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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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zu sehen. Schließlich entdeckte er die Katze auf einem Stuhl der überdachten Gartenterrasse. Sie konnte sich im Notfall über den Baum, der ihr manchmal als Leiter auf die Mauer diente, davonmachen. Daran dachte er, als er drei rote Schnecken beobachtete, die, wenige Zentimeter voneinander entfernt, an der Gartenmauer hochkrochen. Die winzige Schleimspur hinter ihnen verband sich schnell mit der Feuchtigkeit der Mauer. Verfügten diese Tiere über feine Sensoren, die sie vor Hochwasser warnten, so wie Ratten angeblich Schiffsunglücke vorausahnten? Oder schreckte sie das immer noch zunehmende Getöse der Hubschrauber und Einsatzwagen auf? Von Quintus keine Spur. Sein Futternapf stand leer gefressen neben dem der Katze.
    Auf Waldes Mobiltelefon befand sich keine Nachricht. In einer kurzen akustischen Pause zwischen Martinshörnern vermeinte er die Wohnungsklingel zu hören. Als Walde zur Terrassentür kam, war das Klingeln in Sturmgeläut übergegangen.
    Jo stand vor der Tür. Er trug Gummistiefel und einen grünen Parka, der ihm ein paar Nummern zu klein war. Links und rechts standen zwei riesige Rollkoffer, mit Gürteln umwickelt.
    »Ich dachte schon, es geht mir wie meinem Namensvetter«, sagte er, während er den einen Koffer am Griff packte und über die Eingangsstufen in den Flur trug.
    »Was ist deinem Namensvetter passiert?«
    »Eine alte Geschichte«, Jo tat sie mit einer Handbewegung ab. »Ist schon länger her. Etwa zweitausend Jahre.«
    »Du meinst Maria und Josef? Aber du heißt doch Joachim?«
    »Immerhin nennt man mich Jo, was auch eine Abkürzung für Josef sein könnte, und meine Frau, die Marie, die habt ihr ja schon aufgenommen.«
    »Sind da Goldbarren drin?«, fragte Walde, als er den zweiten Koffer anzuheben versuchte und ihn ächzend mit beiden Händen die zwei Stufen hinaufbugsierte.
    »Nur das Nötigste.«
    »Und das wäre?«
    »Die wertvollsten Bücher wie Lederstrumpf und Die Schatzinsel, ein paar Weinraritäten, Fotoalben, die wichtigsten Funde aus meiner Steinesammlung.«
    »Sonst nichts?«
    »Doch, Maries Schmuck habe ich natürlich nicht vergessen und das Parfüm, das ich ihr vor … ein paar Jahren zum Hochzeitstag geschenkt habe.« Er zwinkerte Walde zu.
    »Was treibt dich her?«
    »Treiben wäre um ein Haar der richtige Ausdruck gewesen.« Jo zog einen Koffer über die Fliesen des Flurs, wobei das Rollgeräusch so tief und hart klang, als würde eine Dampfwalze durchs Haus fahren. »Ich habe die ganze Nacht alles nach oben gebracht, was nicht niet- und nagelfest war. Und nun läuft die Mosel über den Hochwasserschutz. Ich bin noch gerade so zu Fuß über die Eisenbahnbrücke entkommen.«
    Er schnallte sich den großen Trekkingrucksack vom Rücken. Es rumpelte darin und ein Bogen Regentropfen sprühte auf die Fliesen, als er ihn auf dem Boden neben der Wohnungstür abstellte. »Eigentlich lebt ihr ja auch in der Gefahrenzone, aber wenn es denn sein soll, dann möchte ich mit euch und Marie zusammen untergehen.«
    Walde hob prüfend einen Gurt des Rucksacks an. Er konnte es sich nicht vorstellen, wie Jo diese Last die lange Strecke von zu Hause bis hierher hatte schleppen können.
    »Das waren nicht mal fünf Kilometer bis hierher«, Jo schien seine Gedanken erraten zu haben. »Da ist haltbares Essen drin, zum Teil Konserven, Eingemachtes, Zwieback, Kerzen, Gesellschaftsspiele, ein batteriebetriebenes Radio, Taschenlampen und sonstiger Kleinkram.«
    »Und du musstest keine Umwege machen?«
    »Nee«, Jo schüttelte den Kopf, wobei die Tropfen aus seinen Haaren stoben wie aus dem Fell eines nassen Hundes. »Außer hier in der Allee.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Da musste ich um die große Pfütze herumgehen.«
    »Welche Pfütze?«
    Vera Helmes schaute auf das winzige Zifferblatt ihrer Armbanduhr. Statt einer gefühlten halben Stunde waren nur kaum fünf Minuten vergangen, seit sie wieder zurück in die Wohnung gekommen war. Zum zweiten Mal schon stand sie im Schlafzimmer vor den Koffern, die sie gestern Abend aus dem Keller geholt hatte. Sollte sie vorsorglich das Nötigste packen, falls …? Ein dumpfes Pochen ließ sie aufhorchen. Sie ging aus dem Zimmer, in der Diele wurde das Geräusch lauter. Es schien aus dem Treppenhaus zu kommen. Vielleicht wäre Leo doch besser zu Hause geblieben. Sie lauschte mit dem Ohr an der Wohnungstür. Es kam von unten. So leise wie möglich schlüpfte sie ins Treppenhaus und hielt einen Augenblick mit angehaltenem Atem inne.
    Das Pochen

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