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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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ein, der den Sohn des Kaisers nicht mochte, weil dieser Auffassungen vertrat, die seinen eigenen widersprachen. Dagegen war Prinz Wilhelm ein Mann ganz nach seinem Sinn. Von ihm erwartete der Industrielle, dass er das Proletariergesindel unter der Knute halten würde, damit es spurte und seinen Fabrikherren keinen Ärger mehr bereitete, der den Profit schmälerte.
    »Ob und wie krank der Kronprinz ist, weiß nur der englische Arzt, den seine Gemahlin aus ihrer Heimat kommen ließ!« Der Sprecher machte keinen Hehl daraus, wie wenig er von einer Bevorzugung von Ausländern gegenüber Deutschen hielt.
    Es schien, als wären die Anwesenden froh, das Geschenk für Prinz Wilhelm für einen Augenblick vergessen zu können, denn es entspann sich eine angeregte Unterhaltung über den Kronprinzen und die allgemeine Lage des Reiches. Dabei rauchten die Herren Zigarren und leerten die Cognacgläser in rascher Folge.
    Auch Fridolin wurde eine Zigarre aufgedrängt, und er trank mehr als sonst. Gegen dreiundzwanzig Uhr begannen sich die ersten Herren zu verabschieden, und Fridolin warf dem Bankier einen kurzen Blick zu, in der Hoffnung, er werde kein Interesse mehr daran haben, an diesem Abend das
Le Plaisir
aufzusuchen.
    Doch da ergriff Rendlinger das Wort. »Ich meine, nachdem wir uns die Köpfe wegen des Geschenks an Seine Königliche Hoheit heißgeredet haben, sollten wir uns ein wenig Entspannung gönnen. Wer von den Herren will noch mit mir kommen? Ich kenne einen Club mit ausgezeichneten Getränken und ebenso schönen wie willigen jungen Frauen.«
    Von Palkow lachte meckernd. »Sie meinen das
Le Plaisir!
Ich muss gestehen, ich hätte Lust, es ebenfalls aufzusuchen, zumal wir dort gewiss Fürst Tirassow vorfinden werden. Um meinen Anteil an unserer Dampfyacht aufbringen zu können, werde ich ihn wohl anpumpen müssen.«
    Von Trepkow seufzte. »Sie haben wenigstens jemanden, den Sie um Geld angehen können. Ich hingegen lebe von der Hand in den Mund oder, besser gesagt, von dem Sold, den Seine Majestät bereit ist, für einen einfachen Leutnant zu zahlen.«
    So ganz konnte das nicht stimmen, sagte Fridolin sich. Von Trepkows Uniform war nämlich aus bestem Tuch und von einem ausgezeichneten Schneider gefertigt worden. Auch hätte er die Aufforderung, in Hedes Bordell mitzukommen, im Falle völligen Geldmangels ablehnen müssen, denn dort waren weder die Getränke noch die Mädchen billig zu haben. Von Trepkow erklärte jedoch ebenso wie von Campe und Grünfelder, den Major begleiten zu wollen. Während der Bankier einen Diener beauftragte, zwei Droschken zu besorgen, wandte Rendlinger sich an Fridolin. »Und was ist mit Ihnen, Herr von Trettin? Haben Sie auch einmal Lust, den ehelichen Trott mit einem hübschen Mädchen aufzupeppen?«
    Gewiss nicht so sehr wie Sie, fuhr es Fridolin durch den Kopf. Stattdessen machte er eine unbestimmte Handbewegung und erklärte, er werde die Herren begleiten. Aus welchem Grund er Hede Pfefferkorns Haus aufsuchen wollte, ging niemanden etwas an.

VII.
    D iesmal wurde die Gruppe von Anton ohne Verzug in den großen Salon geführt. Sechs unternehmungslustige Herren versprachen guten Verdienst, und so kümmerten sich sofort einige der Mädchen um die Neuankömmlinge.
    Unter ihnen war Lenka, die Grünfelder beim letzten Mal recht mühelos hatte zufriedenstellen können und sich nun bei ihm einschmeichelte. Im Gegensatz zu anderen Freiern hatte der Bankier nicht mit Trinkgeld gegeizt. Mit einem verheißungsvollen Lächeln zog Lenka sich mit Grünfelder in ihr Separee zurück.
    Die beiden jungen Offiziere sahen neiderfüllt hinter ihnen her, denn Lenka zählte zu den schönsten Huren in Hedes Bordell, allerdings auch zu den teuersten. Von Campe wählte schließlich eine Dunkelhaarige mit schwellenden Formen, während von Trepkow sich an Hede wandte.
    »Ich wünsche ein Weib, das etwas aushält!«
    Die Bordellbesitzerin bedachte ihn mit einem kühlen Blick. Sie mochte es nicht, wenn Gäste Dinge verlangten, die ihre Mädchen ungern taten. »Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Frau hinterher noch arbeiten können muss. Fällt sie aus, müssen Sie den Verdienst ersetzen, der ihr und mir dadurch entgeht!«
    Von Trepkow winkte lachend ab. »Keine Sorge, ich reite Ihnen Ihr Pferdchen schon nicht zuschanden. Immerhin bin ich Kavallerist!«
    »Nun gut! Sie kennen meine Bedingungen. Elsie, komm her!«
    Als Fridolin diesen Namen hörte, kam ihm eine ferne Erinnerung. Er drehte sich um und

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