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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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wichtig wie die staatlichen Ermittlungsbehörden. Gerade wenn es um Grenzbereiche in Wirtschaft und Politik geht, kann investigativem Journalismus eine wichtige Rolle zufallen«, Monika redete sich in Rage. »… aber wenn es um reine Sensationsgier und persönliche Animositäten geht …«
    »Sie spielen auf unsere Berichterstattung an? Verhängen Sie beim nächsten Mal doch gleich eine Nachrichtensperre!« Fürst bekam nicht mit, dass Walde seiner Kollegin zunickte und sich in Richtung Treppe entfernte.
    In seinem Büro nahm Walde die geheimen Aufzeichnungen von Holtzer zur Hand. Kaum hatte er die ersten Seiten durchgeblättert, wurde seine Aufmerksamkeit geweckt. Er blockierte das Festnetztelefon und sah erst wieder auf, als Gabi etwa eine Stunde später ohne anzuklopfen zur Tür herein kam.
    »Was war denn los, dass bei dir die ganze Zeit besetzt war?«, sie klang vorwurfsvoll. »Frau Bröding kommt nach Trier, um ihren Mann zu identifizieren.«
    Er reichte ihr die Aufzeichnungen, wo er hier und da etwas mit einem Textmarker farbig markiert hatte. »Schau dir das mal an.«
    »Das mach’ ich unterwegs.«
    Die Strecke zur Gerichtsmedizin war kurz und die Straßen am Sonntagmorgen kaum befahren. Die wenigen Minuten, in denen Gabi das Geheimdossier überflog, reichten aus, ihr Interesse so stark zu wecken, dass sie kaum mitbekam, dass Walde im Parkhaus neben dem Krankenhaus einparkte, während die Scheibenwischer quietschend die letzten Tropfen von der Scheibe entfernten.
    Nur zögerlich stieg sie aus, folgte Walde und las auch beim Gehen weiter. Auf der Einfahrt zum Krankenhaus trafen Regentropfen das Papier. Sie färbten die Schrift dunkel, saugten sich in die Peripherie und ließen die Tinte unscharf werden. Erst da spürte Gabi den Regen auf Stirn und Nase. Kaum hatte sie die Blätter unter den Aufschlägen ihrer Jacke in Sicherheit gebracht, erreichten sie das weitläufige Vordach der Klinik, wo Katja Bröding sie in Begleitung eines groß gewachsenen jungen Mannes erwartete, der den Arm um sie gelegt hatte.
    Für einen Moment überlegte Gabi, wie es wäre, wenn ihr Freund Ben dort unten liegen würde oder ihr Sohn. Allein der Gedanke löste einen Schmerz in ihr aus, der sie die Hand auf das Zwerchfell drücken ließ.
    Eine Stunde später saß Katja Bröding mit Gabi und Walde am Tisch eines Besprechungsraums des Präsidiums. Ihr Sohn Jakob wartete draußen im Flur. Gabi wollte die Witwe zum einen nicht mit den Fotos in den Büros und zum anderen nicht mit der aseptischen Atmosphäre in den Vernehmungsräumen konfrontieren. Der Besuch in der Pathologie war sicher schwer genug für sie gewesen. Gabi hatte sie auffordern müssen, ihre Regenjacke auszuziehen. Einen Kaffee hatte sie abgelehnt, aber sich dann doch einen Becher Wasser geben lassen, aus dem sie nun in kleinen Schlucken trank.
    »Wie geht es Ihrem Sohn?« Gabi war sich nicht mehr sicher, ob er Johann oder Jakob hieß.
    »Er scheint im Moment der Stärkere von uns beiden zu sein.« Das Atmen fiel ihr nach den Weinkrämpfen in der Gerichtsmedizin noch sichtlich schwer. »Aber ich weiß nicht, wie es in ihm aussieht.«
    »Was machen Sie beruflich?« Gabi wusste es, sie wollte Katja Bröding mit diesem Thema auf ein vertrautes Terrain führen, um so möglicherweise Zugang zu ihr zu finden. Während die Witwe von ihrer Arbeit an einer Sonderschule berichtete, gewann ihre Stimme wieder an Festigkeit. Gabi stellte Fragen, die sie wirklich zu interessieren schienen, und erzählte auch von ihrem kleinen Sohn. Katja Bröding hob nun hin und wieder ihren Blick, den sie vorher nur gesenkt gehalten hatte, und schaute Gabi in die Augen. Gabi näherte sich langsam dem Punkt. Sie ließ sich von der Witwe schildern, wie sie darauf reagiert habe, dass ihr Mann über Nacht nicht nach Hause gekommen war.
    »Hin und wieder schläft er in der Kanzlei, eher selten, aber es kann vorkommen.«
    Gestern Morgen hatte sie, soweit sich Gabi erinnerte, andere Worte benutzt – ein Indiz für die Glaubwürdigkeit dieser Aussage.
    »Und am Morgen habe ich Jakob zur Schule gebracht und dann kamen Sie …« An ihrer Hand traten die Knöchel weiß hervor, als sie das Taschentuch darin zusammendrückte.
    Sie ließ den Kopf in ihre rechte Hand sinken, den Arm mit dem Ellenbogen auf den Tisch gestützt. Ihr linker Unterarm lag mit der offenen Hand auf dem Tisch. Gabi sah den schmalen Ehering und spürte, dass auch Frau Bröding darauf schaute, bis ihr Blick unscharf wurde.
    Walde schien zu

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