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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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würde es das Bankhaus schwer treffen und Grünfelder sich von seinem Wunsch verabschieden müssen, seine Tochter mit einem Herrn von Adel zu verheiraten. Da er jedoch spürte, dass der Bankier keinen weiteren Argumenten zugänglich war, trat er mit einem kurzen Kopfnicken von dessen Schreibtisch zurück und wollte den Raum verlassen.
    »Einen Augenblick noch, Herr von Trettin! Sie wissen ja: Wer nichts riskiert, der nichts gewinnt. Daher erhält Rendlinger seinen Kredit. Gleichzeitig aber sorgen wir dafür, dass auch unser Name bei Prinz Wilhelm auf Sympathie stoßen wird. Aus diesem Grund möchte ich alle Herren, die sich an dem Geschenk für Seine Königliche Hoheit beteiligen wollen, morgen Abend zu mir nach Hause einladen. Anschließend können wir gemeinsam ausgehen und einen netten Herrenabend verleben.«
    »Werden auch Damen anwesend sein?«
    Grünfelder schüttelte den Kopf. »Nein! Auch meine Gattin und meine Tochter werden nur kurz erscheinen, um die Gäste zu begrüßen, sich dann aber wieder zurückziehen.«
    Da dies keine weitere Zurücksetzung für Lore bedeutete, stimmte Fridolin nach kurzem Nachdenken zu. »Ich werde kommen, Herr Grünfelder. Sie müssen mir nur noch die Uhrzeit nennen.«
    »Ich dachte an zwanzig Uhr, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Selbstverständlich.«
    Bevor Fridolin sich in seinem Büro dem nächsten Kreditwunsch zuwandte, dachte er darüber nach, dass sowohl Rendlinger wie auch Grünfelder sehr viel Glück benötigen würden, um mit heiler Haut aus dieser Sache herauszukommen. Dennoch war er weiterhin bereit, sich an der Bank zu beteiligen. Denn da er zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Einlage getätigt hatte, würde Grünfelder, wenn es schiefging, mit seinem gesamten Vermögen für diesen Kredit geradestehen müssen. Sank dessen Anteil durch Verluste aus dem Rendlinger-Geschäft, würde seine Einlage hingegen umso stärker ins Gewicht fallen, und er wäre in der Lage, Kredite zu verhindern, die mit derart hohem Risiko behaftet waren.

IV.
    L ore blickte erstaunt auf, als Fridolin ihr erklärte, er werde den nächsten Abend bei Grünfelder verbringen. Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, hob er die Hand. »Es handelt sich um eine reine Herrengesellschaft, der ich nicht fernbleiben kann. Immerhin arbeite ich für Grünfelder und muss einen Kompromiss zwischen unseren Belangen und denen des Bankhauses finden.«
    »Da kommen wohl einige Herren zusammen, die bei eurer Bank Kredite aufgenommen haben oder welche beantragen wollen«, antwortete Lore mit einem Lächeln, das nicht ganz echt wirkte. Da die Damen Grünfelder sie immer noch ignorierten, missfiel ihr die Vorstellung, dass Fridolin weiterhin in deren Haus ein und aus ging, weil er sich in seiner Stellung Grünfelders Einladung zu einem Treffen mit Kunden nicht entziehen konnte.
    Fridolin spürte ihre Verstimmung. Er würde weiter darauf hinarbeiten müssen, dass Grünfelders Frau Lore als Gast in ihrem Haus willkommen hieß. Auch aus dem Grund durfte er sie und ihren Mann nicht verärgern.
    »Es kann etwas länger dauern, denn Grünfelder will hinterher noch mit einigen Herren ausgehen, und da kann ich mich schlecht drücken.« Jetzt klang Fridolins Lachen ein wenig falsch, denn er ahnte, wohin der Weg des Bankiers führen würde. Aber da er Hede Pfefferkorn im
Le Plaisir
ohnehin aufsuchen musste, um mit ihr den genauen Ablauf ihrer finanziellen Beteiligungen zu besprechen, kam ihm dieser Ausflug gelegen. Allerdings durfte Lore niemals erfahren, dass er ein Bordell betreten hatte, da sie mit Sicherheit die falschen Schlüsse ziehen würde.
    »Soll ich auf dich warten?«
    »Geh lieber zu Bett! Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Herr Grünfelder kann sehr anhänglich sein.«
    »Dann sollten wir heute früher zu Bett gehen, damit du ausschlafen kannst«, schlug Lore vor.
    »Sollen wir wirklich nur schlafen?«, fragte Fridolin lächelnd. Ein wenig Betätigung im Bett würde verhindern, dass er am nächsten Abend vom Alkohol beflügelt der Versuchung von Hedes Mädchen nachgab.
    Lore lachte leise auf. »Nun, die Zeit werden wir wohl noch finden. Ich freue mich, dass wir für uns sein können. Das habe ich in Bremen manchmal vermisst.«
    »Es war wirklich anstrengend, Nathalia dazu zu bringen, uns ein wenig Ruhe zu gönnen«, gab Fridolin zu.
    »Zum Glück hat Dorothea es verstanden, uns Nati von Zeit zu Zeit unauffällig vom Hals zu halten, und auch sonst haben wir ihr viel zu verdanken.« Bei dem Gedanken an Thomas

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