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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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deinen Hals überstreckst, entsteht automatisch ein Gefühl der Enge. Behalte dein Ziel trotzdem gedanklich im Auge. Und last, but not least: Bleibe ruhig.“
    Tauchen – die Aufgabe hatte mich gepackt. Konzentriert stieg ich wieder ins Wasser. Anstatt neue Leute kennenzulernen und mich zu unterhalten, übte ich tauchen. Außerdem hielt es mich davon ab, ständig Ethan anzustarren. Nach einer Stunde und fünf weiteren Versuchen hatte ich immerhin zwanzig Meter geschafft. Ethan hatte sich zu ein paar Typen gesellt, die er mir als Steven und Andrew vorgestellt hatte, wenn mich meine Erinnerung nicht trog. Gelegentlich sahen sie zu mir herüber.
    Ich fand Gefallen am Tauchen. Es war ruhig, langsam und eher eine Frage des Kopfes als der körperlichen Fitness. Es war eine annehmbare Herausforderung. Tatsächlich war es für mich eine unmögliche Aufgabe, so lange die Luft anzuhalten, aber es spornte meinen Ehrgeiz an. Meine innere Uhr zeigte circa drei Uhr an, als ich zum achten Mal ins Becken stieg. Keiner der anderen Gäste hatte seitdem mehr den Pool betreten, als folgten sie einem ungeschriebenen Gesetz. Mir war es recht. Allein fühlte ich mich sicher im Wasser – und nicht ganz so unbeholfen. Ich konzentrierte mich hart und zählte innerlich nochmals alle wichtigen Punkte auf: Kopf runter, nicht zu viel Luft, tief am Boden bleiben, Ruhe bewahren. Ich tauchte, stieß mich von der Wand ab und glitt am Boden entlang. Eins, zwei ... fünf, sechs ... neun, zehn ... zwölf, dreizehn ... ruhig bleiben, die Luft reichte ... fünfzehn – und hoch. Ich holte tief Luft, schnell hintereinander. Es war erhebend. Ich stand circa sieben Meter von der gegenüberliegenden Seite entfernt. Ich hatte über vierzig Meter tauchend zurückgelegt!
    Das salzige Wasser lief mir aus den Haaren in die geröteten Augen. Mein Brustkorb hob und senkte sich in kurzen Intervallen. Ich war mit mir zufrieden. Ethan blickte zu mir herüber und hob einen Daumen nach oben. Er lächelte anerkennend. Seine Bewunderung war mir wichtig. Ich suchte mir ein sauberes Handtuch, das noch gefaltet auf einem der Stühle lag, und trocknete mich sorgfältig ab. Für heute hatte ich genug vom Wasser. In der Sonne war es warm. Es wehte nur ein laues Lüftchen, das eine Vorahnung vom Sommer mit sich brachte.
    Ich breitete mein Handtuch auf dem Boden aus, legte mich hin und hatte die Augen kaum geschlossen, als ich schon erschöpft in den Schlaf driftete. Erst ein Schatten auf meinem Gesicht weckte mich. Ich legte den Arm über die Augen und schaute nach oben.
    „Wenn du hungrig bist, wir sind in der Küche. Ganz hinten links.“
    „Okay, danke, Felix.“ Träge stützte ich mich auf den Ellbogen und beobachtete, wie Felix wegging. Die anderen verließen nach und nach die Terrasse. Ethan konnte ich nicht sehen. Ich war allein. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren und fühlte mich benommen und verwirrt. Wenn ich jetzt gepflegte Konversation machen sollte, würde ich Probleme bekommen, zusammenhängende Sätze von mir zu geben. Ich beschloss, noch einmal ins Wasser zu steigen, um wach zu werden.
    Ich erhob mich träge und ließ mich langsam vom Rand ins Wasser hinabgleiten. Die Idee kam mir nur kurz, aber warum eigentlich nicht? Ich zögerte. Ich hatte außer den paar Keksen im Auto nichts mehr gegessen. Seit den wenigen Schlucken Wasser, die ich getrunken hatte, waren auch schon wieder einige Stunden vergangen. Ich war müde. Aber warum nicht? Nur ein halbherziger letzter Versuch. So bald würde ich nicht mehr dazu kommen. Ich schwamm zum Ende des Pools, drehte mich um und ließ mir geruhsam Ethans Hinweise nochmals durch den Kopf gehen. Dann atmete ich ein, aus, nochmals ein und stellte mir vor, wie meine Hand den Ring am anderen Ende des Pools berührte – seinen Ring.
    Ich tauchte unter, stieß mich zum neunten Mal an diesem Tag ab, machte mich lang und dehnte Zeit und Raum. Ich hätte ewig so gleiten können. Die Stille umfing mich wie ein warmer Mantel, der Boden floss unter meinen Augen hinweg. Manchmal fühlte ich die leichte Berührung meiner Beine mit dem Untergrund. Bei dreizehn spürte ich ein Engegefühl in der Kehle. Bei fünfzehn verschwand es. Ich hörte einfach auf zu zählen und versuchte nur noch, das Gefühl eigenartiger Schwerelosigkeit festzuhalten. Dann schlugen meine Finger an der Wand an.
    Ich zwang mich, nicht sofort krampfhaft aufzusteigen und nach Luft zu ringen. Meine Augen suchten den Boden ab. Da lag er! Meine Lungen schrien nach Luft,

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