APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
kann mir Janes Fragen gut vorstellen.
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An einem der letzten Male, als wir alle zusammen ausgingen, in einer warmen, mondbeschienenen Nacht, nicht lange vor der Flut von 1972, sauste ein graues Tigerkätzchen aus dem Gebüsch, als wir vom Steak Shop nach Hause zurückkehrten und folgte uns den ganzen Weg zurück bis vor Janes und Robs Wohnungstüre. Sie nahmen es für ein paar Tage bei sich auf und nannten es aus irgendeinem verrückten Grund „Parmesan“, nach dem entsprechenden Käse, und schenkten es dann einer Freundin (sie hatten bereits zwei Katzen). Der Grund, weshalb sich mir dieser Vorfall so stark eingeprägt hat, liegt darin, dass ich sah, wie Jane sich hinunterbeugte, um das Kätzchen zu streicheln, sich wieder aufrichtete, weiter ging, ihren Kopf drehte, um es zu rufen, die Hände hinunterstreckte, um es aufzuheben, und sich anscheinend nur mit dem winzigen Wesen beschäftigte, das hinter uns hertrottete, im Licht- und Schattenspiel einer Zeit und eines Raums, die schneller verschwinden würden, als wir uns das je hätten vorstellen können.
Manchmal, wenn ich mich an diese kindlichen und einfachen Späße erinnere, scheint mir, als ob uns damals eine ganze Welt aus den Händen geglitten wäre, als wir gerade nicht hinschauten – oder zumindest aus meinen Händen. Oder vielleicht doch nicht. Vielleicht gehen nicht alle so gedankenlos mit dem Leben um und trauern ihm später nach, wie ich es tat, als Jane nur noch in meinen Träumen gehen konnte, und die Zeit uns alle weiterbefördert hatte, in ihrem unaufhaltsamen Strom bis irgendwo nördlich vom Polarstern, und ich, wie auch Jane und Rob, realisierten, dass ihre körperlichen Probleme ihr Leben aufgefressen, ihr alles weggenommen hatten, außer, ganz am Ende, ihre Fähigkeit zu sprechen. Und sogar dann, was gab es noch, worüber man sprechen konnte, außer über ihren körperlichen Zustand? Alles andere war verschwunden.
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Deshalb gingen Jane und Rob immer weniger aus, was mir nur recht war – ich mochte ihre Wohnung; es war bequem und gemütlich dort, immer lustig, immer offen für jede Art Gedanken, die man aufbringen und durchdiskutieren wollte. Meist waren Maggie und Bill Granger dort, vielleicht ein paar einheimische Künstler, gelegentlich auch Freunde und Fans, manchmal ein paar Leute aus der ASW-Klasse; wir alle saßen einfach da, warfen Ideen, Erinnerungen an Träume, Bemerkungen, lustige Geschichten und Meinungen in die Runde – ohne plärrendes Fernsehgerät und ohne laute Musik und, außer ganz selten einmal, ohne Seth. Vor allem scheint es mir im Nachhinein sehr bemerkenswert, dass es bei uns praktisch keine dieser sozialdarwinistischen Diskussionen gab, die heute fast zur gesellschaftlichen Norm gehören – keine politischen oder philosophischen Effekthaschereien (obwohl wir unseren guten Teil Streitgespräche hatten), trotz der gespaltenen Meinungen jener Zeit. Zudem gab es keine unterschwellige Seth-Tagesordnung, vor allem auch nicht von Jane. Aber dafür viel Zerlegen der Realität-hinter-der-Realität und ein paar lustige Experimente aus den ASW-Klassen wie Tischerücken und – wie Jane im Detail in Das Seth-Phänomen erzählt – einen (sogar für uns) sehr ungewöhnlichen Abend, als Jane, Rob, Maggie, Bill und ich alle spontan begannen, uns in unsere Selbst aus anderen Leben einzustimmen (bei Rob und mir wurde es so ausgeprägt, dass wir die Persönlichkeiten bis zu einem gewissen Grad „durchkommen“ ließen), während mein Freund Tim, der Psychologe, nur dort saß und alles beobachtete. Tatsache war aber, dass diese so genannte Szene aus dem vergangenen Leben – in der ich die Aufsässigkeit eines störrischen Kindes gegenüber einer strengen, pedantischen Person, wie es Rob anscheinend gewesen war, spürte und auch zuließ – etwas einfing, das zwischen Rob und mir im Jetzt existierte, wenn auch nur im Hintergrund, wie die Grundierung eines Gemäldes; unsichtbar für das bewusste Auge, aber unentbehrlich für die Form.
Er und ich würden diesen Aspekten von uns selbst in einer weniger zugänglichen Gestalt wieder begegnen.
Dann gab es jenen Abend, an dem Jane eine Geburtstagsparty für Rob „organisierte“ – vielleicht zu seinem Fünfzigsten, im Juni 1969, obwohl ich mir hierüber keine Notizen gemacht habe –, nicht auf die übliche Art per Telefon oder mit schriftlicher Einladung, sondern, indem sie „Schwingungen aussandte“, wie sie es nannte. „Ich habe nichts geplant,“ sagte sie
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