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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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Seans Babysitter, der Lebensmittelladen und Janes und Robs Wohnung in der Nähe und zu Fuß gut erreichbar, und ich genoss es sehr, den angenehmen baumbestandenen Gehsteigen oder dem Flussufer entlangzuschlendern und Sean (und seine immer gegenwärtige Decke) im kleinen roten Wagen, den mir mein Großvater zu Weihnachten geschenkt hatte, als ich selbst drei oder vier Jahre alt war, hinter mir herzuziehen.
    Es war zwar weit entfernt von Martha‘s Vineyard und von dem Leben, das ich dort zurückgelassen hatte, aber es war gemütlich und einfach und, was soll’s, sagte ich mir – später einmal, wenn ich auf der Beststellerliste bin… irgendwann einmal werde ich in jenes Leben zurückkehren und dort weitermachen, wo ich aufgehört habe. Janes Ziele waren immer klar und deutlich gewesen, aber ich hatte mir nie einen richtigen Plan ausgearbeitet, der mir aufgezeigt hätte, wie ich das erreichen könnte oder wohin genau ich zurückkehren wollte. Es war ein ferner, formloser Traum eines Ortes, der einerseits etwas mit einer literarischen Bestleistung zu tun hatte und andererseits etwas mit der Vermeidung der schwierigeren Details der unmittelbaren Gegenwart. Ich verbrachte meine Abende damit, ausgefeilte und detaillierte erotische Mini-Romane mit mir und den Star Trek-Figuren in den Hauptrollen zu schreiben. Ich hatte nichts anderes, worüber ich schreiben konnte oder zumindest glaubte ich das. Abgesehen von Janes ASW-Klasse und davon, was von diesen Dienstagabenden hinüberschwappte, lebte ich in einer kleinen, geschützten Welt, die von Sean, meinen Eltern, Jane und Rob bevölkert war und von ein paar Freitagabend- oder ASW-bezogenen Freunden, von Büchern und Zeitungen und vom kaum erwähnenswerten alltäglichen Trott eines langweiligen Jobs.
    Und so saßen wir also hier, Jane und ich, in ihrem sonnigen Arbeitszimmer und hatten es bis jetzt ziemlich erfolgreich geschafft, um den heißen Brei herumzureden und wollten und sollten nun plötzlich „total ehrlich“ miteinander sein? Schon begann sich mein Magen zu verkrampfen. Ich hatte tatsächlich viel mehr Angst davor, was sie von mir verlangen könnte als davor, was sie selbst sagen würde. Ich kam aus einer Familie, die zwar ohne Arglist, aber gleichzeitig auch äußerst erfolgreich darin war, Dinge unausgesprochen zu lassen, ein Zustand, den ich in meiner Welt beibehalten hatte. Zudem hatten Jane und ich ja bereits das Geheimniserzählen in der ASW-Klasse 1 durchexerziert, worum sollte es denn hier noch gehen?
    Ich erinnere mich, dass ich mich (mit ausgetrockneter Kehle) räusperte und irgendetwas im Sinne von: „Gut, okay, fang du mal an, haha,“ sagte und Jane, meine Ahnung bestätigend, sofort sagte: „Also gut, Sue-Belle, dann sag mir mal, was denkst du über mein Aussehen?“
    Wenn ich heute daran zurückdenke, realisiere ich, dass das, was sie sich von mir wünschte, ein ermutigender Kommentar über das Erscheinungsbild (oder wie sie sich insgeheim erhoffte, das Nicht-Erscheinungsbild) ihrer körperlichen Probleme war. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Körper mehr oder weniger überall versteift (an einigen Tagen weniger als an anderen) und sie war sehr dünn, aber munter und hellwach, überhaupt nicht „behindert“ aussehend, was auch immer das heißen mag. Ihre Zähne standen etwas schief (und hatten, ohne dass ich das wusste, begonnen, sich aufgrund ihres Zahnfleischschwundes zu lösen), aber ihre leuchtenden Augen und ihr fröhliches Lachen überdeckten diese Schwächen. Sie war nicht schön im üblichen Sinne des Wortes, aber sie war auch keineswegs unattraktiv, vor allem, wenn sie erfüllt war von Ideen, lachend, lebhaft und strahlend. Tatsächlich war Jane (wie Walt Zeh das auch festgestellt hatte) eine auffallende Schönheit, jemand ganz Spezieller, und sie wurde an so verschiedenen Orten wie im Jahrbuch ihrer Schule und in der (für heutige Augen sexistischen) Biographie ihrer ersten Kurzgeschichte The Red Wagon in der Dezember-Ausgabe 1959 des Fantasy und Science Fiction- Magazins erwähnt. Dort bezeichnet sie der Herausgeber Anthony Boucher atemlos als eine „umwerfende, kleine Brunette, die in den höchsten Rang jener gehört, die der Schriftsteller Cyril Kornbluth als Bouchers Belletristische Schönheiten bezeichnet“, und als er sich dann wieder erholt hat, noch feststellt, dass „sie wirklich schreiben kann – frisch, voller Fantasie und dass sie (Gott segne sie!) so klingt wie niemand in- oder außerhalb unseres Feldes.“ Es ist

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