Aqua
Steckdose benutzen zu dürfen.
»Haben Sie einen Schlüssel?«, fragte Walde.
Erst als die Anwaltsgehilfin mit unsicherer Hand die Haustür öffnete und den Mann im weißen Schutzanzug und den blauen Stiefeln einließ, bemerkte Walde den Mann mit der Kamera auf der Schulter in der Einfahrt. Er war unbemerkt von dem Polizisten, der bei dem zweiten Tatortreiniger hinter dem Wagen stand, zum Tor hereingekommen.
»Keine Aufnahmen! Gehen Sie sofort hinter die Absperrung zurück.« Der Polizist eilte ihm entgegen und hielt die Hand vor das Objektiv.
»Lassen Sie uns in den Flur gehen, Frau Helmes«, bat Walde.
Auf den Fliesen im Flur waren neben dem Profil von Stiefeln, die zu einer nahen Steckdose führten, noch die nassen Abdrücke von Grabbes Schuhen zu sehen, die im weiteren Verlauf schwächer wurden und sich bis zur Treppe verloren.
Die Haustür ließ sich durch das Stromkabel nicht mehr schließen.
»Wie gesagt, es wäre gut, wenn Sie dabei wären, wenn wir in den Räumen der Kanzlei nachsehen. Natürlich mit dem entsprechenden Durchsuchungsbeschluss.«
»Wie ist … was ist geschehen?«, fragte sie.
»Das wissen wir auch noch nicht so genau. Können Sie sich vorstellen, wer das getan haben könnte?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hat Herr Bröding sich in letzter Zeit anders verhalten als üblich oder ist Ihnen sonst etwas aufgefallen?«
»Nein.« Sie schreckte zusammen, als die Haustür aufgedrückt wurde. Grabbe kam herein und klopfte die Bügel seiner nassen Brille in die Handfläche. »Hoffmann hat angerufen. Vor zwölf Uhr wird es nichts mit der Durchsuchung der Kanzlei.«
»Frau Helmes, können Sie dann wieder herkommen?«, wandte sich Walde an die Frau. Er gab ihr seine Visitenkarte. »Meine Mobilnummer steht auch darauf.«
»Warum dauert das so lange mit dem Durchsuchungsbeschluss?«, fragte Walde, als er mit Grabbe allein war.
»Staatsanwalt Roth meint, es müsse jemand von der Anwaltskammer zugegen sein. Er will auf Nummer sicher gehen.«
Walde schaute auf seine Uhr. Bis dahin waren es noch zwei Stunden. »Hast du die Schlüssel?«
»Welche Schlüssel?«
»Welche schon, die zum Haus und zur Kanzlei«, rutschte es Walde in leicht genervtem Ton heraus.
»Die hat wahrscheinlich Sattler«, sagte Grabbe und fügte kleinlaut an. »Oder sie sind noch in den Taschen des Opfers.«
»Die Schlüssel müsste Bröding in der Hand gehabt haben. Folglich müssten sie am Tatort gelegen haben. Dann hat Sattler sie.«
Draußen lief ein Gerät mit einem Geräusch, das wie ein Staubsauger klang, in den gelegentlich größere Gegenstände gerieten.
»Wo ist Sattler überhaupt?«
Walde spürte seine schlechte Laune. Er war nicht ausgeschlafen und hatte noch nicht gefrühstückt. Den heutigen Samstag wollte er eigentlich mit der Familie verbringen. Doris brauchte dringend Entlastung und der Einkauf stand ebenfalls an.
»Die Kriminaltechnik ist nach Morbach gefahren.« Grabbe nahm nochmals seine Brille ab und hielt sie prüfend gegen das Licht des kleinen Fensters. »Da wurden heute Nacht zwei Einbrecher in einer Gaststätte vom Wirt überrascht. Er wohnt über der Kneipe. Es gab ein Gerangel, bei dem der Wirt verletzt wurde, die Täter sind entkommen.«
»Meinst du, sie schaffen es, bis zwölf Uhr wieder hier zu sein?«
Grabbe zuckte mit den Schultern. Das Geräusch des Geräts, das draußen das mit Regenwasser verdünnte Blut aufsaugte, ließ ihn sich die Situation bildlich vorstellen. Seine angewiderte Miene wurde ihm nicht einmal mehr bewusst.
Walde ahnte, was in Grabbe vorging. »War sicher kein schöner Anblick«, versuchte er zu beschwichtigen.
»Sie sind wieder da!«, sagte Grabbe leise.
»Wer?«
»Die Symptome. Ich war wie gelähmt. Ich konnte gar nichts, und Brödings Taschen nach Papieren oder sonst was zu untersuchen, ging überhaupt nicht. Eigentlich wollte ich mich krankschreiben lassen.« Grabbe atmete tief durch. »Aber ich habe mich halbwegs gefangen. Aber zur Obduktion … da kann ich heute auf keinen Fall hin.«
»Das tut mir leid.«
»Und mir ganz besonders, ich kann einfach kein guter Polizist mehr sein.«
»Aber das warst du doch früher auch nicht«, sagte Walde.
Grabbe schaute verblüfft.
Walde schlug ihm auf die Schulter. »Sollte ein Scherz sein. Ich weiß deine Stärken zu … und Gabi tut das auch.«
»Das weiß sie aber gut zu verbergen.«
»Hat sich was bei der Befragung in der Nachbarschaft ergeben?«
»Niemand hat heute Nacht was gehört oder gesehen. Wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher