Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
Vom Netzwerk:
Schraubverschluss öffnete.
    Ich wusste, was sie meinte. Ich war einer von circa fünfhundert Millionen US-Bürgern.
    Zufällig wohnte ich im selben Ort wie Ethan Waterman. Wieso aber war gerade ich in seinen Dunstkreis geraten?
    „Wer hat all die Treffen initiiert? Du oder er?“
    „Eindeutig er.“ Mein Besuch bei ihm zu Hause nach unserem zufälligen Zusammentreffen beim Bäcker, unsere Verabredung im Restaurant, der Besuch bei ihm am Pool, alles war auf seine Einladung hin geschehen. Ich blinzelte kurz, als ich versuchte, zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Pearl und ich sahen uns schweigend an.
    „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll ...“, formulierte sie zögernd. „Als du ihn das erste Mal erwähnt hast, habe ich mir schon Sorgen gemacht. Aber diese Häufung von Treffen ist unheimlich. Was will er von dir?“
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte es mir selbst nicht genau erklären. Mittlerweile saß Pearl auf der Kante des kleinen Sofatischs, hielt mir die Flasche hin und schaute mich eindringlich an.
    „Er ist milliardenschwer und sehr einflussreich. Ich weiß, dass er skrupellos ist.“ „Woher?“
    Pearl sah weg. „Man hört so das eine oder andere.“ Warum war sie immer so ausweichend?
    „Was?“, fragte ich genervt.
    Pearl schwieg. Wir waren in einer Sackgasse. Warum hatte ich seit Tagen, vielleicht schon seit Jahren, das Gefühl, dass sie mir irgendetwas nicht sagte?
    „Keine Ahnung, Nia. Wenn er das nächste Mal anruft, sag einfach ab. Wenn Keeler dich zu ihm schickt, bist du krank. Jetzt hör doch endlich mal auf mich!“
    Traurig sah ich sie an. „Was weißt du, das ich nicht weiß?“
    „Ich weiß gar nichts“, erwiderte sie trotzig und sah über ihre Schulter hinweg, als wollte sie meinem Blick ausweichen. „Der Typ ist suspekt. Tu mir einen Gefallen und vergiss ihn!
    Andere Mütter haben auch schöne Söhne.“
    „Dafür ist es jetzt zu spät“, bekannte ich leise. Ich war müde.
    „Nia ...“ Aber Pearl wusste wohl auch nichts mehr zu sagen, was die seltsame Situation aufgelöst hätte. Ich versuchte, mich zu erinnern, ob es schon immer so gewesen war. Worte, Gefühle, die einer ehrlichen Verständigung im Weg standen. Ich kam mir vor wie ein Kurzsichtiger, der versuchte, einen wichtigen Brief zu lesen. Pearl hielt mir eine Brille hin, aber der Text wurde nur verschwommener. War ich zu dumm, oder enthielt sie mir etwas Wichtiges vor?
    Früher, am Anfang unseres Studiums, hatte es diese Missverständnisse nicht gegeben. Sie und ich, das war gesucht – gefunden. Warum unsere Freundschaft so gut funktionierte, konnte ich mir nie erklären. Aber wer musste schon erklären, warum er atmete. Wir hatten uns in einem Politikseminar kennengelernt, hatten uns zu Tode gelangweilt und die ersten Stunden damit verbracht, ein dämliches Game nach dem anderen auf unseren Mobs zu spielen. Pearl hatte mir irgendwann ausgeholfen, als die Professorin mich mit einer Frage zur damals aktuellen Umweltdiskussion im Kongress kalt erwischt hatte. Ich hatte sie für eine Streberin gehalten, was sie nachweislich auch war. Ihre Klamotten waren so unsäglich, dass man selbst als unvoreingenommener Mensch das Schlimmste vermutete. Als ich mich mit einem Kaffee bei ihr für die Schützenhilfe bedanken wollte, lernten wir uns näher kennen. Es war Liebe auf den zweiten Blick. Hatte es zwischen ihr und mir je zuvor Geheimnisse gegeben? Oder fischte auch sie nur im Trüben? Wann hatte dieser Nebel des Misstrauens begonnen, sich zwischen uns zu schieben?
    „Ich geh dann mal.“ Wie aus einem Sekundenschlaf aufgeweckt, sah ich, wie sie ihren Autoschlüssel aus der Tasche gezogen hatte und plötzlich vor mir stand. „Brauchst du noch was?“
    Ich stand auch auf. „Nein.“
    „Na, dann ...“
    „Toll, dass du die Schranktür repariert hast.“
    „War mir ein Vergnügen.“
    „Und danke, dass du vorbeigekommen bist.“
    Ungelenk umarmten wir uns: fest, weil da etwas war, und zögerlich, weil da etwas fehlte.

Überraschung
    „Hey!“
    „’tschuldigung!“, rief ich einem Typen zu, den ich beim Überholen gerade unsanft mit meiner Tasche gestreift hatte. Ich musste diesen Zug noch bekommen. Ich hatte schon viele Male gesehen, wie andere das Drehkreuz an dem Fahrkartenscanner seitlich übersprungen hatten.
    Ich war bisher zu feige für solche akrobatischen Einlagen gewesen. Heute ersparte mir der Zeitdruck weitere Ausflüchte. Wenn ich hängen blieb, würde ich mir nicht nur beide Hüftgelenke

Weitere Kostenlose Bücher