Aqua
Mobiltelefon tippte. »Vielleicht findet ihr da was.« Er deutete auf die Schrankwand.
»Das sollte nur ein Scherz sein«, fügte er hinzu, als Burkhard die Türen des Kleiderschranks öffnete.
»Herr Helmes wird nichts dagegen haben.« Der neue Kollege wirkte bis auf einen kleinen Bauchansatz muskulös und durchtrainiert.
»Grabbe, nun mach mal!«, drängte Walde, der nun ebenfalls an den Kleiderschrank getreten war. Gerade hatte er einen weiteren Krampf in seinem Fuß überstanden.
»Ich krieg keine Verbindung.« Grabbe hielt sein Mobiltelefon in die Höhe. Beim nächsten Versuch hatte er mehr Glück und konnte einen Notarzt bestellen.
»Bitte zieh’ der Frau die nassen Sachen aus!«, forderte ihn Walde auf, der, weiter von Wadenkrämpfen geplagt, Hose und Hemd ausgezogen hatte. Weil seine Hand immer noch blutete, waren die nassen Kleidungsstücke blutverschmiert.
»Kann das nicht jemand anders machen?«
»Du bist trocken, sollen wir uns den Tod holen? Hast du noch nie eine Frau ausgezogen? Du bist doch verheiratet!« Damit verließ Walde das Zimmer.
Während gleich darauf nebenan im Bad das Wasser rauschte, mühte sich Grabbe mit der schweren Weste von Vera Helmes ab. Die Frau hatte die Augen ein wenig geöffnet, war aber zu schwach, um ihm zu helfen. Sie trug keinen BH unter dem T-Shirt. Ihre Haut war sehr weiß. Grabbe wollte es ihr möglichst schnell über den Kopf ziehen und versuchte, ihr beide Arme hinter den Kopf zu legen.
»Was ist denn hier los?«, brüllte ein fremder Mann, der plötzlich in der Tür des Schlafzimmers stand. »Lass’ sofort meine Frau los!«
»Das ist nicht so, wie es aussieht!« Grabbes Stimme überschlug sich, als er den Knüppel mit dem eckigen, metallglänzenden Knauf in der erhobenen Hand des Mannes sah.
»Ihr Schweine!« Der Mann stürzte ins Zimmer. Er nahm Kurs auf Grabbe, stoppte kurz ab, als der zweite Mann, der nur Unterwäsche trug, einen Berg Kleider samt Bügel aus dem Schrank riss. Er entschied sich dann aber doch für den Kerl, der seine Frau belästigt hatte. Wie ein Torero das rote Tuch schwang Burkhard die Kleider in Richtung des wilden Angreifers, der sich darin verhedderte, über die Bettkante stolperte und neben Grabbe landete. Der hatte sich, zu Tode erschreckt, nach hinten fallen lassen und hielt beide Arme abwehrend vor den Kopf. Sein Kollege stürzte sich auf den im Kleidergewirr gefangenen, für einen Moment reglosen Mann.
»Herr Helmes, wir sind von der Polizei!«
Der Mann verhielt sich ruhig. Kein Wunder, Burkhard saß auf ihm und hatte seine Arme fixiert. Er stieß den Atem aus, bevor er seinen Kollegen aufforderte: »Grabbe, zeige ihm den Dienstausweis.«
»Der kann doch gar nichts sehen«, Grabbe tastete seine Jacke ab.
Für einen Moment schaute Burkhard zu seinem Kollegen. Zu spät bemerkte er, wie etwas aus dem Bündel nach oben schoss und ihn hart an Wange und Nasenflügel traf. Sein Nasenflügel schien abgerissen, das Jochbein zertrümmert zu sein.
Burkhard hatte eine gute Reaktion, doch wunderte er sich, wie er es nach diesem Schlag schaffte, den Arm des Mannes unter sich zu ergreifen. Noch überraschter war er, dass sich das, was er für einen Steakklopfer gehalten und das wohl sein Gesicht zerstört hatte, als waffenlose blanke Faust herausstellte.
Auch wenn er beide Arme des Mannes, nachdem er ihn in Bauchlage gebracht hatte, etwas fester als nötig auf dessen Rücken nach oben drückte, so versuchte er, sich zusammenzureißen und keinen Return bei dem sich immer noch aufbäumenden Mann zu landen. Dies schien auch Grabbe zu bemerken, der dem Angreifer erstaunlich flink Handschellen anlegte.
Vor ihnen verhallte das Rollgeräusch der Bahre, auf der Vera Helmes lag. Sämtliche Krankenwagen waren im Dauereinsatz. Und so mussten zwei Krankenpfleger und ein Arzt zu Fuß aus der nahen Schwesterklinik herbeieilen. Die unterkühlte Frau hatte wieder das Bewusstsein erlangt, war aber noch in kritischem Zustand. Nun schoben sie, unterstützt von Leo Helmes, die Verletzte im Laufschritt in Richtung Krankenhaus.
»Jemand muss die Kartons vor die Kellertür gestellt haben. Die sind nie und nimmer von selbst umgefallen.« Burkhard Decker war am Geländer des Notstegs stehen geblieben und wrang ein paar Tropfen aus seiner Hose. Waldes nasse Klamotten steckten in einer Plastiktüte. Die schlecht sitzende Kleidung, die er nun trug, hatte er von dem um einen Kopf kleineren Ehemann von Vera Helmes ausgeliehen. Nachdem dieser erfahren hatte, was
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