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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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viele Jahre später, als ich ihre Notizen las, begriff ich, welches Minenfeld unter dieser allgemein gehaltenen Frage lag.
    „Hatte den Eindruck, in einer minderwertigen Position zu sein,“ schreibt sie im unvollendeten „Aspects“-Manuskript, „an die Wand gedrängt, um zu beweisen, was ich wert war – Betrügerin oder Heilige – kein fester Boden dazwischen. Verspottet oder bewundert. Unmögliche Belastung… Falls ich ASW nicht beweisen könnte, etc., würde ich zu einer Zielscheibe des Spottes – abgelehnt von der intelligenten Gesellschaft… ein lächerliches, zweitrangiges Medium statt einer geachteten Schriftstellerin.
    „Seth bekam allen Respekt, und ich musste mich mit den Spinnern abgeben.“
    Als ich das las, hatte ich nur einen Gedanken – warum nur hatte ich nicht, als sie mir damals jene Frage stellte und ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte, sofort geantwortet: „Jane Roberts“? Was zum Teufel hatte ich bloß gedacht?
    * * * *
    Denn es war das „Schreibdings“, das uns verband. Was auch immer unsere gemeinsamen oder geheimen Ängste darüber waren, so bildete es doch, sogar noch mehr als das so genannte außersinnliche Zeug, den Eckpunkt unserer Erfahrungen. Ich erinnere mich an den Tag – obwohl ich das genaue Datum nicht mehr weiß, wahrscheinlich irgendwann Anfang 1970 –, als Jane die Ankündigung eines Vorschusses von Prentice-Hall für Das Seth-Material erhielt, 2500 Dollar; das war für beide damals ein enormer Betrag. Jane rief mich an und ich ging hinüber und half ihr und Rob, dieses Ereignis mit einer festlichen Gallone Rotwein, der mir zwar jedes Mal rasendes Kopfweh verursachte, zu feiern, aber an jenem Nachmittag war mir das alles völlig egal. Jane war bereits ziemlich angesäuselt, als ich ankam, sie wirbelte herum und stieß Freudenschreie aus (demzufolge war sie immer noch ziemlich beweglich). Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der sich so über einen Schreiberfolg freuen konnte – sie war ja überhaupt der erste Mensch, den ich kannte, der einen solchen Erfolg hatte . Ich erinnere mich, dass sie sich auf das Sofa plumpsen und ihre Füße über die Lehne hängen ließ und in vollster Lautstärke schrie: „Zweitausendfünfhundert Dollar! Zweitausendfünfhundert verdammte Dollar!“ 3 , und wir alle drei lachten und brüllten bis in die frühen Morgenstunden wie Wahnsinnige; zumindest muss ich das annehmen, denn irgendwann saß ich noch in Janes und Robs Wohnzimmer und im nächsten Moment erwachte ich zuhause in meinem Bett und es gab keine Erinnerungen dazwischen. Mein Auto stand vor dem Haus, und so musste ich damit heimgefahren sein, über die Walnut-Brücke, entlang den kurvenreichen Straßen von Elmira und dann sechs Meilen auf der Landstraße bis nach Webbs Mills – in was für einem Zustand wage ich mir gar nicht vorzustellen.
    Dieses Ereignis war auch eine unheimliche und verblüffende Wiederholung einer der herausragendsten Szenen meiner Kindheit – von jenem Abend irgendwann im Jahre 1951, als meine Eltern und ich ausgingen, um die zweihundertfünfzig Dollar zu feiern, die meine Mutter bei einem Radioquiz gewonnen hatte; das war damals auch für meine Eltern ein fantastischer Betrag. Um diesen Preis zu gewinnen, hatte meine Mutter ein Gedicht von Edna St. Vincent Millay korrekt rezitieren müssen. In Hochstimmung hatte sie sich ziemlich voll laufen lassen, und während wir nach Hause fuhren, ließ sie ihre Füße aus dem Autofenster hängen und brüllte: „Zweihundertfünfzig Dollar! Zweihundertfünfzig Dollar!“ Mein Vater musste in der Mitte der Walnut-Brücke fahren, um zu verhindern, dass ihre Füße an die Brückenpfeiler schlugen. Jenes Ereignis hatte mich als Sechs- oder Siebenjährige zu Tode erschreckt, aber als Jane es tat, war es unglaublich witzig… fast so witzig wie die ähnlichen Geldbeträge und die physische Nähe beider Ereignisse, verbunden auch durch Alkohol und Literatur, aber Jahre voneinander entfernt.
    * * * *
    Eine Zeit lang besuchte ich Janes Schreibklasse, hauptsächlich um ihr zu beweisen, dass ich ihre Vorstellung von Ernsthaftigkeit erfüllen konnte. Außer in der Journalismusschule hatte ich an keinen Kursen von so genanntem kreativem Schreiben teilgenommen und war diesem Gedanken gegenüber äußerst misstrauisch. Aber hier ging es um Jane, und ich stellte mir daher vor, mich nun in eine Art geführtes Projekt hineinstürzen zu können, vielleicht in einen Roman oder in ein paar miteinander verbundene Kurzgeschichten;

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