APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
ich wäre noch mal sechsundzwanzig! Wart nur, bis du vierzig bist! Du glaubst, dass es dir jetzt erbärmlich geht! Warts nur ab!“
Heute, weit über neununddreißig und in Wahrheit etwa so alt wie Jane, als sie starb, verstehe ich Bills Sicht der Dinge nur allzu gut, wie auch Janes Einwände gegenüber meiner früheren Einbildung.
Aber ich sage es trotzdem noch einmal: Jane war wirklich großartig für neununddreißig. Sie war eigentlich großartig für jedes Alter. Für jedes Alter, über das man diskutieren will.
KAPITEL 8
Freitagabendtreffen und andere mehr oder weniger lustige Zeiten
Es scheint nun fast unglaublich, sich an eine Zeit erinnern zu können, als Jane, Rob und ich für einen unterhaltsamen Abend von ihrer Wohnung aus in die nahe gelegenen Bars gingen. Ich habe nicht nur eine Erinnerung an eine frei und aufrecht gehende Jane, sondern auch an eine kultivierte, alte Elmira-Nachbarschaft, die uns umgab, und an die lebhafte Innenstadt voller Läden und Spezialitätengeschäfte, Billigkaufhäuser, Kinos, Restaurants und Lunchtheken und an ein Hotel mit Ballsaal und elegantem Buffet, ein Kaufhauscafé und Mr. Peanut, der uns auf dem Gehsteig begegnete und seinen Zylinder lüftete – Elmira war vielleicht nicht gerade eine Ikone der kulturellen Weltklasse, aber eine behagliche kleine Stadt mit Herz, die es so nun nicht mehr gibt.
Eine unserer bevorzugten Kneipen hieß Steak Shop und war etwa vier Häuserblocks weit entfernt. Sie war klein und dunkel und hatte Oben-ohne-Tänzerinnen im Programm, was in jenen Tagen hieß, dass die Damen G-Strings und Troddeln trugen und mit ihren tanzenden Füßen fest auf dem Boden blieben. Es gab in der Innenstadt noch ein anderes Lokal, in dem ähnlich gekleidete Go-Go-Girls auf erhobenen Plattformen tanzten, während aus der Jukebox Rockmusik dröhnte; damals das Super-Modernste, das es gab. Manchmal gingen wir dorthin; die Distanz war etwa gleich groß. Eigentlich alles ganz gewöhnliche und unschuldige Kleinstadt-Vergnügen (obwohl möglicherweise etwas gewagt für das Elmira der frühen Siebzigerjahre).
Es war jedoch die Freundschaft von Jane und Rob mit den Tänzerinnen, die mir nun irgendwie seltsam vorkommt, obwohl ich mich damals nicht darüber wunderte. Normalerweise kamen ein oder mehrere der Mädchen während den Pausen (im Kostüm) zu uns hinüber und wir plauderten bei ein oder zwei Drinks miteinander. Die Unterhaltungen waren banal und belanglos, über Kinder und Freunde und Bekanntschaften; im Nachhinein dünkt mich der Gedanke, im G-String an einem Tisch zu sitzen und darüber zu reden, wie es deinem Kind gerade in der Schule geht, urkomisch. Ich sah nie eines dieser Mädchen in der ASW-Klasse oder am Freitagabend in Janes und Robs Wohnung – wo hatten sie sie denn kennen gelernt? Kannte Rob sie von seiner Teilzeitstelle bei der Glückwunschkartenfirma? Ich habe nie danach gefragt.
Dann gab es noch das American Hotel, ein schillernder Schuppen auf der anderen Seite der Stadt, bei den Bahngleisen, mit Live-Musik und einer abgetrennten Tanzfläche, Billardtischen, Flippermaschinen, meist voll gepackt wie eine Sardinenbüchse und mit einer angenehm schäbigen Atmosphäre. Jane liebte das Lokal und sie liebte in der Tat alle Bars mit ihrem spontanen mitreißenden Lärm und ihrer wilden Energie, wie sie mehr als einmal erklärte. Sie und Rob tanzten jeweils zu der schnellen und manchmal auch zur langsameren Musik. Janes Bewegungen waren ein wenig steif und abgehackt, aber sie liebte es ganz offensichtlich von ganzem Herzen – und sie waren auch wirklich gut. Meistens waren sie das älteste Paar auf der Tanzfläche und sie fügten sich nicht nur sofort ein, sondern waren auch wunderbar zu beobachten. Rob ließ sich mit einer vornehmen Art amüsierter Unbekümmertheit auf die Musik ein – man sah, dass es ihm völlig egal war, was man über diesen rockenden und rollenden Kerl um die Fünfzig dachte, und Jane - nun, Jane ließ sich einfach nur mit der Musik treiben, so gut es ihr eben damals möglich war. Wir alle tranken billiges Bier – ich viel mehr als alle anderen. Außer der kurzen Zeitspanne, als Ned und ich zusammen waren, war ich nie mit einem Begleiter dort, und so forderte mich Rob hie und da zum Tanzen auf. Aber ich bewegte mich, wenn überhaupt möglich, noch steifer als Jane. Ich war unbeholfen und unsicher beim schnellen Tanzen und mochte es nicht wirklich (obwohl ich wusste, dass ich es mögen sollte), und bei den langsamen Tänzen
Weitere Kostenlose Bücher