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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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war, hatte die Müdigkeit mich daran gehindert. Das Four Seasons meiner klischeehaften Fantasie hatte dem Galloway Inn Platz gemacht, barocker Schnickschnack mit einer wahnwitzigen Mischung aus Eiche rustikal und schwarz-weißen 1980ern. Der Innendekorateur war um seine ästhetischen Jugenderfahrungen zu bemitleiden. Was war schlimmer? Mein kranker Kopf oder die grausame Realität?
    „Kannst mich Alex nennen!“
    „Okay.“
    „Was ist mit deinem Finger passiert?“
    Wir schauten beide auf meinen nicht mehr ganz weißen Daumen.
    „Geschnitten.“
    „Oh. Dumm gelaufen.“
    „Yep.“
    Alex Styles hatte ihre braunen Cowboystiefel auf die Kante des kleinen schwarzen Tischs gestemmt. Die Sohlen sahen aus, als hätten sie schon einige Tausend Kilometer absolviert. Während sie versuchte, die fransigen braunen Haare zu einem Dutt aufzustecken, produzierte sie munter größere und kleinere Blasen. Für eine Sitcom-Darstellerin war sie ganz schön lässig.
    „Okay. Ich bin Nia Petit vom IN & OUT – Chicago.“
    „Angenehm.“
    Mein Mob stellte ich zwischen uns, um das Gespräch mitzuschneiden.
    „Ebenfalls. Sollen wir loslegen?“
    „Klar.“ Ihren Kaugummi klebte sie auf die Tischplatte, als sei das das eigentliche Startzeichen. Ich aktivierte die Aufnahme.
    „Alex, du bist für einen ‚Bonny‘ in der Kategorie beste Nebendarstellerin nominiert. Warum?“
    Nachdenklich, vielleicht etwas kritisch schaute sie mich an. „Vielleicht weil ich nicht so falsch rüberkomme wie die anderen Zicken. Authentisch nennt ihr das wohl. Vielleicht bin ich auch einfach nur gut.“
    Auch bei ihr kein Mangel an Selbstbewusstsein. Das musste eine neue Volkskrankheit sein. „Wie hast du die Rolle der Jane in ‚Home Mystery‘ überhaupt bekommen?“
    „’ne Freundin sagte, du, da ist ein Casting. Ich hab gerade Zeit, lern mit ihr auf dem Weg den Text. Komm da rein, erinnere mich an nix mehr. Hab dann einfach irgendwas erzählt. Das fanden die wohl gut. Dann hab ich noch – ganz gegen meine Gewohnheit – mit einem von den Typen geschlafen.“
    Beim letzten Satz grinste sie über beide Backen. Zwischen den leuchtend weißen Vorderzähnen bemerkte ich eine kleine Lücke. Eine Wahnsinnsfrau! Ich musste unwillkürlich lachen.
    „Du spielst eine Umweltaktivistin. Wie hast du die Rolle der Jane angelegt?“
    „Ich spiel mich eigentlich selbst. Mir ist die Umwelt auch ziemlich wichtig. Zumindest das, was noch von ihr übrig ist in diesem Scheißland. Bio, öko. Ich geb lieber etwas mehr dafür aus als für den ganzen genmanipulierten, verseuchten Scheiß. Aber was ist mit denen, die gar nichts mehr dafür ausgeben können? Wer tut denn schon noch was für unsere Umwelt?“ Zwei Unmutsfalten hatten sich auf ihre glatte Stirn geschlichen. Ihr plötzlicher Ärger überraschte mich. Seit über zehn Jahren hatte sich viel in Sachen Umweltschutz verändert. Ich zuckte mit den Schultern.
    „Immerhin hat dieser DNA-Typ neulich mal wieder was gespendet.“
    „Wer?“ Fragend schaute ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Na, dieser Waterman. Mit der Kohle werden Waldflächen aufgeforstet, Agrarflächen bereinigt, Frischwasserspeicher angelegt und so was. Ist doch gut. Die anderen reden doch nur. Ich steh eigentlich nicht auf Männer, aber für den würde ich vielleicht ’ne Ausnahme machen.“
    Mit Zeigefinger und Daumen rieb ich mir die Augenbrauen. Ich verspürte eine Ahnung von Kopfweh. Da war er wieder. Es war, als verfolgte mich Ethan bis in die entlegensten Ecken meines Daseins. Bis heute hatte er keinen Ton mehr von sich hören lassen. Aber über andere hörte ich ständig von ihm.
    „Alles okay?“ Alex sah mich besorgt an.
    „Ja, alles okay.“ Wie oft hatte ich mit diesem Satz in den vergangenen Tagen eigentlich schon gelogen?
    „Der Typ ist ein Phantom. Hab ihn leider noch nicht kennengelernt.“
    „Ist keine Bildungslücke“, bemerkte ich gequält.
    „Ach nee, woher willst du das denn wissen?“
    „Ist ’ne lange Geschichte. Aber falls du es genau wissen willst: Ich leide unter
    Verfolgungswahn, und es wird jeden Tag schlimmer.“
    Alex schaute mich nur an. Interesse, Mitleid oder Belustigung – ich hätte es nicht sagen können.
    „Du hast echt nicht alle Tassen im Schrank.“ War das in ihren Augen ein Kompliment?
    „Kann ich deine Nummer haben?“ Offensichtlich.
    Alex schaute mir direkt in die Augen. Ihre waren mandelförmig und fast schwarz.
    „Ich steh eigentlich nicht auf Frauen, aber für dich würde

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