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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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nach Hause, als bis sie auch Ihnen guten Tag gesagt haben.«
    Fridolin stand auf und vollzog eine kurze Verbeugung. »Ich danke den beiden Damen.« Dann zeigte er auf die Mappe mit den Rendlinger-Unterlagen. »Ich müsste dringend mit Ihnen sprechen, Herr Grünfelder.«
    »Meine beiden Frauenzimmer gehen gleich wieder. Dann kommen Sie mit in mein Kontor, und wir reden bei einem Glas Cognac über alles, was Ihnen auf dem Herzen liegt«, antwortete Grünfelder leutselig und gab Frau und Tochter einen unauffälligen Wink, sich gleich wieder zurückzuziehen.
    Ohne ein Wort mit dem Objekt ihrer Sehnsucht gesprochen zu haben, wollte dies keine von beiden tun. »Mein lieber Herr von Trettin«, flötete die Mutter. »Eigentlich müssten wir Ihnen ja böse sein, dass Sie uns so sträflich vernachlässigen. Sie sind seit über einer Woche nicht mehr bei uns zu Gast gewesen. Dabei freuen meine Tochter und ich uns jedes Mal, wenn wir Sie sehen.«
    »Pardon, aber die derzeitigen Umstände machen es mir unmöglich, Ihren Wunsch zu erfüllen!« Fridolins Stimme klang eisig. Entweder gaben die beiden Frauen nach und nahmen Lore in ihren Kreis auf, oder sie würden auch bei weiteren Festlichkeiten auf ihn verzichten müssen.
    Grünfelder ärgerte sich über die undiplomatische Bemerkung seiner Frau und scheuchte sie samt seiner Tochter zur Tür hinaus. »Ihr habt gehört, dass Herr von Trettin mit mir über wichtige geschäftliche Angelegenheiten sprechen will. Daher bitte ich euch, uns jetzt zu entschuldigen!«
    »Selbstverständlich, Papa!« Wilhelmine knickste, drehte sich aber noch einmal zu Fridolin um. »Mama hat recht, Herr von Trettin. Wir vermissen Sie sehr!«
    Grünfelder sah den beiden nach, als sie endlich den Raum verlassen hatten, und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, Sie verzeihen meinen Frauenzimmern ihren Überschwang. Sie haben Sie eben ins Herz geschlossen. Nun aber zu Rendlinger. Und dazu gönnen wir uns ein Gläschen Cognac in meinem Kontor.«
    Erleichtert, dass die Heimsuchung vorübergegangen war, nahm Fridolin die Mappe und folgte seinem Chef in den gediegen eingerichteten Raum. Der Bankier goss eigenhändig zwei Gläser voll, reichte Fridolin eines und stieß mit ihm an. »Auf unsere Bank, Herr von Trettin!«
    »Auf die Bank!«, erwiderte Fridolin den Trinkspruch und trank das leicht ölig schmeckende Getränk. Danach legte er seine Mappe auf den Tisch und schlug sie auf. »Ich habe alle Posten dieser Aufstellung dreimal nachgerechnet und bin jedes Mal zum gleichen Ergebnis gekommen.«
    »Das klingt nicht danach, als wollten Sie Rendlinger den verlangten Kredit einräumen.«
    »Wir gingen ein hohes Risiko ein, das wir in seinem gesamten Umfang gar nicht einschätzen können. Wenn Rendlinger die geforderte Summe in den Ausbau seiner Fabriken steckt, braucht er dringend einen Abnehmer für seine Waren. Entscheidet sich das Kriegsministerium jedoch für einen anderen Lieferanten, wird ihm dies das Genick brechen. Ihre Sicherheiten bestünden dann aus wertlosen Werkshallen, in denen nichts erzeugt wird.«
    Grünfelder zog die Stirn in Falten. Der vorsichtige Geschäftsmann in ihm wollte Fridolins Ausführungen folgen und dem Industriellen den Kredit verweigern. Dann aber dachte er an das Geschenk, das Prinz Wilhelm überreicht werden sollte, und beschloss, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. »Wenn es Rendlinger gelingt, die Gunst des zukünftigen Kaisers zu erringen, wird ihm das die erhofften Aufträge des Heeres einbringen. Daher werde ich das Wagnis eingehen. Wir werden Rendlinger allerdings helfen müssen, ein Präsent zu finden, das die Aufmerksamkeit des Prinzen in hohem Maße gewinnen wird. Sie haben sich ja zu meiner Erleichterung ebenfalls bereit erklärt, etwas zu diesem Geschenk beizutragen. Wenn die Gabe Seiner Königlichen Hoheit zusagt, wird sich dies nicht nur für Rendlinger, sondern für uns alle auszahlen.«
    »Wir machen uns damit abhängig von der Laune eines Einzelnen«, gab Fridolin zu bedenken. »Vielleicht sollte Rendlinger seine Pläne mäßigen und sich mit weniger Fabriken zufriedengeben.«
    »Das ist nicht möglich. Wenn er sich um die Aufträge des Heeres bewerben will, muss er beweisen, dass er sie in vollem Umfang erfüllen kann. Gelingt ihm das nicht, werden sich die Herren im Kriegsministerium nach einem anderen Fabrikanten umsehen.«
    Damit hatte Grünfelder nicht unrecht. Dennoch widerstrebte es Fridolin, Rendlinger eine so hohe Summe zu überlassen. Platzte der Kredit,

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