Aqualove
Schalt dein Gehirn ein! Ich bin’s, Alex! Deine Alex.“
Wir sahen uns an. Ich war durcheinander, schämte mich. Ich wusste nicht so recht, wofür, aber das Gefühl war da. „Tut mir leid. Ich ... Weißt du was, Alex? Lass uns gehen.“ Ich hatte die Nase voll.
„Warum?“
„Ich habe es satt, dass mir alle etwas hinhalten und ich es nicht zu fassen bekomme.“
„Bitte, Nia.“ Alex sah plötzlich traurig aus. Sie legte ihre Hand auf meine. „Lass uns noch bleiben.“
„Warum?“, fragte ich trotzig.
Leise antwortete sie mit gesenktem Kopf: „Wer weiß, wann wir uns wiedersehen.“
Nachdenken
Ich dachte nach. Ich dachte wirklich ohne Unterbrechung nach. Ich grübelte hart. Aber ich kapierte es einfach nicht. Egal, wie ich es drehte, es machte keinen Sinn. Ethan war einflussreich und gefährlich. Okay. Ich hatte ein paar unbequeme Fragen gestellt. Okay. Bei all den Warnungen der letzten Tage hätte ich hauptberufliche Schattenboxerin werden können. Hätte Ethan mich umbringen wollen, es hätte schon hundert Gelegenheiten gegeben. Umbringen – wofür?, hätte jeder vernünftige Mensch angemerkt, obwohl mir der Gedanke allein absurd vorkam.
Es hatte mich erwischt, aber ich verliebte mich nicht einfach so. Zwischen uns war etwas – ich war mir sicher. So sicher ich mir sein konnte, ohne etwas zu wissen. Ohne seine Vorlage wäre ich nie auf der Zielgeraden eingebogen. „Blade Runner“, Alex mit ihrem Scifi-Scheiß, sie hatte mich ganz irre gemacht. Vielleicht war es ein Bild. Aber ein Bild wofür oder wovon?
In den ersten Tagen hatte ich immer noch auf einen Rückruf von Ethan gehofft. Jetzt, da ich schon seit einer knappen Woche nichts Vernünftiges mehr von ihm gehört hatte, ließ meine innere Unruhe langsam nach. Andere Dinge drängten sich in den Vordergrund. Ich war keine Enthüllungsjournalistin. Ethan Watermans Entlarvung würden bissigere Kollegen übernehmen müssen. Was war schon gewesen? Ich würde auf jemanden mit meiner Kragenweite warten müssen. Ich war gekränkt. Nur aus Stolz rief ich nicht die Nummer an, die Ethan mir in meinem Postfach hinterlegt hatte.
Das Andenken an meinen letzten Besuch bei ihm bemerkte ich kaum noch. Es wurde Zeit, mir die Fäden an meinem Daumen selbst zu ziehen. Ich beschloss, nicht mehr länger auf Ethan zu hoffen. Mit einer Pinzette, einer Nagelschere und etwas Überwindung widmete ich mich dieser ungewohnten Aufgabe. Ich war eine harte Nuss! Ethans Ring steckte immer noch an meinem Finger. Obwohl ich sonst nie Schmuck trug, hatte ich mich offensichtlich schon an sein Gewicht gewöhnt.
Es war Samstagnachmittag – ich hatte gerade mit meinem von Fäden befreiten Daumen ohne weitere lebensgefährliche Zwischenfälle Gemüse für meine Hauptmahlzeit geschnitten –, da klingelte mein Mob.
„Hi, Nia. Ich bin’s, Ethan.“
„Ethan wer?“
„Sehr witzig. Es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich hatte viel zu tun.“
„Willkommen im Club!“, antwortete ich halbherzig. Es war unheimlich, wie gut es sich mit einem Schlag anfühlte, seine Stimme zu hören.
„Wie geht es dem Daumen? Da ich gezwungen wurde, dein persönlicher Leibarzt zu werden, muss ich wohl noch ein paar Fäden ziehen.“
„Mein Leibarzt kann sich wichtigeren Dingen zuwenden. Die Fäden sind raus.“
Ich hörte förmlich, wie sein Kopf am anderen Ende arbeitete. „Oh, Nia! Du hast das doch nicht etwa selbst gemacht?“
„Doch. Ich hatte nicht vor, bis zum nächsten Weihnachtsfest zu warten.“
Meine Stimme klang für jemanden, der nicht verliebt war, einen Tick zu beleidigt. Ethan schwieg.
„Du machst mich fertig, ehrlich.“ Er zögerte. „Ich möchte dich gern treffen.“
„Wieso klingt das dann nicht so für mich?“
„Könnten wir die Hausfrauenpsychologie jetzt mal bitte in der Schublade lassen?“ Bemüht um Festigkeit sprach er weiter. „Ich möchte dich treffen. Wirklich. Morgen. Also Sonntag.
Gut wäre morgen früh um sieben am Picknickplatz am See.“
„Um sieben Uhr?“, fragte ich ungläubig. „Was für eine Art Rendezvous wird das denn?“
„Es ist früh, ja. Aber ich muss danach leider noch arbeiten“, antwortete er ausweichend.
„Das ist echt romantisch. Okay. Morgen um sieben am See. Keine Streitereien, kein Käse“, verlangte ich.
„Okay, keine Streitereien, kein Käse“, versicherte er mit einem Lachen in der Stimme. „Nia, ich ...“
„Kommt da noch was?“
„Nia, du hast mir gefehlt.“
„Du mir auch“, gab
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