Aqua
sehen ja selbst, wie nah wir am Geschehen sind. Uns liegen Informationen vor, die Sie vielleicht nicht besitzen.«
»Und die wollen Sie gegen unsere austauschen?«
Fürst legte seinen Kopf schief und versuchte, seinem leicht aufgedunsenen Dummejungengesicht einen geheimnisvollen Ausdruck zu verleihen.
»Dann legen Sie mal los«, forderte Walde ihn auf.
»Holtzer kam erst heute Morgen nach Hause.«
»Aha.«
»Er hat eine Detektei beauftragt, in Brödings Vergangenheit zu wühlen.« Fürst sprach leiser. »Und diese Schnüffelei ist vor dem Hintergrund mit der Sache mit Holtzers Sohn, Sie wissen von der Geschichte mit den Kontoauszügen, doppelt brisant.«
»Interessant.«
»Und was haben Sie herausgefunden?«
Waldes Mobiltelefon klingelte. Es lag auf dem Beifahrersitz.
»Bitte entschuldigen Sie mich.«
»Und was ist mit meinen Infos?«
»Morgen gibt es eine Pressekonferenz.«
Walde stieg ein und nahm das Gespräch entgegen. Es war Roth. »Behalten Sie Herrn Holtzer da. Ich bringe den Durchsuchungsbeschluss mit.«
Fürst kam wieder zurück, wobei er den Schirm senkte und mit der Spitze auf ihn zeigte. »Sie wollen mich doch jetzt nicht so abspeisen. Wir hatten eine Abmachung.«
»Tut mir leid.«
Fürst hob den Zeigefinger und stampfte auf, bevor er umkehrte und sich wieder auf den Weg zu seinem Auto machte. »Das wird Ihnen vielleicht noch leid tun.«
Kaum eine halbe Stunde später traf Staatsanwalt Roth, zusammen mit den Kollegen von der Kripo, auf dem Hof ein. Als Erstes bat er darum, mit Holtzer allein sprechen zu dürfen.
Während Walde und Gabi unter dem überstehenden Dach warteten, war nebenan aus der Scheune gelegentlich das Klappern von Flaschen und lautes Lachen zu vernehmen. Die Feuerwehrleute schienen zum gemütlichen Teil, verbunden mit dem Löschen des eigenen Durstes, übergegangen zu sein.
»Saukalt ist es. Meine Füße sind Eisklumpen.« Gabi verschränkte die Arme und trippelte auf der Stelle.
»Wenn du willst, kannst du dir nachher das Haus vornehmen«, schlug Walde vor, obwohl es ihm ebenfalls kalt war. »Ich kümmere mich um den landwirtschaftlichen Teil. Übrigens fand ich es sehr beachtlich, was du vorhin Holtzer wegen der Immunität mitteilen konntest.«
Sie lächelte. »Die Info lag in den Unterlagen von Grabbe.«
»Und wie fix du den Holtzer gepackt hast.«
»Ein bisschen Rückbildungsgymnastik für junge Mütter, mehr nicht.«
Aus der Milchkammer kam Staatsanwalt Roth. Holtzer blieb hinter ihm in der Tür stehen.
»Könnten Sie bitte Herrn Holtzer die Handschellen abnehmen, er hat versichert, dass er sich den Anweisungen der Beamten fügen wird.«
Als Erstes schickte der Hausherr seine Kollegen von der Feuerwehr weg. Danach zeigte er seinem Sohn Sven den Durchsuchungsbeschluss, der sich auf alle Räume und Fahrzeuge bezog, zu dem sein Vater Zutritt hatte. Damit war praktisch der ganze Hof mit dem Wohngebäude betroffen.
Walde übernahm es, mit seinem erfahrenen Kollegen Meyer und drei weiteren Leuten aus seinem Team in Begleitung von Holtzers Sohn die Wirtschaftsgebäude zu inspizieren. Erst einmal wollten sie sich einen Überblick verschaffen. Neben dem Bereich mit dem Landmaschinenpark befand sich eine gut ausgestattete Werkstatt.
»Das ist ja schlimmer, als die Nadel im Heuhaufen zu suchen«, bemerkte Walde zu Meyer, als sie eine große Lagerhalle betraten und Sven Holtzer eine Schaufel in die Hand nahm, um etwas vom Boden zu kratzen, das wie Katzenkot aussah.
Walde hatte sich keine Vorstellung davon gemacht, wie viele Ballen Heu und Stroh hier gelagert waren. Hinzu kamen zwei hohe Silos. Alles war eine Dimension größer, als er erwartet hatte. Wie gut hätten sie Verstärkung durch die Bereitschaftspolizei brauchen können, aber diese war bereits wegen des Moselhochwassers im Einsatz.
»Im Herbst, als ich schon mal da war, es ging um die Sache mit seinem Sohn Marco, da war hier dreimal soviel eingelagert«, bemerkte Meyer. »Das Vieh hat über den Winter einiges weggefressen.«
»Und wo seid ihr fündig geworden?«
»Nicht hier, die Kopien der illegal beschafften Kontoauszüge lagen in Holtzers Büro. Er dachte wohl, der Zweck heiligt die Mittel.« Meyer senkte die Stimme. »Sollte er davon immer noch überzeugt sein … von dem guten Zweck … spätestens heute Nacht wäre er dann zu weit gegangen.« Er drehte sich beschwingt um, klatschte in die Hände und rief in die Runde: »Sollen wir die Gabelstapler holen und den Kram hier im Hof ausbreiten? Dann
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