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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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aller schlimmen Erfahrungen noch immer bereit zur echten Liebe war.
    Lenka küsste Grünfelder und kraulte den grauen Pelz auf seiner Brust. »War es schön für Sie?«, fragte sie.
    Der Bankier nickte versonnen. »Es war fast wie in meiner Jugend mit meiner Frau. Ich würde ja immer noch gerne mit ihr schlafen, aber sie fühlt sich zu alt dazu.«
    Es klang traurig, und Lenka bedauerte ihn ein wenig. Doch vor allem anderen war sie froh, ihn als Freier gewonnen zu haben. Da er nicht mit dem Trinkgeld geizte, hoffte sie, das Bordell, die Stadt und dieses Land noch früher als erhofft verlassen zu können.

XIV.
    W ährend Lenka sich ihren Zukunftsträumen hingab, saß Fridolin bei Hede im Büro. Nachdem das häusliche Wetter in letzter Zeit doch etwas stürmisch gewesen war, tat es ihm gut, sich hier zu erholen. Bei diesem Gedanken empfand er plötzlich Schuldgefühle. Schließlich hatte er nicht viele Abende zu Hause verbracht und Lore praktisch gezwungen, sich enger an Mary anzuschließen. Auch die Tatsache, dass sich bei ihnen nicht mehr viel im Bett abspielte, war nicht Lores Schuld.
    Fridolin musterte Hede, die fast ein Jahrzehnt mehr zählte als seine Frau, und nahm nun die Schatten unter ihren Augen und die kleinen Falten wahr, die sie sorgfältig zu verbergen suchte. Er gab ihr noch fünf, sechs Jahre, dann würde sie dem Alter nicht mehr trotzen können. Dennoch war sie seine beste Freundin und Ratgeberin, und er hätte sich gewünscht, sie Lore vorstellen zu können. Doch das war unmöglich. Außerdem, so meldete ihm sein schlechtes Gewissen, hatte er Lore mit ihr betrogen, auch wenn der Anstoß dazu nicht von ihm, sondern von Hede ausgegangen war.
    »So in Gedanken, Fridolin?«, fragte Hede, nachdem er eine Zeit lang geschwiegen hatte.
    »Tut mir leid! Ich bin heute ein schlechter Gesellschafter.«
    »Ich glaube, du sorgst dich um deine Frau. Allerdings weiß ich nicht, ob es richtig von dir ist, sie zu verstecken.«
    »Ich verstecke Lore nicht!«, rief Fridolin empört und brachte Hede damit zum Lachen.
    »Natürlich versteckst du sie nicht absichtlich. Doch du gehst nicht mit ihr aus und führst sie auch nicht ins Theater, zu einer Parade, in ein Café oder in einen Biergarten. Das solltest du aber tun, mein Lieber. Wenn die Leute sie an deiner Seite sehen, werden etliche neugierig werden und sie kennenlernen wollen. Stattdessen verbringst du deine Abende bei Grünfelder und lässt dich von diesem auch noch an den Sonntagen einspannen. Du bist aber mit deiner Frau verheiratet, und nicht mit dem Herrn Bankbesitzer oder den Leuten, die er um sich versammelt hat.«
    Hede sprach eindringlich, da sie Fridolin helfen wollte, wieder zu sich selbst zu finden. Sein Aufstieg zu Grünfelders Kompagnon war zu rasch geschehen und hatte ihn offensichtlich überfordert. Außerdem war da noch die Tochter des Bankiers. Hede hätte nicht einen Nickel gegen das ganze Geld gewettet, das sie Fridolin zur Verfügung gestellt hatte, dass Wilhelmine Grünfelder davon träumte, Lore als Freifrau von Trettin abzulösen.
    Da sie Durst verspürte, rief sie nach Elsie, die wieder einmal dafür eingeteilt worden war, die anderen zu bedienen. »Bring eine Flasche Wein!«
    Dann wandte sie sich mit einer um Entschuldigung bittenden Geste an Fridolin. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ab jetzt auf Cognac verzichte. Wenn ich zu viel davon trinke, steigt er mir zu Kopf, und ich vermag nicht mehr zu kontrollieren, was hier geschieht. Außerdem will ich nicht so enden wie andere Puffmütter, die ihr Leben zuletzt nur noch im Rausch ertragen können.«
    »Ich bin ganz froh, wenn wir auf Wein umsteigen«, antwortete Fridolin lächelnd. »Auch ich möchte nicht dem Suff verfallen. Lore gefällt es nicht, wenn ich berauscht bin, und mir ehrlich gesagt auch nicht. Ich denke da an Baron Kanter. Wärst du damals nicht eingeschritten, hätte ich diesen Kerl niedergeschossen wie einen tollen Hund.«
    »Und wärst für Jahre ins Gefängnis gewandert, da ein Edelmann einen anderen nicht wegen einer lumpigen Hure töten darf«, wandte Hede bitter ein.
    Fridolin lachte unfroh auf. »Da war es besser gewesen, dem Kerl ein paar kräftige Ohrfeigen zu verpassen. Danach musste er mich fordern, obwohl ich ein besserer Schütze war als er. Allerdings hätte ich ihn stärker ankratzen sollen, denn er konnte am selben Abend noch seine Frau ins Theater begleiten. Dabei hätte er ein paar Wochen Krankenlager verdient gehabt.«
    »Da wir gerade bei Kanter

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