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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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oberflächlich. Von der Seite sah sie beim Fahren aus, als wäre sie gerade aus einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche ausgebrochen. Wir fuhren beide in die Nacht hinein, und ich fühlte mich plötzlich mit ihr zusammen wie ein Gangsterpärchen auf der Suche nach dem nächsten Hit. Ich fragte mich, ob sie immer so tiefenentspannt war.
    „Was?“ Durch ihre überdimensionierten schwarzen Brillengläser sah sie mich belustigt an.
    „Du fährst gut.“
    Sie lächelte zufrieden. Ich erzählte ihr offensichtlich nichts Neues.
    An der nächsten Ampel hielten wir an. Ich mochte Country eigentlich nicht, aber was Alex da hörte, war in Ordnung. Vielleicht eine Johnny-Cash-Revival-Band.
    „Kennst du den?“
    Ich hatte gedankenverloren der Musik gelauscht und die Welt um mich herum fast vergessen. Fragend schaute ich zu ihr hinüber und folgte ihrem Fingerzeig. Verdammt! Ein Fluch lastete auf mir. Langsam ließ ich mich in meinem Sitz tiefer nach unten rutschen. Alex öffnete ihr Fenster. Die dämliche Ampel zeigte immer noch Rot.
    „Hi. Hast du was?“, hörte ich Alex’ Stimme.
    „Nettes Auto“, antwortete der Fahrer des anderen Wagens neben uns bewundernd.
    „Stimmt. Aber deiner ist auch nicht schlecht.“
    „Hi, Nia!“
    Langsam hob ich den Kopf aus der Versenkung. „Hi, Felix!“ Auf dem Beifahrersitz hatte ich
    den blonden Haarschopf hinter seinem riesigen Bruder sofort ausgemacht.
    „Hi, Ethan!“ Mittlerweile war ich wahrscheinlich komplett rot angelaufen.
    „Was macht der Daumen?“, fragte Ethan.
    „Alles okay. Danke der Nachfrage.“ Wie zum Beweis winkte ich mit der linken Hand. Alex hatte die ganze Zeit während unseres Wortwechsels nach vorn gesehen. Plötzlich, als wäre ihr Arm vom Körper getrennt, spürte ich ihre kühle Hand auf meiner heißen Wange. Die zärtliche Geste verstärkte die Durchblutung meines Gesichts nur noch.
    „Warum hast du nicht angerufen?“
    „Ich ...“ Ethan wirkte verunsichert. Sein Blick wanderte zwischen Alex und mir hin und her.
    „Es gab Schwierigkeiten. Tut mir leid. Ich melde mich.“
    „Klar“, gab ich unbestimmt zurück.
    Mittlerweile sahen fast alle schweigend aus dem Fenster außer Felix, der der Minimalunterhaltung mit einem Maximum an unverhohlenem Interesse gefolgt war. Gott sei Dank! Die Ampel zeigte Grün. Einige Wagen hinter uns fingen an zu hupen.
    „Wirklich hübsch.“ Es blieb offen, ob er den Saab oder Alex meinte. „Bis dahin, Mädels.“
    „Bis bald“, gab ich müde zurück.
    Alex grüßte nur wortlos mit der Hand, während sie den ersten Gang einlegte. Ein paar Meter noch fuhren wir nebeneinander her wie zwei perfekt synchronisierte, untrennbare siamesische Zwillingswagen, dann bog der Waterman-Clan ab.
    „Freunde?“
    „So was in der Art“, gab ich ratlos zurück. „Das waren Ethan Waterman und sein Bruder.“
    Wenigstens jetzt hätte sie überrascht aussehen können. Aber den Gefallen tat Alex mir nicht. Anerkennend äußerte sie: „Nett. ... Aber nicht so nett wie du.“
    Ich seufzte. „Da vorn rechts, die nächste wieder links. Dann ist es das dritte Haus auf der linken Seite.“
    Alex stellte den Motor ab und lehnte sich im Sitz zurück. Die Musik hatte abrupt aufgehört. Eine Weile schaute sie mich von der Seite an. Dann löste sie ihren Gurt und nahm ihren Kaugummi aus dem Mund. Den kleinen rosa Klumpen klebte sie an das Armaturenbrett. Mit ihrer rechten Hand strich sie mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Ich schaute sie an. Schräge Augen, dunkle schmale Augenbrauen, Charakternase. Ihr Mund war sinnlich mit der vollen, gerundeten Oberlippe. Würde mein Leben jetzt einfacher oder noch komplizierter werden? Ich fühlte mich zu durcheinander, zu überfordert, um meine Gurtschnalle zu lösen.
    Langsam beugte sie sich zu mir herüber. Ich schloss die Augen und wartete, bis ihre Lippen meine berührten. „I kissed a girl and I liked it ...“, sang in meinem Kopf eine Stimme den Oldie automatisch mit. Mit meiner Zunge spürte ich die kleine Zahnlücke zwischen ihren Vorderzähnen. Kirsche – Alex schmeckte besser als alles, woran ich mich in den vergangenen Jahren erinnern konnte.

Geständnis
    Ich lehnte an der rückseitigen Wand unseres Konferenzraumes und schaute auf die weißen Spitzen meiner Sneakers. Da ich zehn Minuten zu spät gekommen war, hatte ich keinen Sitzplatz in der Redaktionskonferenz mehr bekommen. Wie immer war die Luft in dem fensterlosen Raum stickig, der rechteckige ahornfarbige Riesentisch und die

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