Aqualove
aufhörte, würde ich rangehen müssen. Viermal – Mist!
„Ja.“ Ich klang meiner Verfassung entsprechend ungnädig.
„Hi, Nia. Ethan hier.“
Mein Puls beschleunigte sofort auf doppelte Schlagzahl. Ich richtete mich seitlich auf dem
Ellbogen auf.
„Es ... Bitte entschuldige, dass ich mich am Freitag so aufgeführt habe. Du hast mich gereizt“, formulierte er doppeldeutig. Er klang ernsthaft zerknirscht.
Ich schwieg.
„Ich habe an dich gedacht, und ich möchte mein Verhalten wieder gutmachen. Bist du noch dran?“
„Hm ...“, gab ich unbestimmt zurück.
„Ich habe heute ein paar Freunde hier. Wir machen es uns in der Sonne am Pool bequem.
Warum kommst du nicht vorbei und feierst ein bisschen mit?“
„Ethan! Du hast mir Angst gemacht.“
Schweigen. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
Ich dachte kurz nach. Ein Nachmittag mit Ethan. Das war ... es war wunderbar. Ich schämte mich bei dem Gedanken, dass ich Lust hatte, ihn zu sehen. Ich lächelte. In meinem Bauch kribbelte es. Es war traurig, aberwitzig, vielleicht auch dumm. Sollte ich mich all den Warnungen zum Trotz auf ein Treffen einlassen?
„Ich will keinen Ausschlag bekommen.“
„Bekommst du nicht. Das Wasser ist sauber.“
„Ich will das Foto.“
„Kommst du nur wegen des Fotos oder auch wegen mir?“
Ich zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten. „Ich habe keinen Badeanzug. Und ich brauche einige Zeit, bis ich bei dir draußen bin.“
„Schau mal draußen vor die Tür!“ Seine Stimme klang verschwörerisch.
Ich schlug die Bettdecke zurück, zog mein T-Shirt runter und ging auf den Zehenspitzen zur Tür. Ich schloss auf und blickte nach draußen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah ich den blauen DS. Felix schaute zu mir rüber und winkte. Ich hob kurz die Hand. Wow. Das war wohl meine Mitfahrgelegenheit. Dann kurbelte Felix die Scheibe hinunter und rief: „Schau mal vor deine Füße!“ Ich blickte nach unten und entdeckte ein braunes Päckchen direkt vor meinen Zehen. Ich beugte mich nach unten, nahm es in die rechte Hand und presste das Mob zwischen linkes Ohr und Schulter. Dann fragte ich Ethan: „Ist es das, was ich denke?“
„Ich denke schon.“
„Ich hoffe, er ist blau. Sonst muss ich aus Prinzip am Rand sitzen bleiben.“
„Lass dich überraschen!“ Man konnte sein Lächeln durch die Leitung hindurch spüren.
„Okay, danke. Dann bis gleich.“
„Bis gleich. Ich freue mich.“
Er lauschte noch einen Moment auf meine mögliche Replik und legte auf. Ich nickte Felix kurz zu, bevor ich die Tür schloss, und sprintete ins Bad. Das Paket legte ich auf den Tisch. Ich wollte mir die Vorfreude noch eine Weile bewahren. Mit noch nassen Haaren suchte ich frische Kleider zusammen und zog mich an. Dann setzte ich mich an den Tisch, atmete kurz tief durch und riss das braune Packpapier auf. Mit zitternden Fingern öffnete ich den Deckel der goldenen Schachtel.
Der Badeanzug war atemberaubend. Er war schlicht, kobaltblau mit einem leichten Silberschimmer im Garn und hatte einen tiefen Rückenausschnitt. Er musste ein Vermögen gekostet haben. Ethan hatte gut zugehört. Ich stellte mich vor den Spiegel und hielt ihn mir vor den Körper. Er würde mir passen. Mit diesem Badeanzug hätte ich Noah von der Arche weglocken können.
Ich packte mein Geschenk in die Tasche, goss mir ein Glas Wasser aus dem Kühlschrank ein, trank es gierig aus, griff nach ein paar Keksen und rannte türknallend raus zum Auto, in dem Felix immer noch geduldig wartete. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Felix sah aus wie der nette Holzfäller von nebenan. Karierte Hemden gehörten wohl zu seiner Standardausstattung. Er begrüßte mich mit einem breiten Lächeln. „Das war schnell. Zumindest angesichts der Tatsache, dass ich schon eine Stunde an diesem schönen Sonntagmorgen hier stehe. Nur falls du dich noch erinnerst: Meine Nacht war kurz.“
Ich stopfte meine Tasche in den Fußraum des Beifahrersitzes. Mit einem kleinen Seitenblick auf ihn bemerkte ich: „Überwachungsaufträge sind eben zeitintensiv.“
Er lachte mit seinem tiefen Bass. „Hast du was gegen Musik?“
„Nicht, wenn sie laut ist und die Fenster auf sind.“
Felix machte die Musik an, und wir fuhren schweigend zu einer Menge pulsierender Elektrobässe aus Sandy Hills hinaus. Ich mochte ihn. Keiner um Ethan herum schien zu viele Worte zu machen. Auch Felix nicht. Es gefiel mir.
Die Straße war wie ausgestorben. Früher hatte
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