APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
in einer Sitzung unterstützt worden war. Trotzdem freuen wir uns über ihre Fortschritte…“ 2 Aber nach einer Weile verlässt sie ihren Bürostuhl mit den Rollen nicht mehr und bewegt sich, wenn überhaupt, nur noch so.
Irgendeinmal, gegen Ende der Siebzigerjahre, begannen ihre Augen hervorzutreten, zuerst nur gerade ein wenig und dann, wiederum scheinbar über Nacht, auf ziemlich alarmierende Weise – sie traten aus den Augenhöhlen heraus, als ob sie nächstens explodieren würden. Als ich das zum ersten Mal sah, war ich entsetzt – und abgestoßen. Es schien mir, dass hier innerhalb von wenigen Tagen, sicher von nicht mehr als vielleicht zwei Wochen, etwas Schreckliches geschehen war. Konnte sie überhaupt noch etwas sehen? Ich fand es schwierig zu glauben, dass es noch möglich war. (Gemäß ihren Tagebuchaufzeichnungen war ihre Sicht nicht immer gleichermaßen beeinträchtigt, manchmal sehr stark und manchmal fast überhaupt nicht.) Sie schien mich nicht anzusehen, als wir miteinander redeten (später fand ich heraus, dass auch ihr Gehör angeschlagen war), und ihre Augen hatten ein gummiartiges Aussehen, das mich – ich konnte nicht aufhören, daran zu denken – an die stumpfen Augen toter Tiere erinnerte. Und sie war so überaus dünn; als ich einmal (sehr sanft) meinen Arm um ihre Schultern legte, fühlten sich ihre Knochen wie Hölzchen an. Aber ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen und sie auch nicht demütigen; sie und Rob würden schon irgendwie damit umgehen können, dachte ich – und sagte nichts. Und auch weder sie noch Rob sagten etwas. Wir plauderten miteinander, als ob alles völlig normal gewesen wäre. In vielerlei Hinsicht war es das ja auch – sie produzierte wie üblich fantastische Seth-Sitzungen, arbeitete, wenn auch langsam, an ihren eigenen Buchprojekten und Gedichten, bereitete so gut es eben ging das Abendessen zu – einschließlich ihres geliebten Maisbrotes –, hatte Besuch von Fans und Freunden, beantwortete die Post und begegnete jedem neuen Tag mit allem Optimismus, den sie aufbringen konnte. In ihrem Tagebuch schreibt sie: „Ich glaube, es war klug von mir, in all diesen Jahren keinen Arzt aufzusuchen. Aber ich muss das Ganze immer noch irgendwie ins Lot bringen. Das Misstrauen, das wir gegenüber dem Körper und seinen Prozessen aufgebaut haben, ist von größtem Nachteil, und deshalb muss ich es bekämpfen… muss mich entspannen und aufhören, mir darüber den Kopf zu zerbrechen und den Heilungsprozess einfach geschehen lassen.“
* * * *
Heiligabend 1977: Ich gehe zu Jane und Rob; Maggie und Bill Granger sind bereits dort. Zum ersten und einzigen Mal nehme ich eine Kamera mit und fotografiere uns alle, während wir die Geschenke öffnen. Als ich die Bilder zurückerhalte, sehe ich, dass Jane auf allen Fotos auf den Boden blickt, um zu vermeiden, dass man ihre ballonartigen Augen sieht. Mitte 1978 kann sie ihre Lider nicht mehr völlig schließen, und ihre Augen bewegen sich nicht mehr synchron. Ein Foto von Jane und Rob vom Sommer 1978 für einen Artikel in der Village Voice fing die Situation in einer schockierenden erbarmungslosen Nahaufnahme ein (wahrscheinlich der Grund, weshalb die zynischen Mistkerle das Bild überhaupt auswählten, dachte ich). 3 Auf einem anderen Foto vom Dezember 1978 sieht Janes ganzes Gesicht künstlich aus; ihre weit geöffneten Augen, ohne jegliche Augenlider, hätten irgendwo festgemacht sein können, wenn man nicht wusste, dass es nicht so war.
Irgendwann um diese Zeit herum verliert sie einen Vorderzahn; er fiel einfach aus, sagte sie, völlig intakt, ein Opfer des Zahnfleischschwundes. Im Herbst 1980 lebte sie jedoch wieder genügend auf, um für mich sogar eine Autorenparty zu organisieren, als Im Dialog mit Seth erschien – sie schien tatsächlich in einer so guten Verfassung zu sein, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte; da war er wieder, dieser altbekannte Effekt der ASW-Klasse. (An jenem Tag sprach sie sogar davon, eine kleine, vielleicht monatliche Klasse durchzuführen). Noch viel erstaunlicher (und für mich im Nachhinein auch sehr beschämend) war, dass sie in dieser Zeitspanne zustimmte, mich und meinen neuen Ehemann zu sehen, der ihr gegenüber offen feindselig war und der verlangt hatte, diese Seth-Person zu treffen – was dann natürlich nicht geschah und was ich auch völlig verstand. Ich erinnere mich nicht mehr genau daran, was sie während dieses Besuches zu uns sagte, nur dass sie in einem
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