Aqualove
Peter.“ Der Rothaarige, der als Letzter aus dem Wasser geklettert war. Er schien sich nun gefasst zu haben. Er schaute mir klar und eindringlich in die Augen. In seinem Blick waren Mitleid und Wissen halb und halb gemischt.
„Hallo.“ Er klang ganz normal.
„Hi, Peter!“
Plötzlich war da so viel nackte Haut, die Sonne schien warm, und Gerüche von Sonnencreme, frisch gemähtem Gras und Salz benebelten mich. Es war, als hätten Wetter und Umgebung mich gefügig und weich gemacht. Ich spürte keine inneren Widerstände mehr. Alle Zeichen waren auf Anfang gestellt.
„Ich habe den Pool mit Salzwasser füllen lassen. Es ist temperiert und wird permanent gefiltert. Und es gibt einen unterirdischen Zugang zum Mirror Lake.“
„Warum all der Aufwand?“ Es war unglaublich, so viel frisches Wasser zum Schwimmen. Ein absurder, maßloser Luxus.
„Damit alles so ist, wie ich es kenne“, antwortete er hölzern. „So wie du es kennst. Hätte ich einen Fisch gefragt, hätte ich wahrscheinlich eine ähnliche Antwort bekommen.“
„Wahrscheinlich.“ Ethan sah mich direkt an. Ich hatte den Eindruck, etwas Entscheidendes verpasst zu haben.
„Wenn du nicht gern schwimmst, tauchst du vielleicht gern.“
„Ich und tauchen? Ich war seit Jahren nicht mehr im Wasser. Außerdem ist das Wasser in deinem Pool so tief, dass ich nach dem Hochkommen wahrscheinlich eine Dekompressionskammer bräuchte.“
Ethan lächelte. „Es ist wirklich tief, aber vorn am Rand zum Haus hin nicht. Pass auf!“
Er ging zu dem Ende des Pools, das der Küche am nächsten lag. Bei fünfzig Metern wurde daraus eine kleinere Wanderung. Dann zog er seinen Ring ab, den er am linken kleinen Finger getragen hatte, und warf ihn am Rand ins klare Wasser. Er sprang mit dem Kopf voran ins Becken und schwamm blitzschnell am Boden entlang bis zur Mitte des Pools, wo ich noch immer stand. Langsam tauchte er auf. Ich fand ihn sehr anmutig und schön.
„Komm mit zum anderen Ende.“
Ich lief an der Kante entlang und sah zu, wie er elegant und schwerelos am Boden entlangglitt. Mit Leichtigkeit hob er sich aus dem Wasser. Wenn man ihn unter Wasser gesehen hatte, kam er einem an Land fast ungelenk vor. Jetzt würde ich wohl neue Maßstäbe in puncto Ungelenkigkeit setzen. Ethan zeigte auf das andere Ende des Pools.
„Du steigst einfach ins Wasser und tauchst, so weit du kannst, am Boden entlang.“
„Warum am Boden entlang und nicht unter der Wasseroberfläche?“, fragte ich.
„Weniger Auftrieb“, antwortete er kurz.
Die anderen Gäste hatten sich auf verschiedenen Sitzgelegenheiten niedergelassen, unterhielten sich oder dösten auf den Planken in der Sonne vor sich hin. Die Spannung von vorhin war verschwunden. Ich gab mir einen Ruck und setzte mich an den Beckenrand. Mit den Fußspitzen testete ich die Wassertemperatur. Es schien annehmbar warm. Langsam ließ ich mich ins Wasser gleiten. Mein Kopf schaute heraus, und ich konnte gerade noch stehen. Es roch nach Meer und fühlte sich gut auf der Haut an.
„Ich hoffe, du bist als Arzt auf Erste Hilfe bei Badeunfällen eingestellt.“
Ethan beobachtete mich mit einer Mischung aus Heiterkeit und Anspannung. Ich holte kurz Luft, schloss die Augen und steckte den Kopf unter Wasser. Dann öffnete ich die Augen wieder und bemaß die Entfernung, die vor mir lag. O Gott! Die Strecke erinnerte mich an die Landebahn eines großen Flughafens. Glitzerte da etwas am anderen Ende? Ich stieß mich von der Wand ab und streckte die Arme nach vorn. Mit schnellen Beinschlägen schwamm ich am Boden entlang auf mein Ziel zu. Ich zählte. Eins, zwei, drei, o Gott, mein Herz pochte ... sechs, sieben. Ich brauchte Luft und strebte nach oben. Ich durchbrach die Wasseroberfläche. Die geschätzte Entfernung betrug nicht einmal zehn Meter.
Ich schwamm zurück, wartete nicht auf Ethans Kommentar, holte tief Luft, ging unter Wasser, visierte mein Ziel an und tauchte. Diesmal waren es nur acht Meter, bevor ich dachte, meine Lungen würden explodieren. Ich hievte mich aus dem Wasser. So würde ich es nicht mal bis zur Mitte schaffen. Ethan war hinter mich getreten.
„Es gibt ein paar Tricks“, verriet er mit einem Lächeln in der Stimme.
„Erleuchtet mich, Meister Yoda!“
„Erstens hole nicht zu viel Luft – vielleicht etwas mehr als für einen normalen Atemzug.
Zweitens spare deine Kräfte. Dein Arm- und Beinschlag sollte kräftig, aber nicht hektisch sein. Drittens halte den Blick zum Boden gesenkt. Wenn du
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