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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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von den vier Krankenhäusern bleibt wahrscheinlich auch keins ungeschoren.« Er zuckte zusammen, als ihm jemand einen Klaps auf den Rücken gab. Verdutzt schaute er dem, den restlichen Rauch ausblasenden Kollegen nach, der ohne zurückzublicken die Hand in die Höhe hielt, mit der er wahrscheinlich gerade die Kippe vor der Tür in den Ascher geworfen hatte.
    Burkhard Decker blickte ihm ebenfalls nach. »War das der …?«
    »Meier, der Vesuv vom Revier.«
    In diesem schlabbrigen Trainingsanzug wäre Bernd Hansen zu Hause nicht durchs Dorf gelaufen. Aber hätte er sich korrekt angekleidet, wäre es auf der Station aufgefallen. So nahm man an, er sei im Krankenhaus unterwegs, wie er das auch schon gestern gewesen war, als es ihm noch einen Ticken schlechter ging als heute. Vor der Tür zog er die Mütze aus der Tasche und stülpte sie sich über den Kopf, bis sie an die Ohren und tief in die Stirn reichte. An der Einmündung der Straße in die Allee wandte er sich in Richtung Bahnhof. Mit routiniertem Blick musterte er das Wasser in dem tiefer gelegenen Grünstreifen. Es würde wohl mindestens noch zwei bis drei Stunden dauern, bis es die Straße erreichte.
    Bald musste er langsamer gehen. Er war froh, länger an der roten Fußgängerampel an der Paulinstraße warten zu müssen. Der enge Verband ließ ihm kaum Spielraum zum Luftholen. Wenn das Gellen der Martinshörner mal ein wenig nachließ, gewann das Rauschen in seinem Kopf die Oberhand. Der Weg durch die Theodor-Heuss-Allee schien ihm endlos. Vor dem Schaufenster eines Büroausstatters verschnaufte er. Nur wenige Häuser weiter war die nächste Pause fällig. Endlich erreichte er das Telefon- und Internetcafé in der Bahnhofstraße. Er nickte dem Mann hinter der Theke zu und ließ sich vorsichtig auf einen der abgewetzten Drehstühle vor der langen Holzplatte mit Tastaturen und Monitoren niedersinken. Die Türen zu den Telefonkabinen waren offen.
    Das Getränkeangebot lehnte er stumm ab, während er mit der linken Hand die Adresse eines Wetterdienstes in die Tastatur eingab. Auf dem Monitor erschien die Wetterprognose für die nächsten Tage. Sie fiel überraschend gut aus. Es war nicht ratsam, heute von hier eine Mail abzuschicken.
    Wenn sie in diesen Laden zurückverfolgt wurde, dann würde er als einziger Gast um diese Zeit mit Sicherheit vom Betreiber identifiziert werden. Er kramte eine Schmerztablette aus der Hosentasche und schluckte sie trocken hinunter.
    Gerne hätte er sich etwas zu trinken bestellt, aber dafür hätte er sprechen müssen und damit seine Nationalität verraten. Hier verkehrten sicherlich viele Ausländer und als solcher konnte er mit seinem braunen Teint und den Klamotten durchaus gehalten werden. Auch wenn es mit einer Hand sehr umständlich war, hatte er die Adresse von Vera Helmes schnell gefunden. Danach suchte Hansen im Stadtplan, wo die Straße lag.
    Die auch im weiteren Verlauf leere Straße bot einen gespenstischen Anblick. Fast an jedem zweiten Haus hing ein rotes Plakat. Ohne die Fahrbahn länger aus den Augen zu lassen, registrierte Walde die Eingangsstufen zu den Türen der tiefer gelegenen Häuser. Sie hatten allesamt nur eine, während er an dem Haus, gegenüber dem er nun anhielt, zwei Stufen zählte. Auch hier waren die Öffnungen der Kellerfenster bereits mit Sandsäcken verbarrikadiert.
    Das Haus, in dem er wohnte, war das letzte in der Reihe und lag etwas höher als das davor. Überhaupt hatte die Straße von hier aus ein leichtes Gefälle. Das konnte er auch an dem Rinnsal feststellen, das in seine Richtung am Bordstein entlang die Straße hinunterfloss. Bevor er die Straße überquerte, wartete er einen Wagen der Feuerwehr ab, der langsam herannahte. Auf das einsetzende Rauschen des Lautsprechers folgte eine blechern klingende Stimme: ES
    IST DAMIT ZU RECHNEN, DASS DIE MOSEL IM LAUFE DES TAGES DIESE STRASSE ÜBERFLUTET. BITTE KELLER UND ERDGESCHOSSE RÄUMEN.
    Diesmal hörte Walde genau zu. Auch an der Wand des Nachbarhauses hing eines der roten Plakate.
    Hinter der Haustür wischte er sich die Schuhe auf dem Lappen trocken, der über die Fußmatte gespannt war. Sein Blick streifte rechts die Tür, die in den Keller führte, und fiel auf die drei Stufen, über die er sich im Hausflur des Öfteren mit Kinderwagen, Fahrrad oder Bobby-Cars quälen musste. Jetzt wirkten sie wie ein kleines Bollwerk gegen die Unbilden der Natur.
    In der Wohnung war es ruhig. Er schaute nacheinander in alle Zimmer. Auch Minka war nirgends

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