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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Königlichen Hoheit gefallen!«, rief von Palkow begeistert aus. »Aber mehr noch wird er sich über alles freuen, was mit dem Meer oder zumindest mit Wasser zu tun hat. Wie wäre es mit einer kleinen Dampfyacht? Das Schiffchen müsste allerdings so groß sein, dass man auch die Küstengewässer der Ostsee damit befahren kann.«
    »Eine Dampfyacht? Größer und teurer geht es wohl nicht«, warf von Trepkow entgeistert ein.
    Er hatte im Augenblick keine hundert Mark in der Tasche, geschweige denn einen Betrag, der seinem Anteil an einer Yacht auch nur nahe käme.
    Von Campe rutschte nicht minder unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ebenso wie von Trepkow bedauerte er bereits, sich auf diese Sache eingelassen zu haben. Auch die anderen Unternehmer, die großspurig versprochen hatten, sich an dem Geschenk für den Prinzen zu beteiligen, sahen so aus, als würden sie sich am liebsten zurückziehen. Doch ähnlich wie bei den Offizieren ließ dies ihr Stolz nicht zu.
    Fridolin wusste, was eine halbwegs repräsentable Dampfyacht kostete, und konnte sich daher ausrechnen, dass sein Beitrag mehrere tausend Mark betragen würde. Den Löwenanteil an der benötigten Summe würden Rendlinger und Grünfelder aufbringen müssen. Allerdings wirkte der Fabrikant in diesem Moment wie jemand, der einen zu großen Bissen geschluckt hatte und nun daran zu ersticken drohte.
    Mit einem spöttischen Lächeln sah Fridolin ihn an. »Eine Yacht, wie Major von Palkow sie vorschlägt, hätte zumindest einen Vorteil: Wir können eine große Tafel mit unseren Namen im Salon des Prinzen anbringen lassen, so dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit daran erinnert wird, von wem dieses Geschenk stammt.«
    »Für die Nacht müssten wir die gleiche Tafel in seinem Schlafzimmer anbringen und elektrisch beleuchten lassen«, versuchte Grünfelder zu witzeln. Auch ihm erschien die Größenordnung dieses Geschenks reichlich übertrieben.
    »Das wäre gar keine so schlechte Idee«, stimmte von Palkow ihm zu. »Auf diesen Ehrentafeln sollten die Namen der größten Spender ganz oben stehen. Darunter folgen die anderen, den Summen entsprechend, die sie zu geben in der Lage sind. Nicht jeder von uns ist ein reicher Industrieller oder Bankier, und wir sollten unsere beiden jungen Offiziere nicht deshalb ausschließen, nur weil sie nicht ebenso viel dazu beitragen können wie Rendlinger und Sie, Grünfelder.«
    »Ich glaube, wir sollten jede Summe akzeptieren«, erklärte Rendlinger, der seinen Anteil auf diese Weise zu verringern hoffte. Auch Grünfelder und die beiden anderen Geschäftsleute nickten zustimmend. Sich zurückziehen und zusehen, wie die anderen mit ihrem Geschenk bei Prinz Wilhelm Ehre einlegten, wollte keiner.
    Obwohl auch Fridolin die Summe schmerzte, die er auf diese Weise verlieren würde, amüsierte er sich insgeheim. Von Trepkow feilschte um hundert Mark mehr oder weniger wie ein arabischer Basarhändler aus einem Fortsetzungsroman von Karl May, und die übrigen Herren schienen angestrengt darüber nachzudenken, wie viel sie sich leisten konnten, ohne als geizig zu gelten.
    Die Damen Grünfelder, die der Diskussion ohne besonderes Interesse gefolgt waren, spürten, dass sie an diesem Abend die Aufmerksamkeit der Herren nicht mehr erringen würden. Daher verabschiedeten sie sich von den Gästen. Grünfelder nickte ihnen zu und atmete auf, als sie das Speisezimmer verließen. Für sein Gefühl hatte er sich in der letzten halben Stunde nicht gerade als jener unerschütterliche Geschäftsmann gezeigt, als der er gelten wollte. »Meine Herren, lassen Sie uns doch in das Rauchzimmer gehen, eine gute Zigarre anbrennen und einen Cognac trinken. Wer weiß, vielleicht fällt uns dabei ein, wie wir unser Geschenk noch aufsehenerregender machen können.«
    »Es ist schade, dass Sie den russischen Fürsten nicht für diese Sache gewinnen konnten, Herr Major. Er sah mir nach viel Geld aus«, sagte von Trepkow, der noch keine Vorstellung davon hatte, wie er seinen Anteil auftreiben sollte.
    Palkow bedachte ihn mit einem amüsierten Blick. »Ginge es um ein Geschenk für den russischen Zaren, würde General Tirassow sich als Erster beteiligen. Doch an einem deutschen Prinzen, der, wenn sein Vater ähnlich alt werden sollte wie sein Großvater, irgendwann im zweiten oder dritten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts Kaiser werden wird, hat er kein Interesse.«
    »Um die Gesundheit von Kronprinz Friedrich soll es nicht sonderlich gut stehen!«, warf Rendlinger

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