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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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auf Klatsch aus gewesen wäre, hätte ich mehr über Bröding erfahren können. Da werden die Leute von Tele Mosel auf ihre Kosten gekommen sein. Die haben ebenfalls die Nachbarschaft abgeklappert.«
    »Was für Tratsch?«
    »Laut der allein stehenden Dame aus der Parterrewohnung nebenan soll Bröding kein Kind von Traurigkeit gewesen sein. Die scheint den ganzen Tag hinter den Gardinen zu hocken. Sie meinte, er habe manchmal abends Damenbesuch empfangen.«
    »Können das nicht auch Klienten gewesen sein?«, fragte Walde.
    »Habe ich ihr auch gesagt. Es gäbe genug Leute, die tagsüber arbeiten und froh wären, wenn sie abends einen Termin beim Anwalt bekämen.«
    »Und?«
    »Sie hat nur gelacht.«
    Wo vorhin der Transporter der Tatortreiniger gestanden hatte, parkten dicht hintereinander nun zwei dunkle Wagen der gehobenen Mittelklasse. Unter dem Vordach stand Grabbe mit verschränkten Armen, den Kopf nach vorne gebeugt.
    Eine Kirchenglocke läutete. Walde schaute auf seine Uhr. Punkt zwölf. Er hatte es auf die Minute genau zum Termin geschafft.
    Brötchen hatte er vorhin nicht mehr zu kaufen brauchen. Die hatte Marie, die zu Besuch gekommen war, bereits mitgebracht. Das hatte Walde erfahren, als er Doris aus dem Supermarkt anrief, um nachzufragen, was neben den üblichen Lebensmitteln gebraucht wurde. Zum Frühstücken hatte es später noch gereicht, nicht aber zum Rasieren und Duschen.
    Der laufende Motor des vorderen Autos war für Walde wegen des Verkehrslärms von der Alleenstraße erst beim Vorbeigehen zu hören. Zwei Herren in dunklen Anzügen stiegen aus, als sie ihn bemerkten.
    »Wo ist Sattler?« Die Frage konnte Walde seinem Kollegen Grabbe eben noch zuraunen, bevor er Staatsanwalt Roth begrüßte, der mit einer ausladenden Handbewegung und einer leichten Verbeugung seinen Begleiter vorstellte: »Dr. Hubert Kessler von der Sozietät Kessler, Langner und Partner, Vorsitzender der Rechtsanwaltskammer.«
    Die beiden Juristen gingen die Treppe zu Grabbe hinauf und mussten dort erfahren, dass es noch keinen Schlüssel zur Haustür gab. Sie hatten auf ihre Mäntel verzichtet. Keiner der Anzüge, welche die beiden Herren trugen, schien von der Stange zu sein. Ebenso wenig versprachen sie Schutz vor dem nasskalten Wetter. Noch während Walde sich fragte, warum er sich Gedanken um solche Kinkerlitzchen machte, traf Vera Helmes, die Anwaltsgehilfin, ein.
    Nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hatte, übergab sie Walde den Schlüssel zur Kanzlei. Ohne den Türknauf zu berühren, drehte dieser den Schlüssel im Schloss und drückte die Tür auf.
    »Bevor die Kriminaltechnik die Spuren gesichert hat, sollten wir nichts berühren«, sagte er, während sein Blick über das Riemchenparkett auf eine Besuchercouch fiel, die flankiert von zwei Sesseln an der Wand stand, alles mit weißem Leder bezogen. Hinter der Anwaltsgehilfin ließ Grabbe Staatsanwalt Roth und dem Vertreter der Anwaltskammer den Vortritt. Noch während er überlegte, ob es eine gute Idee war, hier noch vor der KTU einzudringen, wurde an das Glas der Eingangstür gepocht. Als Walde sich umdrehte, drückte ein mechanischer Schließer die Tür zur Kanzlei hinter ihm zu.
    »Habt ihr keinen Schlüssel?« Mit dieser Frage öffnete er Sattler von der Kriminaltechnik die Tür und hielt sie für dessen Koffer schleppende Kollegen offen.
    »Wir haben keinen«, antwortete Sattler, zog sich Plastikbezüge über seine Schuhe und stülpte die Kapuze seines Schutzanzugs über die nassen Haare. »Wir haben nur Brödings Brieftasche asserviert.«
    Fast eine halbe Stunde wurde kaum ein Wort gesprochen, während die Kriminaltechniker ihre Aktivitäten weitgehend auf das Sekretariat und Brödings Arbeitszimmer konzentrierten. Zwischen diesen Räumen befand sich ein ansehnlicher Besprechungsraum mit einem massiven ovalen Holztisch. Walde zählte rundum zwölf moderne Freischwinger, bezogen mit dunklem Leder. Sein Blick wanderte entlang der Buchreihen in dem großen Wandregal gegenüber der Fensterfront. Neben juristischer Fachliteratur fanden sich viele Chroniken und Jahrbücher aus der Region.
    Die gesamte Kanzlei wirkte mit ihrer Einrichtung aus alten und neuen Möbeln und moderner Beleuchtung gediegen und seriös.
    Vera Helmes ging hinter Walde vorbei. »Sollten Sie mich brauchen, ich bin mal kurz vor der Tür … eine rauchen.«
    »Warten Sie, ich komme mit.«
    Im Hausflur zog sie eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche ihres dunklen Anzugs und bot Walde eine

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