APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
Minute („6 - 7:30, 1 ½ Stunden; 20:20 – 21:10, 1 Stunde“) in Tabellen ein, zusammen mit den Stunden, die sie mit dem Verkauf von Küchenmessern oder Avon-Produkten von Haus zu Haus oder anderen Teilzeitstellen verbrachte, und verglich diese anderen Arbeiten mit ihrem Schreibplan. („Möglichkeit, es zu schaffen, und zur Hölle mit dem Abhängigsein von anderen in einem gewöhnlichen Job,“ schreibt sie am 13. Mai 1956 unter die Notizen eines ausgefüllten Tages. „Meine Initiative das Einzige, was zählen wird… Bei Gott, wir sind noch lange nicht geschlagen!“) Dazu kam ihr Beharren darauf, keine Kinder zu haben, was angesichts des damals viel gewaltigeren Drucks auf die Frauen nicht einfach war. Alles zusammen, all diese sorgfältig gehortete Energie und allmächtige Entschlossenheit, floss in die Erschaffung von Geschichten und Bildern… Was konnte meine Mutter mit „nur Feiglinge schreiben Erzählungen“ gemeint haben? Dies alles erschien mir unglaublich mutig. Nur wenn Jane von mir verlangte, dass ich das Gleiche tat, empfand ich das Potenzial als Gefängnis. Und so kam es, dass ich manchmal, wenn Jane wieder einmal auf mir herumgehackt hatte, weil ich nicht die richtige Hingabe für mein Schreiben hatte, dachte – na ja, Jane, wenigstens kann ich um den Block herumlaufen, wenn ich das will. Wenigstens kann ich verdammt noch mal jetzt gleich aufstehen und um den verdammten Block herumlaufen.
Natürlich sagte ich das nie. Im Kern von Janes und Robs Leben gab es etwas Geheimnisvolles, etwas, das mehr war als nur bloße Diskretion, das die Menschen auf Distanz hielt und das ich manchmal völlig falsch als eine Art Be- oder Verurteilung interpretierte. Es war wie ein schwarzes Loch, in das Fragen und Kommentare nach mir unentschlüsselbaren Kriterien geräuschlos versanken, um nie mehr aufzutauchen. Zum Beispiel fragte ich sie einmal, warum sie die Aufzeichnungen der ASW-Klassen nicht in Buchform herausgaben. „Du verstehst die Konsequenzen nicht,“ sagte mir Rob und das war‘s denn auch. Es gab keine weiteren Erklärungen. Zu jener Zeit nahm ich an, dass dies bedeutete, dass es irgendeine furchtbare Diskrepanz in diesen Klassen-Aufzeichnungen gab, die sie nicht enthüllen wollten. Ich konnte mir nicht vorstellen, was denn Rob mit „Konsequenzen“ hätte meinen können. Heute glaube ich, dass es mehr mit ihrem Bedürfnis nach Privatsphäre zu tun hatte und mit ihrem Wunsch, den Prozess oder die Vorführung von Jane, die vor der Klasse für Seth sprach, nicht stärker auszuleuchten, zumindest nicht stärker als es schon geschah – auch hier bewahrten sie eine sorgfältige Ausgewogenheit. Ihr Fokus lag auf dem Kontext des Materials, das den Prüfungen ihrer künstlerischen Standards standhalten musste (Jane kommentiert in ihrem unvollendeten „Aspects“-Manuskript zum Beispiel, „dass das psychische Feld nichts von Kunststandards versteht“). Sie verstanden auch, dass eine zu große öffentliche Zurschaustellung den essenziell privaten Prozess des Produzierens behindern könnte. Später, als ich selbst ernsthaft zu schreiben begann, verstand ich dann auch, dass dieses Geheimnisvolle ein natürlicher Bestandteil der kreativen Einsamkeit war, der Zentrierung der eigenen Energie und des Zusammenhaltens des Werkes als Ganzes.
* * * *
Aber die Alterssache – na ja, die Alterssache; sie war nun mal da. Ich erinnere mich an die Einladung bei Jane und Rob mit den Grangers, am Vorabend meines sechsundzwanzigsten Geburtstags. Ich stöhnte und jammerte und wurde zunehmend verzweifelter darüber, weil ich bis jetzt überhaupt noch nichts aus meinem Leben gemacht hatte („keinen einzigen Roman veröffentlicht!“), zum allgemeinen Missvergnügen aller anderen, die mindestens fünfzehn Jahre älter waren als ich. Das heißt, alle außer Jane, die genau wusste, wovon ich sprach, denn sie hatte sich nach dem Gleichen gesehnt und tat es immer noch und würde es weiterhin tun: sich einen Namen in der literarischen Welt machen.
„Nein, hör mal, es geht hier nicht um die aufsteigende junge Romanschriftstellerin,“ warf Jane ein. „Eines Tages erwachst du und realisierst, dass du kein so junges Ding mehr bist und wo ist denn jetzt die gottverdammte Anerkennung und was zum Teufel ist denn eigentlich geschehen?“1 Aber vor allem Bill ließ sich nicht besänftigen. „Sechsundzwanzig Jahre alt und ständig meckern!“, rief er. „Das Letzte vom Letzten! Du hast soviel Zeit – Mist, ich wünschte mir,
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