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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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schwierig, sich hier für das Losbrüllen oder für das Applaudieren zu entscheiden. 2
    Aber an jenem Tag in ihrer Wohnung war sie weder hinreißend noch strahlend – tatsächlich erschien sie mir niedergeschlagen, obwohl ich zu jener Zeit wenig oder gar keine Ahnung davon hatte, was Jane Roberts wirklich zur Niedergeschlagenheit bringen konnte. Ich hätte auf keinen Fall irgendwelche negativen Bemerkungen gemacht. Wenn ich gewusst hätte, wie dringend nötig sie eine Bestätigung gebraucht hätte, hätte ich – nein, ich weiß nicht, was ich getan hätte. Ich war damals siebenundzwanzig; Jane war dreiundvierzig. Über Bestätigungen wusste ich so gut wie gar nichts.
    Was ich ihr schließlich sagte, war, dass ich sie „gut aussehend“ fand. Ich konnte nicht „schön“ sagen, weil ich wusste, dass sie mir das auch nicht geglaubt hätte. Ich realisierte intuitiv, dass sie den Bezug zu einem männlichen guten Aussehen eher schätzte – es deckte sich unter anderem auch mit ihrer Vorstellung über den Intellekt. Und außerdem stimmte es.
    „Gut aussehend,“ wiederholte sie. Sie dachte einen Moment darüber nach, nahm einen Zug ihrer Zigarette, schaute zum Fenster hinaus und sagte dann: „Ich glaube, das gefällt mir. Ja, ich glaube, das stimmt für mich.“ Sie seufzte tief auf. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich sehe wie ein Monster aus.“
    Ich antwortete irgendetwas wie: „Hei, Jane, so fühle ich mich während mehr als der Hälfte der Zeit auch,“ was sie ein wenig zu beruhigen schien. „Viel-leicht hast du Recht,“ sagte sie und schaute weg; aber ich hatte keinerlei Ahnung vom Umfang von Janes Ängsten oder wie zerstörerisch ihr Ursprung war. Ich hatte manchmal meinen Eltern zugehört, wenn sie ihren Selbsthass ausdrückten, aber er richtete sich vor allem gegen das Älterwerden, und so erschien mir Janes Bemerkung etwas Gewöhnliches, etwas, das man übergehen und ignorieren konnte.
    Dann verlor ich den Kopf und versuchte, ihr etwas zu erklären, was mir schon vor einer Weile in den Sinn gekommen war – dass ich glaubte, ihre körperliche Steifheit widerspiegle sich in Robs Malstil, vor allem in seinen Menschenfiguren. Dass er damit entweder einen gemeinsamen Glaubenssatz ausdrückte oder dass Starrheit ein kreatives Bezugssystem war, das sie beide brauchten, oder etwas in dieser Art. Ich drückte meine Gedanken nicht sehr klar aus, und ich konnte sehen, dass sie nicht sehr erbaut darüber war – denn ich kritisierte ja Robs Werk, etwas, das beide für den jeweils anderen nicht akzeptierten. Schließlich sagte sie: „Ja gut, ich verstehe, was du meinst,“ in einem defensiven Ton, sodass ich den Mund hielt, und wir nicht mehr darüber redeten. Nun war sie an der Reihe.
    Und es ging los.
    Zuerst sagte sie mir, dass ich ein „hübsches Mädchen“ sei und etwa fünf Kilo abnehmen sollte. Nun, diese Analyse war keine große Überraschung, denn das hörte ich mehr oder weniger ständig von meinen Eltern, aber ich verspürte doch eine kleine Welle von Melancholie, es nun auch von Jane zu vernehmen. Es war aber nur die Einführung zu dem, was sie wirklich sagen wollte, nämlich wiederum die gleiche alte Melodie, dass ich, was das Schreiben betraf „es wirklich hatte“ und dass ich mich „dran machen“ sollte und zwar jetzt sofort und dass ich täglich und ausnahmslos während mindestens sechs Stunden „an der Schreibmaschine“ sitzen sollte.
    „Ich habe eigentlich angenommen, dass du dich bis jetzt mehr dafür eingesetzt hättest als dass das anscheinend der Fall ist,“ sagte Jane. „Aber wenn du es wirklich schaffen willst, Mädchen, dann musst du dich einfach jeden Tag hinter die Tasten klemmen, was immer auch geschehen mag und es… einfach tun.“ Ihre Augen waren dunkel, eindringlich und sehr ernst. „Entweder du bist eine Schriftstellerin mit einem großen „S“ oder eben nicht – was willst du? Und wenn du schon eine Schriftstellerin sein willst, dann fang doch endlich richtig damit an, ok?“
    Ich sagte nichts.
    „Na gut, ich schätze, das musst du selbst herausfinden,“ sagte sie endlich. „Entweder du tust es, oder du tust es eben nicht.“
    Was konnte ich schon sagen? Sie hatte mich so oft daran erinnert, dass es mir wie eine Nörgelei vorkam – und das sollte nun „Ehrlichkeit“ sein? Auf dem heißen Stuhl vor ihr sitzend, ging mir durch den Kopf, dass ich alles getan hatte, um ihr positive Rückmeldungen zu geben und umgekehrt hatte sie überhaupt nichts für mich

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