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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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zwischen den Autos hindurchging. »Wer das Melken nicht gewohnt ist, macht spätestens nach der fünften Kuh schlapp … ich kann das gar nicht. Der Papa und die Oma haben die meisten gemolken, die haben das Gefühl dafür noch voll in den Händen.«
    Walde kostete es Überwindung, zwischen zwei nahe beieinander stehenden Kühen hindurchzugehen. Obendrein befürchtete er, in Exkremente zu treten. Die Gitterroste auf dem Boden verhinderten zwar große Kuhfladen, aber auch kleine Reste würden sich auf seinen aus den Sandalen ragenden Socken nicht gut machen. Die Tiere blieben ruhig. Zwischen ihnen entstand eine angenehme Wärme, die den Geruch noch verstärkte.
    Im hoch technisierten erhöhten Melkstand, wo normalerweise die Kühe maschinell gemolken wurden, fanden sie Klaus Holtzer, der einer Kuh, die gerade weggeführt wurde, einen Klaps auf den Schenkel versetzte. Anschließend wischte er den Euter der nächsten Kuh mit einem Tuch ab. Neben ihm stand eine alte Frau in dunkelblauer Kittelschürze und einem Kopftuch mit ähnlichem Stoffmuster. Vier weitere Männer im vorgerückten Alter waren ebenfalls am Melken. Andere, darunter Holtzers Sohn Sven, schienen sich darum zu kümmern, die gemolkenen Kühe in den Stall zurückzubringen und noch zu melkende Kühe zu holen.
    Der dünne Strahl der aus den Zitzen spritzenden Milch erzeugte im Rhythmus der Handbewegungen des Melkers einen hellen Klang an der Eimerwand.
    »Herr Holtzer, dürfen wir Sie einen Moment sprechen?« Walde wusste, dass nicht nur Holtzers Mutter, sondern auch der Mann nebenan ihn verstehen konnten.
    »Das hier ist sowieso meine letzte.« Der dunkle Bass von Holtzers Stimme schien die Kuh zu beunruhigen. Sie wendete den Oberkörper ein wenig. Er sprach beruhigend auf sie ein, während er beide Arme nach unten baumeln ließ und sie kräftig ausschüttelte.
    »Energiebauer ohne Saft, das wäre die passende Schlagzeile. Da hat man die Dächer voller Kollektoren, die übrigens weiter fleißig ins Netz einspeisen, und sitzt selbst auf dem Trockenen.« Er fuhr sich mit dem Unterarm über die schweißglänzende Stirn. »Da wähnt man sich vom Netz unabhängig, und wenn es darauf ankommt, klappt es nicht. Immerhin kriegen wir ein Notstromaggregat.« Er hob den Zeigefinger. »Heute noch!« Holtzer wandte sich wieder dem Tier zu. Wie es Walde schien, wechselte er nun die Zitzen. »Gelernt ist gelernt, gell Mama!«
    »Jao, Klaos.« Die alte Frau drehte ihm kurz ihr von Altersflecken übersätes Gesicht zu.
    »Ich warte draußen auf Sie«, teilte ihm Walde mit.
    »In Ordnung.« Unter Holtzers flinken Händen spritzte weiter Milch in den Eimer.
    Noch bevor Klaus Holtzer herauskam, hatte Burkhard Walde berichtet, dass ihm ein paar Leute unabhängig voneinander bestätigt hatten, Holtzer sei seit heute Früh ununterbrochen auf dem Hof gewesen.
    Holtzer, der vor Publikum im Stall aufgeschlossen gewirkt hatte, verwies nun die beiden in knappem Ton darauf, sich an seinen Anwalt zu wenden, und trottete gleich wieder zurück, ohne sich umzublicken.
    »Was meinst du?«, wandte sich Burkhard an Walde, als sie wieder auf der Landstraße unterwegs waren. »Idesheim liegt fast auf der Strecke.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.« Walde befühlte die Lüftungsschlitze im Armaturenbrett. »Es würde mich interessieren, was die Bröding …«
    »Ich hab’ an Sebastian Engels gedacht«, unterbrach ihn sein Kollege.
    »Warum?«
    »Intuition. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Frau ein Bolzenschussgerät als Mordwaffe verwendet.«
    »Und eine Tür mit einer Kiste blockiert?«, fragte Walde.
    »Das schon, aber mir scheint, derjenige, der bei Vera Helmes im Keller war, ist auch der Mörder von Bröding.«
    Am Reiterhof sprachen sie einen Mann an, der mit einer Schubkarre voller Mist aus dem Stall kam. Er wies ihnen in wenigen Worten mit osteuropäischem Akzent – es schien sich um Sergej zu handeln – den Weg zur Reithalle. Dort saß ein junger Reiter auf einem edel wirkenden Pferd, das in leichtem Galopp auf einem Rundkurs unterwegs war. Seine schwarze Mähne war in gleichmäßige Zöpfe geflochten. Die Bänke der kleinen Tribüne waren leer.
    Bevor sie auf der Geraden an eine der auf dem Boden liegenden rot-weißen Stangen gelangten, gab der Reiter dem Pferd ein halblautes Kommando. So drehte er zwei Runden, ließ das Pferd in Trab fallen und tätschelte ihm den Hals, während sie sich durch das tiefe Geläuf der Tribüne näherten.
    »Sebastian müsste im

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