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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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doch eine eigene Bank.«
    »Es handelt sich um ein kleines Bankhaus in einer Provinzstadt, Herr Kommerzienrat, und ist nicht im Geringsten mit Ihrer Bank zu vergleichen«, gab Emil zurück.
    »Aber Sie sind der Sohn eines Bankbesitzers!« Mit diesen Worten kehrte Grünfelder in sein Kontor zurück. Emil fragte sich, was er damit wohl meinte, aber da er keine Antwort fand, zuckte er mit den Achseln und machte sich auf die Suche nach den Unterlagen.

III.
    J uliane Grünfelder und ihre Tochter erschienen auf die Minute genau zwei Stunden nach ihrem ersten Besuch und steuerten direkt Fridolins Kontor an.
    Die Anweisung des Bankiers noch im Ohr, versperrte Emil Dohnke ihnen den Weg. »Ich bitte die Damen um Entschuldigung, doch Herr von Trettin ist noch nicht fertig. Daher bittet der Herr Kommerzienrat die Damen, in seinem Kontor zu warten.«
    »Gut! Lassen wir Herrn von Trettin die Zeit, die er braucht, und gehen wir zu Papa«, sagte Juliane Grünfelder zu ihrer Tochter.
    Sie ließ Emil Dohnke stehen, als wäre er ein Gegenstand, und rauschte in das Büro ihres Mannes. Wilhelmine folgte mit säuerlicher Miene, denn ihr passte es gar nicht, dass Fridolin seine Arbeit wichtiger nahm als ihre Person. Sie wollte sich schon bei ihrem Vater beschweren, doch dieser schloss die Tür, deutete auf zwei Stühle, die er hatte bereitstellen lassen, und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    »Meine Lieben, ich muss mit euch reden. Wenn ihr so weitermacht, macht ihr euch noch zum Gespött der Leute. Die Beziehung zu Herrn von Trettin verlangt viel Fingerspitzengefühl. Durch die Ablehnung seiner Frau …«
    »Derzeitigen Frau!«, korrigierte die Tochter ihn, fing aber unerwartet zornige Blicke von Vater und Mutter ein.
    »Durch die Nichtberücksichtigung seiner Frau bei unseren Einladungen haben wir Herrn von Trettins Ehrgefühl verletzt. Ein Mann wie er wird eine Abendgesellschaft in unserem Haus erst wieder besuchen, wenn seine Frau ihn begleiten kann. Ich muss gestehen, dass ich seine Haltung bewundere. Er ist ein Edelmann von echtem Schrot und Korn!«
    »Aber Papa, wenn er uns nicht mehr besucht, werde ich seine Neigung nie erringen können!«, rief Wilhelmine so laut, dass ihre Eltern befürchteten, man könne es durch die gepolsterte Tür vernehmen.
    »Die Neigung eines Fridolin von Trettin erringt man nicht, indem man ihn zu Dingen überredet, die ihm gegen den Strich gehen. Hier ist Diplomatie gefragt.«
    Während Wilhelmine mit den Tränen kämpfte, hatte seine Frau längst begriffen, dass er einen Plan entworfen hatte.
    »Contenance!«, flüsterte sie ihrer Tochter zu und lächelte ihren Mann erfreut an. »Mein Lieber, Wilhelmine und ich verlassen uns ganz auf deinen überlegenen Verstand.«
    Grünfelder machte ein Gesicht, als wolle er sagen, dies sei auch gut so, und umriss in kurzen Worten die nächsten Schritte. »Ich werde Herrn von Trettin für übermorgen zu einem Herrenabend einladen. Ihr werdet kurz erscheinen, um ihn und die übrigen Gäste zu begrüßen, euch aber rasch wieder zurückziehen. Gewiss erinnert ihr euch noch an Rendlingers Vorschlag, Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen Wilhelm, ein Präsent zu überreichen. Ich werde die Herren, die damals zugestimmt haben, bei uns versammeln, um diese Idee weiterzuverfolgen. Da Herr von Trettin sich beteiligen wollte, wird er diese Einladung nicht ausschlagen können.«
    Grünfelder erwartete Lob und Zustimmung, doch seine Tochter sah so aus, als hätte er ihren Hoffnungen eben den Todesstoß versetzt. »Aber Papa, wie soll ich Herrn von Trettin für mich gewinnen, wenn ich ihn nur kurz und in Gesellschaft anderer Herren sehen kann?«
    »Kind, du willst doch nicht etwa sagen, dass du mit ihm allein sein möchtest?«, fragte Juliane Grünfelder entgeistert.
    Ihre Tochter stellte wortreich klar, dass sie zwar ihre Anwesenheit und die des Vaters akzeptieren würde, weitere Personen jedoch für überflüssig hielt.
    »Eine solche Zusammenkunft könnt ihr später arrangieren«, erklärte Grünfelder, um Wilhelmine zu besänftigen. »Zuerst müssen wir Herrn von Trettin dazu bewegen, unser Haus wieder häufiger zu frequentieren. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, ihn, aber auch Herrn Dohnke und ein, zwei andere Angestellte der Bank in regelmäßigen Abständen zum Mittag- oder Abendessen einzuladen. Solange die anderen Herren dabei sind, kann Fridolin von Trettin sich uns nicht verweigern. Du, mein Kind, hast dann die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen,

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