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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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Ströme des über den Asphalt laufenden Regenwassers schwappten an den Reifen hoch, als wollten sie die Autos zu Tal schwemmen.
    »Wie ist es dir ergangen, war sicher eine Umstellung?«, fragte Walde.
    »Du meinst als Hausfrau und Mutter?«
    Er nickte.
    »Wenn ich ehrlich bin, habe ich die Arbeit keine Minute vermisst, euch natürlich schon.« Sie strahlte ihn an. »Der kleine Noah ist ein echter Sonnenschein und Benni ist ein weit besserer Vater, als ich erhofft habe.«
    »Ein Schauspieler kann sich auf viele Situationen einstellen«, flachste Walde.
    »Dann spielt er seine Rolle wirklich gut.«
    »Schade, dass wir es in deiner kompletten Elternzeit nicht geschafft haben, uns mal zu verabreden«, sagte Walde. Als sie ihn fragend anschaute, fügte er an: »Ich meine mit den Familien.«
    Ein ob der Straßenverhältnisse unbekümmert über die Busspur zu Tal brausender Konvoi von Lastwagen des Katastrophenschutzes ließ einen auf den anderen blickdichten Schwall Wasser auf die Fenster der Wagen klatschen.
    Gabi wechselte den Sender des Autoradios zu Tele Mosel. Es wurde über die dramatisch steigenden Pegel der Mosel berichtet. Kurz darauf stellte sie den Ton lauter, weil ein Trailer eine Sondermeldung ankündigte. Es folgte die Lokalnachricht mit News zu einem brutalen Mord, der in der vergangenen Nacht in der Trierer Innenstadt geschehen war. Nach bisher unbestätigten Angaben solle es sich bei dem Opfer um den bekannten Politiker und Juristen Thomas Bröding handeln.
    »Nicht zu fassen, wenn seine Familie das hört«, regte sich Gabi auf. »Rücksichtslosigkeit und Medien sind eine ganz üble Kombination.«
    Als sie nicht weit hinter dem Ortsschild von Idesheim in die Straße einbogen, in der die Brödings wohnten, sagte Walde: »Ich denke, wir warten auf das Kriseninterventionsteam.« Es würde ansonsten doch wieder an ihm hängen bleiben, die schlechte Nachricht zu überbringen. Und besser war es allemal. Gabi hatte früher in solchen Dingen häufig das rechte Feingefühl vermissen lassen.
    »Wenn Frau Bröding es nicht längst schon aus dem Radio erfahren …« Gabi hielt inne. »Schöne Scheiße!«
    Ein zitronengelber Smart parkte am Straßenrand. Sie hielten dicht dahinter und stiegen eilig aus. Im Vorbeigehen registrierte Walde die beiden im Wagen sitzenden Personen. Hinter ihm drehte sich Gabi plötzlich um und riss die Beifahrertür des Smart auf.
    Am Steuer saß Eckhardt Fürst, Inhaber, Geschäftsführer, Gelegenheitsmoderator und Anzeigenakquisiteur und neuerdings anscheinend auch Reporter in Personalunion von Tele Mosel, dem lokalen Radio- und Fernsehsender.
    Die Lederjacke der Frau auf dem Beifahrersitz war auf den Schultern nass. Ebenso wie ihre krausen blonden Haare, deren nasse Zipfel bis auf den Kragen ihrer über die Jacke geschlagenen weißen Bluse reichten. Sie setzte sich erschrocken auf und hob abwehrend die Hände, als Gabi sich in den engen Wagen beugte.
    »Waren Sie bei Frau Bröding?« Gabi schaltete das Radio aus, in dem einer dieser nervtötenden, immer wieder gespielten Songs lief, die Tele Mosel als Hits der 80er und 90er Jahre deklarierte. Die meisten fand Walde damals schon unerträglich.
    »Es war niemand da … ich muss schon bitten«, die Frau behielt ihre steife Haltung bei.
    »Ihr Glück!« Gabi tauchte wieder aus dem Wagen hervor. Sie folgte Walde über den Weg durch den Vorgarten zur Haustür. Hinter keinem Fenster brannte Licht. Das kleine Vordach bot kaum Schutz vor dem Regen, der vom Wind gegen die klatschnasse Hauswand getrieben wurde. Nach dem zweiten Klingeln kehrten sie zu ihrem Wagen zurück. Gabi blieb stehen und klopfte gegen die einen Spalt herunter gelassene Scheibe des Wagens der Presseleute. »Falls Sie einen Funken Empathie besitzen, parken Sie das Auto bitte ein paar Häuser weiter.«
    Kaum saßen sie wieder in ihrem Wagen, beschlug die Frontscheibe. Walde schaltete das Gebläse ein. In dem kleinen Halbkreis des klar werdenden Fensters sahen sie, wie vor ihnen die Türen des Smart aufgerissen wurden. Ein kleiner rötlichbrauner japanischer Geländewagen fuhr in die Einfahrt vor der Garage am Haus.
    Während Fürst linkisch die Kamera aus dem Wagen hievte und seine Kollegin ihm zu Hilfe eilte, gingen Gabi und Walde bereits schnellen Schritts an ihnen vorbei.
    Auf dem Weg vom Auto zur Haustür hielt eine Frau in Regenjacke und Jeans inne, als sie das Vordach am Eingang erreicht hatte. Sie schlug die Kapuze zurück. Zu einem Zopf gebundene blonde Haare kamen zum

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