Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
Vom Netzwerk:
müssen wir auch noch die ganzen in Folie gewickelten Heuballen, die draußen lagern, auspacken. Ich denke, bis morgen Abend müssten wir die Hälfte geschafft haben.«
    »Dann wird doch alles nass«, mischte sich Walde ein. Er war sich nicht sicher, ob Meyer scherzte.
    »Das ist bei dem Sauwetter wohl nicht zu vermeiden.« Meyer steckte sich grinsend eine Zigarette in den Mund. »Und das ist nur ein Teil. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Mist die bauen.«
    »Wer macht den Mist, Chef?«, rutschte es einem seiner jungen Kollegen heraus.
    »Die Kühe! Du Rindvieh!« Er schlug ihm lachend auf die Schulter, als er an ihm vorbei ins Freie ging, dort die Zigarette anzündete, sie mit einer Hand gegen den Regen schützte und einen tiefen Zug nahm.
    Durch den großen Stall führte ein breiter Mittelgang. Links und rechts standen braune und braunweiß gefleckte Kühe in langen Reihen hinter Fressgittern. Alle trugen breite, orangefarbene Halsbänder. Die Luft war warm. Der Geruch der Tiere löste bei Walde angenehme Erinnerungen an Kindheitstage bei den Großeltern aus. Er beobachtete, wie eine Kuh mit lang herausgestreckter Zunge sich Futter ins Maul schob. Mahlende Kaugeräusche waren zu hören, irgendwo trank laut schlabbernd eines der Tiere. Manche Kühe musterten mit unergründlichen Augen die Besucher.
    »Wird hier geheizt?«, fragte Walde.
    »Das sind die lebendigen Heizkörper.« Sven Holtzer beugte sich zu einer fressenden Kuh herunter und legte ihr eine Hand auf die Stirn.
    So ein Stall würde seiner Tochter Annika sicher auch gefallen, dachte Walde.
    »Wir melken morgens um sechs Uhr. Vorher wird der Stall sauber gemacht und alles vorbereitet. Der Milchwagen kommt um acht und dann noch mal um neunzehn Uhr.« Der junge Landwirt sprach in einem Ton, als führe er eine Besuchergruppe über den Hof.
    Selbst Meyer blieb stehen, um einem der Tiere den Kopf zu tätscheln.
    »Haben Sie die Hörner weggezüchtet?«
    »Nein.« Sven Holtzer lachte. »Wir enthornen die Tiere, um Verletzungen zu vermeiden, und sie können sich freier bewegen.«
    Hinter dem Stall passierten sie einen Raum mit großen chromblitzenden Behältern. Der Jungbauer erklärte ihnen, dass hier die Milch aus der Melkanlage ankäme, heruntergekühlt und gelagert würde, bis der Milchtankwagen sie abhole.
    Hier befand sich ein kleiner Raum mit Regalen an zwei Wänden und einer Arbeitsfläche mit Geräten, die an ein Labor erinnerten. Walde besah sich den Inhalt der Regale.
    »Wenn ich kurz erläutern darf.« Sven Holtzer blickte in die Runde. Dann wandte er sich dem obersten Regalbrett zu. »Das sind zum Beispiel Geräte zur Geburtshilfe.«
    Walde betrachtete ein an einen Fahrradlenker gemahnendes Gestell mit Schlinge und Hebel. »Ist das nicht Sache des Tierarztes?«
    »Wenn der rechtzeitig da ist, gerne.« Er plusterte sich ein wenig auf. »Da ist der Papa noch unschlagbar drin. Meistens laufen die Geburten aber problemlos ab.« Er wies auf die anderen Gegenstände. »Das meiste hier ist Melkzubehör, weiter benötigen wir Material für Euterhygiene, fürs Melken, die Aufzucht, Mittel gegen Krankheiten, Geräte für die Enthornung, für das Pflegen des Fells, die Huf- und Klauenpflege und …«
    »Kommt es vor«, Walde wollte nun endlich zum Punkt kommen, »dass sich ein Tier schwer verletzt oder durch andere Umstände … oder Krankheit nicht mehr lebensfähig ist?«
    »Sie meinen … ob wir …«
    »Manchmal ein Tier einschläfern müssen.« Walde ließ Sven Holtzer nicht aus den Augen.
    »Das kommt … ganz selten vor.«
    »Und dafür haben Sie ein Bolzenschussgerät?«
    »Das bewahren wir da drin auf.« Der Sohn wies auf einen schmalen, etwa hüfthohen Stahlschrank in der Ecke, auf dem sich Ausgaben der Zeitschrift ,Braunvieh’ stapelten. »Die Munition wird – wie vorgeschrieben – getrennt gelagert.« Er lächelte und wandte sich dem Arbeitsbereich zu. »Hier haben wir verschiedene Geräte zum Überprüfen der Milchqualität, zum Beispiel einen Mastitis-Tester …«
    »Wir möchten uns erst einmal den Schrank anschauen. Können Sie ihn bitte öffnen.«
    Der junge Mann klinkte einen runden Schlüsselbund in Höhe seiner rechten Hüfte vom Gürtel. Er brauchte einen Moment, bevor er den kleinen Schlüssel gefunden hatte. Im Inneren des Schranks waren die Böden lückenlos mit übereinander gestapelten Medikamenten gefüllt. Sven Holtzer kniete sich davor. Er versuchte, ein paar Packungen zur Seite zu schieben, nahm sie dann heraus und

Weitere Kostenlose Bücher