte ihr beruhigend zu. »Natürlich ist er das nicht. Wäre er es, hätte er sich uns gegenüber ganz anders verhalten. Allerdings können wir Frau von Trettin dankbar sein, dass sie so rasch auf der Bildfläche erschienen ist. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen wäre, den Mann mit bloßen Händen zu entwaffnen.«
    »Er hätte Sie umgebracht – und mich dazu!« Caroline spürte, wie die Tränen in ihr hochstiegen, und sie begriff, dass ihr Bruder ihr an diesem Tag den letzten Stolz auf ihren altadeligen Namen geraubt hatte.

VI.
    F ür Staatsanwalt von Bucher war die Nachricht, dass Leutnant von Trepkow als Entführer einer reichen Erbin verhaftet worden sei, äußerst unangenehm. Die Beschuldigungen einer Hure hätte er noch als unwahrscheinlich und verlogen abtun können. Aber die Aussage der Tochter eines angesehenen Bankiers wog schwer, zumal diese von Zeugen gestützt wurde, die ebenfalls zum gehobenen Bürgertum und sogar zum Adel zählten.
    Noch während er mit dieser harten Nuss kämpfte, erreichte ihn ein Billett des Reichskanzlers, der sein sofortiges Erscheinen forderte. Wie es aussah, schlug diese Affäre noch höhere Wellen, als der Staatsanwalt erwartet hatte. Innerlich zitternd vor Anspannung machte er sich auf den Weg zu Bismarck und wurde dort

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